Erstmals in ihrer Geschichte hat die SPD eine Frau an ihre Spitze gewählt: Beim Parteitag in Wiesbaden setze sich Favoritin Andrea Nahles mit 66,4 Prozent der Stimmen gegen Herausforderin Simone Lange durch. Lange kam auf 27,6 Prozent der gültigen Stimmen.

Die bisherige Fraktionschefin Nahles hatte in ihrer Parteitagsrede Fehler im deutschen Bundestagswahlkampf eingeräumt, die zum Absturz auf 20,5 Prozent der Stimmen geführt haben. "Wir haben im Wahlkampf gesagt, was unser Ziel ist, aber wir haben nicht gesagt, wie wir es erreichen wollen", sagte Nahles  auf dem Sonderparteitag in Wiesbaden. Die Germanistin Nahles hat einen umfassenden Erneuerungsprozess versprochen. Sie betonte, die SPD brauche einen solidarischen Rahmen für die Wirtschafts- und Finanzpolitik, ein "Konzept von einer solidarischen Marktwirtschaft".

So müssten Regeln festgelegt werden, die verhinderten, dass Gewinne in Steueroasen gebucht würden. Die SPD müsse sagen, wie sie neue Jobs in strukturschwachen Regionen schaffen könne. Notwendig seien auch Konzepte für die Energiewende und die Mobilitätswende in Deutschland.

Ihre Rivalin um den Parteivorsitz, die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange, hatte in ihrer Bewerbungsrede für einen echten Neuanfang mit ihr an der Spitze geworben. Die SPD sei im politischen Wettbewerb weit abgeschlagen, und die Umfragen gingen eher nach unten, sagte sie am Sonntag auf dem Sonderparteitag in Wiesbaden.

Heute am frühen Nachmittag wird abgestimmt, aller Wahrscheinlichkeit nach wird  Nahles zur Nachfolgerin von Martin Schulz gewählt werden. 39 Prozent der Deutschen halten Andrea Nahles einer Umfrage zufolge als künftige SPD-Chefin für eine gute Lösung. 30 Prozent denken, es gäbe andere SPD-Politiker, die besser geeignet wären, wie aus der von Forsa erstellten RTL/n-tv-Erhebung hervorgeht. Nahles hat mit der Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange eine Konkurrentin bei der Wahl.

31 Prozent gaben demnach an, Nahles' Eignung nicht beurteilen zu können. Lediglich 38 Prozent trauen ihr zudem zu, die SPD erneuern zu können. 43 Prozent glauben dies nicht. Mit Nahles soll ab Sonntag erstmals in der SPD-Geschichte eine Frau die Partei führen.

Nimmt man die SPD-Wähler für sich, so halten der Umfrage zufolge 56 Prozent Nahles für geeignet. 40 Prozent der Befragten halten zudem die Einschätzung für gerechtfertigt, dass die SPD in der Großen Koalition untergehen würde. 47 Prozent sagen, dem sei nicht so. 13 Prozent trauen sich kein Urteil zu.

Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz rechnet nach eigenen Worten damit, dass Andrea Nahles mit einem überzeugenden Ergebnis zur SPD-Chefin gewählt wird. "Ich bin sehr optimistisch, dass Andrea Nahles ein gutes Votum auf dem Parteitag bekommen wird", sagte der geschäftsführende Parteichef am Freitag bei einem Besuch in Washington. Das sei auch für die Zukunft der SPD wichtig.