Corinna Milborn trifft seit 26. Juni montags um 20:15 Uhr die Parteichefs und Spitzenkandidaten zu den PULS 4 Sommergesprächen. Nach Bundeskanzler Christian Kern, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, ÖVP-Chef und Außenminister Sebastian Kurz, Grünen-Spitzenkandidatin und Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Ulrike Lunacek folgt nun NEOS-Chef Matthias Strolz.

Strolz hat die Idee der Errichtung von Registrierzentren für Flüchtlinge außerhalb der EU erneut aufgegriffen. Bisher habe noch kein Politiker erklären können, wie das genau funktioniere, sagte Strolz in der "Kleinen Zeitung". Seiner Vorstellung nach solle die EU in zwei nordafrikanischen Ländern Gebiete pachten und dort Asylanträge abarbeiten. Zudem ist Strolz ein politischer Coup vor der Nationalratswahl gelungen. Die frühere Höchstrichterin und unabhängige Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss tritt für die NEOS an und wurde von den Mitgliedern auf den zweiten Platz der Bundesliste gewählt. Dazu ist der Spitzenkandidat der NEOS, Matthias Strolz, zu Gast im Sommergespräch bei Puls-4-Infochefin Corinna Milborn.

Marshallplan für Afrika

Strolz warnt gleich zu Beginn des Gesprächs vor einem Wettkampf um die beste Idee für die Bekämpfung der Flüchtlingskrise. Seinen Vorschlag zum langfristigen Anpachten von Flächen für Migrationszentren wiederholte er. "Wir müssen zu einem Aufbauplan für Afrika kommen", sagt Strolz und bringt einen Marshallplan für den Kontinent ins Spiel. Er verweist auf jene Flüchtlinge, die schon bei der Durchquerung der Sahara tausendfach sterben und auf die niemand ein Augenmerk werfen würde. Von Milborn wird er mit den Bildern der bereits existierenden Exklaven Spaniens konfrontiert, worauf er antwortet: "Ich kenne die Bilder." Er nehme sich Melilla und Ceuta nicht als Vorbild. Er ist dafür, dass Österreich mehr Menschen aus dem Resettlement-Programm der UN-Flüchtlingslager aufnimmt, verstehe aber die Zurückhaltung. "Nicht jeder der kommen will, kann kommen", sagt Strolz. Er plädiert für eine Green-Card nach dem Vorbild der USA. 

Beim Stichwort "Islamische Kindergärten" attackiert er die ÖVP massiv. Er finde es unredlich, Überschriften zu produzieren und sich gleichzeitig einem integrierten Kindergarten in der praktischen Umsetzung zu verweigern. Er sei auch dagegen islamische Kindergärten zu schließen. Es käme schließlich auch niemand auf die Idee, katholische Kindergärten zu schließen.

Stichwort "Mindestlohn": "Ich halte 1500 Euro für sehr okay". Warum er dennoch dagagen gestimmt hat, beantwortet er: "Ich will, dass das über die Kollektivverträge geregelt wird." Er wolle es nicht über das Gesetz regeln.

Bei der Frage nach dem Spagat zwischen der kleinen Landwirtschaft und er Großwirtschaft. "Wir haben viel Verständnis für die Landwirtschaft, die klein strukturiert ist." Dennoch habe die Landwirtschaftskammer viel falsch gemacht. Er möchte die Kleinwirtschaft eher in die Nischen begleiten, wo sie stark sein könne. Eine reine Unterstützung für Landwirte halte er aber für ungerecht gegenüber den vielen Kleinstunternehmern, die diese Förderung nicht erhalten.

Stichwort "Sonntagsöffnung": "Das es eine Nachfrage gibt, sehen wir an den Bahnhöfen." Deshalb sei er dafür. "Wenn zehn Prozent bereit sind, am Sonntag zu arbeiten, reicht das. Mehr brauchen wir nicht", sagt Strolz auf die Frage nach den Sorgen von zahlreichen Einzelhandelsbeschäftigten. Manche würden dies ja auch als den Zuschlag auch als ein Zubrot sehen, ergänzt Strolz.

"Ich bin der einzige Spitzenkandidat, der mit eigenem Geld Arbeitsplätze geschaffen hat", sagt Strolz etwas stockend. "Da können Sie froh sein, dass Herr Stronach nicht mehr antritt", kontert Moderatorin Milborn. "Ach, war das sein Text", fragt Strolz schelmisch. Es erntet den ersten echten Lacher des Publikums an diesem Abend. Dann attackiert er einmal die anderen Kandidaten. Es sei schon gut, den freien Arbeitsmarkt aus eigener Erfahrung zu kennen und nicht nur als Praktikant oder als Mitarbeiter eines Staatsunternehmens, wo man Geld ausgeben kann, dass man nicht selbst verdient hat. Deutliche Seitenhiebe gegen Außenminister Sebastian Kurz und Kanzler Christian Kern.

Bei den Wirtschaftsthemen redet Strolz nun deutlich selbstbewusster als zu Beginn beim Migrationsthema.

Zum Schluss konfrontiert Milborn den NEOS-Chef auf einige persönliche Dinge, mit denen Strolz in die Öffentlichkeit gegangen ist. Sie erwähnt das Kastanien-Gedicht, dass Strolz zitiert hat. Er erwähnt Winston Churchill, der ebenfalls gedichtet habe. "Es sollte mehr Politiker geben, die Gedichte schreiben." Und die anderen sollten sich darüber nicht lustig machen. Hier erhält er spontanen Applaus des Publikums.

Strolz agiert wie gewohnt quirlig, bei den persönlichen Fragen auch überraschend authentisch.

Nach einer langen Beleuchtung seiner Leidenschaft für Fasten- und Auszeiten im Wald, antwortet er auf die Frage, warum er diese Seite so betone: "Wir sind eine Branche der Narzisten und Egoshooter", sagt Strolz. "Es ist ein Bühnenberuf und ich bin gerne auf der Bühne." Er sehe sich aber als Dienstleister und deshalb sei eben auch die Entspannung neben dem Beruf wichtig.

Strolz im Word-Rap zum Abschluss:

Stichwort Orban: "Zwifelhafter Demokrat"

Stichwort : "Erstaunlich standhaft und die Langlaufschi sind ein Hit"

Stichwort Putin: "Leider kein so guter Partner, wie ich ihn gerne sehen würde"

Stichwort Trump: "Verantwortungslos, um nett zu sein"

Stichwort Kern: "Ist angekommen"

Stichwort Kurz: "Immer noch talentiert"

Stichwort Strache: "Langjähriger Parteichef"

Stichwort Lunacek: "Hat sich nach ihrer Ablehnung zu einer EU-Befürworterin entwickelt" 

Stichwort Strolz: "Bin ich. Bergbauernbub. Wiener. Europäer"