Als Walter Steidl nach dem Salzburger Finanzskandal und der Wahlniederlage bei der Landtagswahl 2013 die SPÖ als Landesparteichef übernahm, war das Selbstvertrauen der Partei - verdrängt auf die Oppositionsbank - stark angeschlagen. Dem Gewerkschafter gelang zwar eine Stärkung der Partei nach innen, ein großer Zugewinn bei der Wahl am 22. April scheint laut Umfragen fraglich.

Die ehemalige Landeshauptfrau Gabi Burgstaller hatte kurz vor der verlorenen Wahl 2013 - die SPÖ sackte mit minus 15,6 Prozentpunkten auf 23,8 Prozent der Stimmen ab - den damaligen LHStv. Steidl als "Signal für die Zukunft" bezeichnet. Der gestandene Gewerkschafter galt schon immer als Personalreserve, ihm wurden Attribute wie pragmatisch, bodenständig, Handschlagqualität, Verlässlichkeit und kollegialer Führungsstil zugesprochen.

Schock verdaut

Die Roten haben den Schock des verlorenen Landeshauptfrau-Sessels mittlerweile verdaut. Neu erfinden konnte der stets um Profilierung bemühte Landtagsklubobmann und Landesparteichef Steidl die Salzburger Sozialdemokraten natürlich nicht. Mit der Rolle als Oppositionspartei fand er sich nur bedingt ab.

Bevor 2013 die neue Koalitionsregierung aus ÖVP, den Grünen und dem Team Stronach unter Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) stand, meinte Steidl: "Opposition ist für jede gestaltende politische Kraft nur der zweitbeste Weg." Sein erklärtes Ziel lautet daher: "Zurück in die Landesregierung". Auf seiner politischen Agenda stehen soziale, wirtschaftliche und innere Sicherheit, also "ein gutes Leben für alle Salzburger".

In der Bundes-SPÖ hat sich Steidl im Mai 2016 bei der Ablöse des damaligen SPÖ-Bundeskanzlers und Parteichefs Werner Faymann bemerkbar gemacht. Eine personelle Erneuerung in der SPÖ sei "unumgänglich", meinte er und machte kein Hehl daraus, dass ihm der nunmehrige Ex-Kanzler Christian Kern gut gefiele.

Zugang zu den Benachteiligten in der Gesellschaft

Walter Steidl wurde am 28. August 1957 in Saalfelden geboren. Als zweites von drei Kindern eines Lkw-Fahrers und einer Reinigungsfrau wurde er bereits in jungen Jahren mit der Realität der Arbeitswelt konfrontiert: Seine Mutter wurde vom Arbeitgeber ohne ihr Wissen nicht angemeldet. "Das war mit ein Grund, warum ich Gewerkschaftsmitglied geworden bin. Seitdem habe ich einen besonderen Zugang zu den Benachteiligten in unserer Gesellschaft", sagte Steidl.

Nach der Pflichtschule schloss Steidl 1976 die Elektroinstallateur-Lehre ab. 1977 gründete er in seinem Ausbildungsbetrieb einen Betriebsrat, er wurde zum Betriebsrat gewählt. 1978 wurde er Jugendsekretär des ÖGB Salzburg. Er übersiedelte in der Folge beruflich und privat in die Landeshauptstadt. 1983/84 absolvierte er die Sozialakademie in Wien und war anschließend als Sekretär der GPA Salzburg tätig. 2003 wurde er Regionalgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier Salzburg.

Seit 1999 ist Steidl Abgeordneter zum Salzburger Landtag. Von 2007 bis 2009 war er Klubvorsitzender des SPÖ-Landtagsklubs. Am 3. Oktober 2012 wurde Steidl Nachfolger von Sozial- und Gesundheitslandesrätin Cornelia Schmidjell (SPÖ), die krankheitsbedingt zurückgetreten war. Nach dem Rückzug von Finanzreferent LHStv. David Brenner (SPÖ) aufgrund des Finanzskandals erbte Steidl im Jänner 2013 auch das Amt des Landeshauptmannstellvertreters. Nach der SPÖ-Niederlage 2013, Burgstallers Rücktritt und dem Gang in die Opposition wurde LAbg. Steidl am 5. Oktober 2013 zum Landesparteiobmann gekürt.

Steidl ist verheiratet mit Brigitte und Vater von vier Kindern. In seiner Freizeit genießt er "Bewegung in der Natur", er kocht auch gerne. Am liebsten liest er politische Sachbücher. Zu seinen Lieblingssongs zählen "Ein Hoch auf uns" (A. Bourani), "Dance me to the end of the world (L. Cohen) und "alles von Pink Floyd". Sein Lieblingsfilm ist "Pulp Fiction" von Quentin Tarantino.