Die am Montag von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) angekündigte Einführung von Deutschförderklassen ist für Koalitionspartner FPÖ ein "Meilenstein für eine positive und schnellere Integration von ausländischen Kindern". Damit werde eine langjährige Forderung umgesetzt, so FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus in einer Aussendung. Die SPÖ wertet das Konzept als Absage an "Ghettoklassen".

SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid begrüßte am Montag, dass Faßmann "die bestehende Sprachförderung in Verbindung mit dem Regelunterricht ausbauen und fortführen will". Ihr Nachfolger als zuständiger Minister habe den von Kanzler und Vizekanzler "propagierten 'Ghettoklassen'" eine Absage erteilt.

Finanzierung noch offen

"Völlig offen ist allerdings, wie die benötigten zusätzlichen LehrerInnen und mehr Klassenräume finanziert und zur Verfügung gestellt werden", so Hammerschmid, die u.a. anderem für die Sprachförderung im vergangenen Herbst 5.000 zusätzliche Lehrer gefordert hatte, damit jedoch beim Finanzministerium abgeblitzt war. Faßmann müsse nun für sein Vorhaben "vorher die Finanzierung sicherstellen, ansonsten drohen Einsparungen in anderen Bildungsbereichen".

Gudenus zeigte sich "erfreut" angesichts der angekündigten Maßnahme: "Deutschkenntnisse als Kriterium für die Schulreife werden endlich Realität." Gerade "im rot-grünen Wien" seien Kinder mit deutscher Muttersprache "in öffentlichen Wiener Volksschulklassen mittlerweile die Minderheit". Es bildeten sich "'Clans', die auch in der Schule nur ihre Heimatsprache sprechen. Dadurch werden die österreichischen Kinder im Lernfortkommen gehindert", so Gudenus.

Problem Ballungsräume

Gerade in Ballungsräumen wirft das heute präsentierte Konzept für die SPÖ Fragen auf: "Werden diese Sprachförderklassen jetzt mit bis 25 SchülerInnen aufgefüllt? Warum dürfen nicht mehr PädagogInnen die Sprachkenntnisse beurteilen? Und: Wie will man die Räume für hunderte neue Vorschulklassen schaffen?", fragen der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (beide SPÖ). Es sei zu befürchten, dass sich in großen Deutschförderklassen "intensive Sprachförderung pädagogisch sehr schwierig gestaltet". Auch die räumliche Unterbringung einer großen Anzahl neuer Klassen sei vor allem im städtischen Raum schwer umzusetzen, heißt es in einer Aussendung, in der Czernohorszky und Himmer auch zusätzliche Ressourcen "in großem Umfang" fordern.

Österreichische Kinder

Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer weist darauf hin, dass bei ausländischen Kindern auch die Erstsprache und bei Kindern mit deutscher Muttersprache ebenfalls Defizite in der Sprachkompetenz gefördert werden müssten. Ein Fünftel der Schüler verlasse das Pflichtschulsystem ohne richtig Lesen und Schreiben zu können – also als sekundäre Analphabeten. Sinnerfassendes Lesen und Schreiben seien Basiskompetenzen, die jedes Kind können sollte – auch Kinder, deren Muttersprach nicht Deutsch ist. „Wenn wir uns jetzt nicht dafür einsetzen, dass Kinder diese grundlegenden Fähigkeiten erwerben, wissen wir, dass sie die Armen von morgen sein werden“, so Schöpfer.

Unklar ist für ihn, ob die frühe sprachliche Förderung und der Ausbau des institutionellen Kinderbetreuungsangebots auch weiterhin mittels in 15a-Vereinbarungen festgelegten Bundeszuschüssen erfolgen soll. "Wird diese Unterstützung vollständig aufrechterhalten bleiben, solange es notwendig ist?“