Der Vorfall um eine Familie in Sulzberg in Vorarlberg hatte überregional Schlagzeilen gemacht. Als das bestens integrierte Paar mit Kind im Morgengrauen zur Abschiebung abgeholt werden sollte, kollabierte die schwangere Ehefrau aufgrund der Stresssituation und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ungeachtet dessen wurden ihr Mann und der dreijährige Sohn von den Behörden nach Wien gebracht.

Letztlich entschloss sich das Innenministerium jedoch, keine getrennte Abschiebung durchzuführen. Die Familie armenisch-iranischer Abstammung kämpft nach wie vor um das Bleiberecht in Österreich und wird dabei von der Gemeinde Sulzberg unterstützt. 

Der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) forderte angesichts der Causa, dass die Länder beim humanitären Bleiberecht wieder Mitsprache erhalten, was die Regierung umgehend ablehnte.

Der Vorfall in Sulzberg überschattete am Donnerstag auch einen Auftritt von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei einem Europa-Bürgerdialog in Bregenz. Dort sprachen ihn zunächst ein ehemaliger ÖVP-Kandidat, später eine freiheitliche und eine Grünen-Politikerin kritisch auf die Causa an, worauf sich der Kanzler einer Diskussion stellte, obwohl er die Veranstaltung eigentlich gerade verlassen wollte. "Vorarlberg Online" (vol.at) berichtet von "wütenden Bürgern", die Kurz den Weg versperrt hätten. 

Hier das Original-Video (Dauer ca. 20 Minuten) von "Vorarlberg Online":

In den "Vorarlberger Nachrichten" zeigt er sich nun erbost, nennt den Vorfall in Sulzberg "unfassbar" und weist darauf hin, dass es so etwas bisher nur in Vorarlberg gegeben habe: "Ein solcher Fall wäre jedenfalls verhinderbar, wenn die Vorarlberger Verantwortlichen darauf achten würden, dass Kinder nicht von ihren Müttern getrennt werden." Vielleicht wäre die Aufsicht in Wien früher einzubinden gewesen, findet Kurz.

Um diese Familie geht es: Arpine und Azat Poghosyan mit ihrem mittlerweile dreijährigen Sohn Anri
Um diese Familie geht es: Arpine und Azat Poghosyan mit ihrem mittlerweile dreijährigen Sohn Anri © Privat

Freilich: Entschieden hat eine Bundesbehörde, nämlich die Außenstelle des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl in Feldkirch. Das ficht den Kanzler nicht an. "Das BFA in Feldkirch und die leitenden Personen, die leben hier und kennen die Situation. Von denen erwarte ich mir, dass sie die Gesetze kennen und mit Fingerspitzengefühl vorgehen", sagt Kurz und droht: "Wenn so etwas noch einmal vorkommen sollte, dann wird es eine strengere Kontrolle vonseiten des Bundes geben." Es sei manchmal einfach, von Vorarlberg auf Wien zu schimpfen: "Aber es sind Vorarlberger, die diese Entscheidungen treffen, in Feldkirch."