In Frankreich findet heute die erste Runde der Präsidentschaftswahlen statt. Der Ausgang hat für ganz Europa eine erhebliche Bedeutung, denn bei einem Sieg extremer Kandidaten drohen der EU heftige Turbulenzen. Die Wahlen finden erstmals unter den Bedingungen des Ausnahmezustands statt, der nach den Pariser Terrorattacken im November 2015 verhängt worden war. Mehr als 50.000 Polizisten sind im Einsatz.

Bis Mittag zeichnete sich bereits eine rege Wahlbeteiligung ab. Das Innenministerium meldete Sonntagmittag vier Stunden nach Öffnung der Wahllokale eine Beteiligung von 28,5 Prozent - etwas mehr als bei der letzten Wahl 2012, als zum gleichen Zeitpunkt 28,29 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben hatten. Vielerorts bildeten sich Schlangen vor den Wahllokalen.

"Wer auch immer es wird, der neue Präsident wird regieren müssen, obwohl drei Viertel des Landes gegen ihn sind, inmitten einer Identitätskrise mit einer teils enttäuschten, teils wütenden Bevölkerung", sagt Laurent Joffrin, der Chefredakteur der französischen "Libération" in der "taz".

Vier Kandidaten haben laut jüngsten Umfragen gute Chancen, es in die Stichwahl zu schaffen: Der sozialliberale Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, die Rechtspopulistin Marine Le Pen, der Konservative Francois Fillon und der Linkspartei-Gründer Jean-Luc Mélenchon.

Emmanuel Macron
Emmanuel Macron © AP
Marine Le Pen
Marine Le Pen © APA/AFP/JOEL SAGET
Francois Fillon
Francois Fillon © AP
Jean-Luc Melenchon
Jean-Luc Melenchon © APA/AFP/SEBASTIEN BOZON

Erste belastbare Ergebnisse

Dieersten Ergebnisse der Präsidentschaftswahl werden in Frankreich um 20.00 Uhr veröffentlicht. Medien geben dann Hochrechnungen auf Basis erster Auszählungen bekannt - viele Wahllokale schließen schon um 19.00 Uhr und zählen bereits aus, in großen Städten sind die Wahlbüros bis 20.00 Uhr geöffnet.

Allerdings kursierten bei früheren Abstimmungen schon vorher erste Trends. In Frankreich ist die Veröffentlichung von Umfragewerten, Teilergebnissen und Hochrechnungen vor 20.00 Uhr verboten, es drohen 75.000 Euro Strafe. Französische Medien halten sich in der Regel daran. Belgische und Schweizer Medien veröffentlichten 2012 aber schon am späten Nachmittag im Internet Ergebnisse von Nachwahlbefragungen aus Frankreich sowie Ergebnisse aus den französischen Übersee-Gebieten, wo teils am Tag zuvor gewählt wird. Auch in sozialen Netzwerken wurden Zahlen verbreitet.

Die französische Umfrage-Kommission hofft, dass sich das Problem durch eine etwas längere Öffnungszeit der Wahllokale entschärft. 2012 hatten die ersten Büros schon um 18.00 Uhr geschlossen. In den folgenden zwei Stunden seien häufig schon Hochrechnungen illegal verbreitet worden, sagte der Sekretär der Kommission, Jean-Pierre Pillon, der Deutschen Presse-Agentur.

Weil zur Erstellung der 20.00-Uhr-Hochrechnungen damit eine Stunde weniger Zeit bleibt, gibt es einen Nebeneffekt: Die ersten Zahlen um 20.00 Uhr könnten nicht so genau sein wie in der Vergangenheit. "Insbesondere, wenn es ein knappes Rennen wird, könnte es deshalb sein, dass die Teilnehmer der Stichwahl nicht wie gewohnt bereits um 20 Uhr feststehen", sagte Pillon.

Das Innenministerium gibt ab 20.00 Uhr auf seiner Internetseite fortlaufend den Stand der ausgezählten Stimmen bekannt. Beim ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl 2012 lag im Laufe der Nacht ein fast vollständiger Auszählungsstand vor, das komplette Ergebnis dann im Laufe