Miguel Diaz-Canel wird neuer Staatspräsident von Kuba. Das Parlament in Havanna wählte den bisherigen Vizepräsidenten am Donnerstag zum Nachfolger von Präsident Raul Castro, wie die Staatsmedien meldeten. Damit endet nach rund sechs Jahrzehnten die Ära Castro.

Diaz-Canel wurde ein Jahr nach der kubanischen Revolution von 1959 geboren. Mit seiner Wahl wird auf der von der Kommunistischen Partei regierten Karibikinsel ein Generationenwechsel an der Staatsspitze vollzogen. Castro bleibt allerdings zunächst KP-Chef.

Trotz des Wechsels an der Regierungsspitze ist nicht mit radikalen Veränderungen zu rechnen. "Die kubanischen Präsidenten werden stets die Revolution verteidigen. Vor allem brauchen wir Kontinuität", sagte Diaz-Canel zuletzt.

Rechte Hand Castros

Der 57-Jährige liegt voll auf Parteilinie und galt schon lange als rechte Hand von Raul Castro. Nach seiner Zeit beim Militär machte der Elektroingenieur Karriere beim kommunistischen Jugendverband, war Parteichef in der Provinz und Minister für Hochschulbildung. "Der Genosse Diaz-Canel ist kein Emporkömmling und keine Notlösung", sagte Castro über seinen Wunsch-Nachfolger.

Als neuer Präsident steht Diaz-Canel vor großen Herausforderungen: Die begrenzten Marktreformen Raul Castros haben der Wirtschaft bisher nicht aus der Dauerkrise geholfen oder kamen über das Planungsstadium nicht hinaus. Hinzu kommt, dass die sich wieder abgekühlten Beziehungen zu den USA dem Tourismus einen Dämpfer versetzten. Die wirtschaftliche Lage ist auch wegen der Schwäche des verbündeten Venezuelas desolat und die sozialen Spannungen nehmen zu.

Auch innerhalb der Partei- und Staatsführung muss sich der bisherige Vizepräsident noch beweisen. Anders als seine Vorgänger Fidel und Raul Castro, die die Rebellenarmee in Kuba zum Sieg führten, verfügt er nicht über die natürliche Legitimation der historischen Generation der Revolutionäre.

Castro im Hintergrund

Zumindest in den ersten Jahren dürfte Raul Castro im Hintergrund weiterhin die Fäden ziehen. Mindestens bis 2021 will er noch Vorsitzender der mächtigen Kommunistischen Partei Kubas bleiben.

Die Wahl fiel mit dem Jahrestag des Sieges in der Schweinebucht zusammen: Am 19. April 1961 scheiterte der Versuch von Exilkubanern, mit einem vom US-Auslandsgeheimdienst CIA unterstützten Invasionsversuch die Revolution rückgängig zu machen.