Nach Neos-Chef Matthias Strolz und Grünen-Chefin Ingrid Felipe nahm an diesem Montagabend FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Interview-Sessel von ORF-Moderator Tarek Leitner Platz.

Und an seiner Motivation für die bevorstehende Wahl im Herbst ließ Strache schon zu Beginn des Gespräches keinen Zweifel: Eine Neuauflage der rot-schwarzen Koalition ließe sich "nur mit einer Stimme für die FPÖ" verhindern. Denn die beiden Großparteien hätten mit ihrer "unverantwortlichen Willkommenskultur" und ihrem freizügigen "Genehmigen radikaler Vereine" für zahlreiche Fehlentwicklungen im Land gesorgt.

Neben der Kritik an der Koalition wiederholte Strache auch inhaltliche Statements. So sprach sich der Parteichef einmal mehr für die  Abschaffung von Pflichtmitgliedschaften bei den Kammern aus. Eine Forderung, die außer den Freiheitlichen auch den Neos ein Anliegen ist. Aber auch eine Halbierung der Kammerumlagen wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

Nein zur Erbschaftssteuer

Ein klares Nein gab es hingegen beim Thema Erbschaftssteuer. Wer ein Leben lang arbeite und täglich Steuern zahle, dessen Erben dürfen nicht auch noch zur Kasse gebeten werden. "Leistung muss sich lohnen", sei ein zentraler Punkt im freiheitlichen Wirtschaftsprogramm, das am Mittwoch präsentiert wird.

Ohnehin ortete Strache eine "Fairness-Krise" in Österreich, vieles sei ungleich verteilt. Es sei zum Beispiel "eine Schande", dass Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet haben, wenig Pension oder Mindestsicherung bekommen. Und jene, die "keinen Cent in das System eingezahlt haben", teils eben soviel erhalten. Außerdem sei es "höchst an der Zeit", einen Mindestlohn von 1.500 Euro und eine Mindestpension in Höhe von 1.200 Euro einzuführen. Das Thema Flüchtlinge wurde ungewöhnlich kurz angeschnitten.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen

Zu seinem Wahlziel befragt sagte Strache erneut, Ziel sei, dass man Vertrauen dazugewinne. Er habe in den zwölf Jahren seiner Parteiobmannschaft die Partei von drei Prozent auf über 20 Prozent geführt; auch habe sich gezeigt, dass die FPÖ "in vielen Bereichen mit der Themenführerschaft gepunktet habe" - jetzt vor der Wahl würden viele Mitbewerber zumindest verbal eingestehen, dass es Fehlentwicklungen gegeben habe.

Fix ist für Strache, dass die stärkste Partei nach der Wahl mit der Regierungsbildung beauftragt werden soll. Was es mit ihm fix nicht geben werde, sei, dass die FPÖ etwa als zweite Kraft die dritte zur Kanzlerschaft verhilft, sagte er mit Blick auf das Jahr 1999, als Wolfgang Schüssel mit Hilfe der FPÖ von der Dritten Position auf den Kanzlerthron sprang.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren bei diesem Sommergespräch hoch wie nie. Denn die Wiener Polizei verordnete vor dem Parlament einen "Schutzbereich", weil neben einer Kundgebung der FPÖ auch eine Gegendemonstration angemeldet wurde. Diese musste 150 Meter entfernt stattfinden.

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