Es wird Ingrid Felipes Bewährungsprobe: Nach dem Fiasko der Grünen bei der Nationalratswahl im vergangen Herbst unter ihrer Ägide als Bundessprecherin geht es für die Ökopartei bei den vier Landtagswahlen 2018 ums politische Überleben. Zudem muss die 39-Jährige (geboren am 22. August 1978 in Hall in Tirol), die bei einer Landesversammlung im November abermals zur Spitzenkandidatin gekürt wurde, ein achtbares Ergebnis einfahren, um eine Chance auf einen Verbleib in der Landesregierung zu haben - was ihre erklärte Präferenz ist.

Felipe betonte stets, dass es noch genug Projekte zu verwirklichen gäbe, die Grünen aber auch Opposition könnten. Ihre Polit-Karriere startete die studierte Betriebswirtin und langjährige Handball-Spielerin im Jahr 2005 als Finanzreferentin der Tiroler Grünen. Ab 2009 fungierte sie als Landessprecherin. 2012 zog sie für Maria Schreiber in den Landtag ein und wurde zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2013 gekürt, bei der die Grünen 12,59 Prozent der Stimmen holten - ihr zweitstärkstes Ergebnis im Lande.

Nach den erfolgreichen Koalitionsverhandlungen übernahm sie schließlich als Landeshauptmannstellvertreterin die Agenden Umwelt, Klimaschutz und Verkehr. Felipes Verhältnis zu Platter gilt als ausgezeichnet und ist von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Heikle Themen hatte man in der Koalition bis zuletzt umschifft. Die Mutter eines jugendlichen Sohnes gilt als gute Netzwerkerin.

Die Landtagswahl wird zur Schicksalswahl für die Tiroler Grünen. Gelingt ihnen das politische Comeback und nach dem Desaster bei der Nationalratswahl die zumindest landespolitische Wiederauferstehung oder geraten sie in den negativen Bundes-Sog. Und nicht zuletzt geht es auch um eine Fortsetzung der schwarz-grünen Landeskoalition.

Viel Druck für Felipe. Noch dazu, da sie ja als damalige Bundessprecherin für den Rausflug aus dem Parlament maßgeblich mitverantwortlich war. In den Monaten seit der Wahl nahm sich Felipe öffentlich ein wenig zurück. Mangelnde Motivation stellt sie in Abrede. Im Gegenteil: Nun wolle sie richtig durchstarten. Das wird auch nötig sein, denn wie immer in einem Wahlkampf hängt das "Wohl und Weh" zu einem Gutteil auch von der Frontfigur ab.

Konzentration auf Umweltschutz

Die Marschrichtung der Tiroler Grünen ist klar: Volle Konzentration auf Umwelt- und Naturschutz, klare (Plakat)-Werbebotschaften und massives Warnen vor einer möglichen schwarz-blauen Koalition analog jener im Bund. Als "Umweltfighter" zieht man in den Wahlkampf, die es notwendiger denn je brauche, um touristischen Auswüchsen Herr zu werden und den Lebensraum zu erhalten.

Zu einem Vorteil könnte den Tiroler Grünen gereichen, dass sie tatsächlich einiges an Erfolgen in ihrer Regierungszeit vorweisen können - gerade im Bereich des öffentlichen Verkehrs mit einem entsprechenden Ausbau, einer Tarifreform sowie dem Tirol-Ticket. Auch die Natura 2000-Nominierungen wären ohne Grüne wohl nicht so vonstattengegangen. Auch der "Luft-100er" sowie das sektorale Lkw-Fahrverbot kann die Öko-Partei auf ihrer Habenseite verbuchen. Parteipolitisch schmerzhaft ist, dass Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) das Transit-Thema in den vergangenen Monaten so an sich gerissen hat.

Grüne rittern gegen die FPÖ um Gunst der ÖVP

12,59 Prozent hatten die Grünen bei der Landtagswahl 2013 eingefahren. Es wird wohl nötig sein, nicht deutlich unter die Zehn-Prozent-Marke zu fallen, um im Regierungsspiel zu bleiben. Denn gleichzeitig ist laut Umfragen ein starker Zugewinn der FPÖ, die von nur 9,34 Prozent startet, zu erwarten. Um Schwarz-Grün II sicherzustellen, dürfen die Grünen keine Kleinpartei werden, unabhängig davon, ob die Schwarzen nach der Wahl überhaupt noch wollen mit ihnen.

Die Ausgangsposition ist alles andere als einfach. Auch weil die finanziellen Ressourcen - wegen der finanziellen Hilfe für die Bundespartei - diesmal mehr als begrenzt sind. Und auch das Migrations- und Flüchtlingsthema noch negativ nachhallen kann. Der 25. Februar 2018 - der wohl wichtigste Tag in der bisherigen Geschichte der Tiroler Grünen.