Vor Zehntausenden Gläubigen und Touristen hat Papst Franziskus am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom die Ostermesse gefeiert und den Segen "Urbi et Orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis") erteilt. Auf dem Platz hatte sich bei strahlendem Wetter schon seit dem frühen Morgen eine riesige Menschenmenge versammelt.

Anti-Terror-Einheiten und Spezialkräfte der Polizei überwachten das Gelände rund um den Vatikan. Die Zeremonie auf dem Petersplatz ist mit einem Sündenablass für alle Menschen verbunden, die den Segen in gläubiger Haltung direkt in Rom, aber auch im Radio oder Fernsehen verfolgen. Auch deshalb ist der Segen sehr populär. Das Kirchenoberhaupt benannte dabei die vielen Krisenherde rund um den Globus.

Ende von Konflikten und friedliche Lösungen

Franziskus erinnerte an den Anschlag auf Flüchtlinge in Syrien, der am Karsamstag verübt wurde. Er drückte seine Nähe zu den Opfern "alter und neuer Sklaverei", entwürdigender Arbeit, Ausbeutung und Abhängigkeit aus.

Höhepunkt war der Segen "Urbi et Orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis"), der in zahlreichen Ländern live übertragen wurde.

"Der auferstandene Hirte macht sich zum Weggefährten all derer, die gezwungen sind, aufgrund bewaffneter Konflikte, terroristischer Angriffe, Hungersnöten oder unterdrückerischer Regime die Heimat zu verlassen. Er lässt diese erzwungenermaßen umherziehenden Migranten immer und überall Brüdern und Schwestern begegnen, damit diese mit ihnen auf dem gemeinsamen Weg Brot und Hoffnung teilen", so der Papst. Er bete darum, dass der Auferstandene diejenigen leiten möge, welche nach Gerechtigkeit und Frieden suchten.

Franziskus bat um größere Anstrengungen, Konflikte zu beenden und leidenden Menschen beizustehen. Frieden erbat er zunächst vor allem für Syrien und das Heilige Land. Der Papst sprach von den Leidensregionen Afrikas, von Süd-Sudan und Sudan, von Somalia und dem Kongo und wies auf die Hungersnot hin, welche die Situation dort verschlimmere.

Franziskus sprach von globaler Ungerechtigkeit

Der Pontifex sprach zudem von Lateinamerika und dem Einsatz für das Gemeinwohl dort, aber auch von sozialen Spannungen und Gewalt. Er drängte die Menschen, bei der Suche nach friedlichen Lösungen von Streitigkeiten beharrlich voranzuschreiten. Der Papst plädierte auch für einen verstärkten Einsatz im Kampf gegen die "Plage der Korruption" und für eine Konsolidierung der demokratischen Institutionen in allen Ländern. Er bekundete seine Nähe zu den Menschen, die unter dem Problem der Arbeitslosigkeit leiden.

In einer spontanen Predigt während der Ostermesse rief der Papst die Gläubigen auf, trotz der vielen Tragödien wie Kriege, Menschenhandel, Hass und Gewalt nicht die Hoffnung zu verlieren. Für vieles, was auf der Welt passiere, gebe es keine Erklärung. Man dürfe sich deshalb aber nicht verschließen, sondern müsse nach vorne blicken.

In einem Brief an den Bischof von Assisi, Domenico Sorrentino, verurteilte der Papst die zunehmende soziale Ungerechtigkeit auf der Welt. Die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer tiefer. Franziskus sprach von "globaler Ungerechtigkeit" und warnte vor einer "Wirtschaft, die tötet". Der Mensch müsse den Egoismus überwinden, in dem er gefangen sei, und auf die Mitmenschen zugehen, sagte der Papst.

Papst Benedikt XVI. feiert 90. Geburtstag

Der Heilige Vater hatte die Osterfeierlichkeiten am Gründonnerstag mit der traditionellen Fußwaschung in einer Strafanstalt nahe Rom begonnen. Am Karfreitag verfolgte er vom Hügel Palatin oberhalb des Kolosseums aus den Kreuzweg, bei dem an den Leidensweg Jesu erinnert wird.

Am heutigen Ostersonntag feiert der emeritierte Papst Benedikt XVI. seinen 90. Geburtstag. Seit seinem Rücktritt aus Altersgründen im Jahr 2013 - dem ersten eines Papstes in der Neuzeit - lebt er weitgehend zurückgezogen im Vatikan. Zu einem vorzeitigen Geburtstagsbesuch in seiner Wohnung machte ihm sein Nachfolger, Papst Franziskus, am Donnerstag seine Aufwartung.