Die Würfel sind offenbar gefallen. Beate Meinl-Reisinger wird Nachfolgerin von Matthias Strolz an der Spitze der Neos. Strolz streute ihr bei einer Pressekonferenz am Mittwoch Rosen, wenngleich die offizielle Entscheidung die Mitgliederversammlung im Juni treffen soll. Am Vortag hatte die Chefin der Wiener Neos ihre Kandidatur bestätigt. Derzeit ist sie die einzige Kandidatin, theoretisch könnte sich das noch ändern. Eine mächtige Gegenkandidatur ist jedoch nicht in Sicht.

Meinl-Reisinger erklärte, sie sei bereit, als Nachfolgerin von Matthias Strolz die Parteiführung zu übernehmen und werde sich zur Wahl stellen. Eines sei aber klar: "Ich bin nicht Matthias Strolz. Ich werde nicht versuchen, in seine Fußstapfen zu treten." Vielmehr wolle sie "neue Fußstapfen" aufbauen.

Neos: Meinl-Reisinger will antreten

Strolz erklärte, der erweiterte Vorstand habe für 23. und 24. Juni eine zweitägige Versammlung angesetzt. Dabei ginge es u.a. um die Wahl eines neuen Vorstandes. Die Neos wären bereits stark und würden bald ein noch größeres Stück Zukunft sein.

In einer kleinen Journalistenrunde hatte der Listengründer am Dienstag angekündigt, beim heutigen erweiterten Parteivorstand eine klare Empfehlung für die 40-jährige Wienerin abzugeben. „Sie ist meine Favoritin“, so Strolz.

Veit Dengler hat abgewunken

Abgewunken hat der Medienmanager und Mitbegründer Veit Dengler. Er hätte das Handicap, dass er nicht für den Nationalrat kandidiert hat und deshalb nicht zum Klubobmann aufrücken kann. Ein Parteichef, der nicht im Parlament sitzt – ein Ding der politischen Unvernunft. Die beiden Nationalratsabgeordneten Nikolaus Scherak und Sepp Schellhorn, die als mögliche Nachfolger gehandelt wurden, lassen Meinl-Reisinger ebenso den Vortritt als Klubobfrau. Macht Meinl-Reisinger das Rennen, fällt die Männer-Domäne bei den Parteichefs (Kurz, Kern, Strache, Pilz, Kogler) wieder.

„Ich find’ sie einfach großartig“, begründet Strolz seine Präferenz für Meinl-Reisinger. Die Wienerin, die die Neos im Jahr 2015 mit 6,16 Prozent in den Gemeinderat geführt hat, sei ein politischer Kopf, eine große Kommunikatorin und „ein Stachel im Fleisch.“ Die Juristin dockte politisch zunächst in der ÖVP an, arbeitete für den EU-Abgeordneten Othmar Karas und Staatssekretärin Christine Marek, ehe sie die Fronten wechselte und die Bewegung mit aufbaute.

Schmusen auf dem Flughafen

In kleiner Runde bekräftigte Strolz neuerlich, dass keine interne Streiterei, keine Krankheit, kein neues Kind oder auch keine „Me Too-Affäre“ hinter seinem Rücktritt stehe. Es schwirrten Gerüchte umher, etwa „Strolz wurde am Wochenende schmusend gesehen am Amsterdamer Flughafen“, erzählte Strolz. „Das Gerücht stimmt - das war meine Frau.“

Den Ausschlag für den Abgang seien „Abnützungserscheinungen“ als Spitzenpolitiker gewesen. Vor dem Hintergrund, dass die nächsten Nationalratswahlen erst in vier Jahren über die Bühne gehen und ab 2019 mehr als 20 Wahlen zu bestreiten seien, habe er den Mai für den richtigen Zeitpunkt erachtet. Die Entscheidung, im Laufe der Legislaturperiode den Wechsel einzuleiten, sei „Anfang des Jahres“ gereift, so Strolz.