Die Botschaft der InitiatorInnen des Frauenvolksbegehrens: Länder, die sich für Chancengleichheit von Männer und Frauen einsetzen, sind langfristig produktiver, denn sie schöpfen aus einem größeren Talentepool. Sie ermöglichen es sowohl Frauen als auch Männern, ihren Beruf mit der Familie besser zu vereinbaren. "Das kommt auch Männern zu Gute, die sich mehr Zeit mit ihrer Familie wünschen."

Das Frauenvolksbegehren kann noch bis zum 4. April unterschrieben werden. Die meisten Unterstützer gab es bisher mit 61.026 Unterschriften in Wien, gefolgt von Niederösterreich und Oberösterreich. Die Steiermark liegt an vierter, Kärnten - gemäß der niedrigeren Einwohnerzahl an sechster Stelle.

© Frauenvolksbegehren

"Da geht noch mehr", hoffen die Befürworter der Anliegen des Frauenvolksbegehrens. SPÖ und Grüne stellten sich voll hinter das Begehren, die anderen Parteien nur in Form der Unterstützung von einzelnen Sympathisanten.

Argumente von Männern für das Volksbegehren:

Christian Kern, SPÖ-Vorsitzender: "Dass ich als Mann das Anliegen unterstütze, ist eine Frage der Gerechtigkeit, es ist mir als Vater einer Tochter auch ein persönliches Anliegen. Der Kampf um Gleichberechtigung der Frauen ist noch nicht vorüber, es gibt noch sehr viel zu tun."

Wolfgang Benedek, ehemaliger Leiter des Instituts für Völkerrecht in Graz: "Als Völkerrechtler sehe ich auch die internationalen Zusammenhänge. Wir erleben Rückschritte im Bereich der Menschenrechte allgemein, aber auch bezüglich der Frauenrechte. Häusliche Gewalt in Russland wird entkriminalisiert. Polen erschwert den Zugang zur Pille danach und in den USA marschieren Millionen Frauen, weil sie berechtigt Sorge haben. Es ist wichtig, dass der Schutz von Flüchtlingsfrauen und mehr Verständnis für geschlechtsspezifische Fluchtgründe in die Forderungen des  Frauenvolksbegehrens eingeflossen sind. So kommt es in Österreich gerade zur rechten Zeit. Nämlich um zu verhindern, dass sich die Situation verschlechtert und um deutlich zu machen, was alles
noch nicht erledigt ist.“

Thomas Schoditsch, Institut für rechtswissenschaftliche Grundlagen in Graz: „Ich bin von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen worden und sie wurde erste Finanzamtsvorständin in Kärnten. Ich habe erlebt, wie hart es für meine Mutter war, sich durchzusetzen als Frau in einer Leitungsfunktion. Das ist schon einige Jahre her und ist heute hoffentlich schon leichter, aber immer noch braucht es eine Gesellschaft, die hier unterstützt. Eigentlich geht es um die Frage, wie wir leben wollen. Wollen wir in Korsetten leben oder
etwas mehr Freiheit? Zur Forderung der 30-Stunden Woche, ich sage es, weil ich selbst ein kleines Kind daheim habe: Es ist die beste Zeit des Lebens und wieviel Zeit habe ich mit dem Kind? Wenn jemand zu 100 Prozent mit dem Kind beschäftigt ist, kann das sehr  mühsam sein. Aber wenn man sich die Arbeit teilen kann, dann hat jeder mehr Freude daran.“

Auch Bernhard Wimmer (HeForShe Association) und Michael Kurzmann (Verein für Männer- und Geschlechterthemen) machten sich bei einer Pressekonferenz für das Frauenvolksbegehren stark.

Eine Erhebung des Sozialministeriums zeigte, dass wesentlich mehr Männer gerne in Karenz gingen, wenn es unter anderem die Einkommenssituation erlauben würdehttps://frauenvolksbegehren.at/forderungen-frauenvolksbegehren/#forderung04. Männer, die in Karenz waren, sind Untersuchungen zufolge sozialer, haben stabilere Beziehungen und leben gesünder. Erich Lehner von der Alpen-Adria-Universität nannte Zahlen: Während in Schweden fast 90 Prozent der Väter in Karenz gehen, sind es in Österreich magere 17 Prozent. Nur ein klarer politischer und unternehmerischer Wille kann daran etwas ändern."

Die aktuelle politische Agenda in Österreich zeige derzeit allerdings eher ein Wiedererstarken konservativer Denkmuster wider.

Der offizielle Text des Volksbegehrens:

Eine breite Bewegung tritt an, um echte soziale und ökonomische Gleichstellung der Geschlechter mit verfassungsgesetzlichen Regelungen einzufordern. Die Verbesserung der Lebensrealitäten von Frauen muss auf der politischen Tagesordnung ganz oben stehen. Ob Gewaltschutz, sexuelle Selbstbestimmung, soziale Sicherheit, Kinderbetreuung, wirtschaftliche und politische Teilhabe: Der Stillstand der letzten Jahre muss beendet werden. Wir fordern Wahlfreiheit und Chancengleichheit für Frauen und Männer.

Die Forderungen im Detail:

  • Macht teilen. Durch eine verpflichtende Geschlechterquote von 50 Prozent.
  • Einkommensunterschiede abschaffen. Vor allem durch Gehaltstransparenz und Vergleichbarkeit.
  • Arbeit verteilen. Durch die 30-Stunden-Woche, die eine gleiche Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit schafft und ein gutes Leben für alle ermöglicht.
  • Armut bekämpfen. Vor allem, in die Existenz von Alleinerziehenden durch einen staatlichen Unterhaltsvorschuss abgesichert wird.
  • Wahlfreiheit ermöglichen. Durch einen Rechtsanspruch auf kostenlose, qualititativ hochwertige Kinderbetreuung.
  • Vielfalt leben. Insbesondere durch die Bekämpfung von Rollenklischees wie durch das Verbot sexistischer Werbung und die Förderung von klischeefreien Medieninhalten.
  • Selbst bestimmen. Das Recht, frei über den eigenen Körper entscheiden zu können soll gestärkt werden.
  • Gewalt verhindern. Eine Offensive für Gewaltprävention und Schutz wird gefordert, denn jede fünfte Frau über 15 ist in Österreich von körperlicher Gewalt betroffen, fast drei Viertel von sexueller Belästigung.
  • Schutz gewähren. Mädchen und Frauen auf der Flucht brauchen besonderen Schutz, den das Asylrecht aktuell nicht gewährleistet.