Tuts mich einfach weiterschieben“, sagt Wilfried Haslauer gelassen, während er - von einer Menschentraube umringt - durch die Wahlzentrale im ORF-Landesstudio Salzburg manövriert wird. Er ist sichtlich gut gelaunt, und dazu hat er auch allen Grund: Haslauer kann sich in die Riege der in diesem Jahr erfolgreich bestätigten Landeshauptleute einreihen. Dem Salzburger ÖVP-Chef gelang ein deutlicher Sieg, fast neun Prozentpunkte gewann seine Partei dazu. Er sei „voll von Dankbarkeit“, sagt Haslauer mit ruhiger Stimme. Mit wem er sich eine Koalition vorstellen kann, wird er jedoch in keinem seiner unzähligen Interviews an diesem Abend verraten. „Ich rede mit allen.“

Ein möglicher Gesprächspartner für eine im Vorfeld von ihm präferierte Zweierkoalition ist Haslauer jedoch überraschend abhandengekommen, und zwar der Ex-Regierungspartner. Denn die Grünen sorgten für die wohl größte Überraschung des Wahlabends: Sie rasselten von ihrem Rekordergebnis von 20,2 Prozent auf etwas mehr als neun - ein saftiges Minus von knapp elf Prozentpunkten. Besonders bitter: In Salzburg-Stadt, wo die Grünen 2013 stärkste Partei waren, muss man sich diesmal mit dem vierten Platz begnügen. Eine Niederlage, die auch eine Neuauflage von Schwarz-Grün unmöglich macht.

"Desaströses Ergebnis"

Haslauers bisherige Stellvertreterin und Grünen-Spitzenkandidatin Astrid Rössler ist sichtlich enttäuscht und erklärt, der Partei ihren Rücktritt anbieten zu wollen. Sie habe „ein desaströses Ergebnis“ eingefahren, „wir sind mit wehenden Fahnen untergegangen“. Als sie später bei der Wahlparty der Grünen ankommt, kann sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

Ebenfalls zum Weinen dürfte SPÖ-Spitzenkandidat Walter Steidl sein. Hatten Umfragen den Sozialdemokraten noch ein leichtes Plus prognostiziert, muss Steidl mit 20 Prozent nun ein Minus von 3,8 Punkten hinnehmen. Das Ergebnis habe ihn überrascht und „enttäuscht“, sagt er im Scheinwerferlicht, es sei den Nachwehen des Finanzskandals geschuldet. Man werde sich nun in der Partei beraten, wie es mit ihm als Parteichef weitergehen wird. In den Gängen des Medienzentrums wird Steidl jedoch ein baldiger Abgang nachgesagt. Einziger Trost an diesem Abend: Die SPÖ konnte Platz zwei verteidigen, lediglich ein Prozentpunkt trennt sie von der FPÖ.

Den Freiheitlichen dürfte das wenig Kopfschmerzen bereiten. FPÖ-Spitzenkandidatin Marlene Svazek, die sich strahlend durch die Menge bewegt, bescherte ihrer Partei ein Plus von fast zwei Prozentpunkten. Und die Jungpolitikerin beeilt sich an diesem Abend mit „herzlichen Glückwünschen“ an Haslauer. Kein Wunder, Svazek hofft auf eine Regierungsbeteiligung. Und mit dem Wegfallen der Grünen sind ihre Chancen stark gestiegen. Wenn Haslauer eine Zweierkoalition will, ginge das nur mit ihr oder der abgestraften SPÖ. Das Wahlziel von 20 Prozent konnte die FPÖ jedoch nicht erreichen. Svazeks Erklärung: „Karl Schnell hat uns Stimmen weggenommen.“

Neos haben Grund zu feiern

Besagtem Schnell ist die Unruhe nach der ersten Hochrechnung ins Gesicht geschrieben, wenig später folgt die bittere Gewissheit: Der abtrünnige FPÖler scheiterte mit seiner Liste an der Fünf-Prozent-Hürde. Dennoch erreichte der im Vorfeld als chancenlos eingestufte Arzt 4,5 Prozent der Stimmen. Ex-Landesrat Hans Mayr kam mit seiner „Salzburger Bürgergemeinschaft“ auf lediglich 1,7 Prozent.

Grund zum Feiern haben die Neos. Kandidat Sepp Schellhorn zeigt sich in seinen Interviews zufrieden mit dem Einzug in den Landtag. Dort wird man den Pinken jedoch nicht sehen, er wolle Nationalratsabgeordneter bleiben. So könne er „mehr für Salzburg erreichen“.

Mit der Salzburg-Wahl ging das Super-Wahljahr 2018 zu Ende. Bundeskanzler Sebastian Kurz, der seinem Parteikollegen zu dessen „eindrucksvollem Wahlsieg“ gratulierte, steht nun vier gestärkten Landeshauptleuten gegenüber.