Der zukünftige US-Präsident Donald Trump hat auf seiner ersten Pressekonferenz seit Ende Juli im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen russischen Geheimdossier allen Medien gedankt, die nicht die angeblichen Geheimdienst-Dossiers veröffentlicht haben. Ein derartiger Bericht hätte niemals geschrieben  und  veröffentlicht werden dürfen, schimpfte Trump. Der „Bericht über geheime Informationen ist reiner Unsinn" und ein „Schandfleck“ in den Akten einiger Nachrichtendienste.

US-Geheimdienste hatten Trump zuvor darüber informiert, dass Russland angeblich belastendes Material über ihn gesammelt haben soll. Ziel Moskaus sei es demnach, Trump mit Informationen über sein Privatleben sowie Geschäftsbeziehungen erpressbar zu machen, berichteten der Fernsehsender CNN und die "New York Times" am Dienstag (Ortszeit).

Dazu Trump auf seiner Pressekonferenz: Er habe „keine Deals“, keine Kredite oder sonstige Interessen mit Russland. Demnach sei da auch nichts, wodurch er erpressbar sei. Er sei sich aber im Klaren darüber, sehr verletzlich zu sein, wenn er im Ausland weile.  „Ich bin auch jemand, der Angst vor Bakterien hat“, sagte er.

Söhne übernehmen Geschäfte

Auf seiner Pressekonferenz bezichtigte Trump Russland, hinter den Hackingangriffen während des Präsidentschaftswahlkampfes zu stehen. „Es war Russland“, sagte Trump auf eine Reporterfrage. Dabei ist es noch nicht lange her, dass die diesbezüglichen Erkenntnisse der US-Geheimdienste angezweifelt hatte.

Trump kündigte außerdem an, er werde sein Firmenimperium offiziell an seine Söhne zu übergeben. Die Übergabe des Unternehmens werde vor dem 20. Januar, Trumps Amtseinführung, stattfinden, erklärte seine Anwältin Sheri Dillon. Es soll ein Fonds eingerichtet werden.

Auch Moskau dementierte die Berichte über kompromittierendes russisches Geheimdiesntmaterial über Trump. "Das ist vollkommen ausgedacht, es ist eine Ente", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Russland sammle weder Material über Trump noch über dessen demokratische Gegenkandidatin bei der Präsidentenwahl, Hillary Clinton. "Das ist eindeutig ein Versuch, die bilateralen Beziehungen zu stören", sagte Peskow in Moskau.

Ein früherer Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 soll die Berichte mithilfe russischer Quellen im Auftrag von Trump-Gegnern in den USA erstellt haben. Die Chefs von FBI, CIA und NSA sowie der nationale Geheimdienstdirektor informierten Trump, den scheidenden Präsidenten Barack Obama und acht führende Parlamentarier vergangene Woche darüber, wie CNN berichtete. Die Bundespolizei FBI untersuche Glaubwürdigkeit und Wahrheitsgehalt der Informationen. Laut "New York Times" schätzen US-Beamte den britischen Ex-Agenten als verlässlich und Russland-erfahren ein.

Sexfallen?

In den zunächst als nicht stichhaltig eingestuften Memos, über die es eine zweiseitige Zusammenfassung bei den US-Geheimdiensten geben soll, geht es nach Informationen der "New York Times" unter anderem um Sexvorwürfe im Zusammenhang mit Moskauer Prostituierten im Jahr 2013. Ferner soll sie Informationen zu Trumps Geschäftsbeziehungen nach Russland enthalten sein. Er soll von russischer Seite über Jahre mit guten Geschäften gelockt worden sein, diese aber abgelehnt haben, heißt es.

Beschrieben werden außerdem angebliche Treffen zwischen Trump-Vertretern und russischen Offiziellen während des US-Präsidentenwahlkampfs, bei denen unter anderem über russische Hackerangriffe auf die Demokratische Partei gesprochen worden sei. Dies sei mit Trumps Wissen und Unterstützung geschehen. Trump hat dies wiederholt bestritten.

Obamas Abschied

Die US-Regierung unter Obama wirft der russischen Regierung und dem Präsidenten Wladimir Putin seit längerem vor, mit einer Reihe von Hackerangriffen versucht zu haben, die Wahl zugunsten von Trump zu beeinflussen. Als Reaktion verhängte Obama vor wenigen Tagen Sanktionen gegen Moskau.

Der Präsident verabschiedete sich am Dienstag mit einer engagierten und emotionsgeladenen Rede nach acht Jahren im Weißen Haus von seinen Landsleuten. "Es war die größte Ehre meines Lebens, euch zu dienen", sagte er vor Tausenden Zuhörern in Chicago. Obama rief die Amerikaner auf, als aktive Bürger die Zukunft mitzugestalten. Gleichzeitig forderte der erste afroamerikanische Präsident dazu auf, die Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen in den USA endgültig zu beseitigen. "Wir müssen in die Haut des Anderen schlüpfen", sagte er. "Große Ungleichheit unterhöhlt unsere demokratischen Ideale."

Obama richtete emotionale Worte an seine Ehefrau Michelle, seine beiden Töchter sowie an Vizepräsident Joe Biden, den er als "Bruder" bezeichnete. Er widmete seine nach Angaben aus dem Weißen Haus selbst geschriebene Abschiedsrede der Demokratie, die es zu verteidigen gelte. "Wir können vorsichtig sein, aber wir dürfen uns nicht fürchten", rief er. Terroristen könnten Menschen töten, aber nicht ein Land wie Amerika in Gefahr bringen. Es sei denn, das Land lasse von seinen Werten ab.