Das Treffen fand unweit des Weißen Hauses statt. Weltbankpräsident Jim Yong Kim lud in kleiner Runde zur Aussprache mit Bill Gates, dessen 40 Milliarden schwere Foundation sich der Verbesserung der Lebensverhältnisse in Afrika und anderen weniger privilegierten Zonen der Welt widmet. Warum als einer der ganz wenigen Finanzminister Hartwig Löger dazu geladen war? Österreich rutscht am 1. Juli in den Chefsessel Europas. Ein Öxit hätte Löger in Washington zum Zaungast degradiert.

Nachdenken über Afrika: Bill Gates
Nachdenken über Afrika: Bill Gates © AP

Manche Kollegen mögen den halbjährlichen Weltbankgipfel in der US-Metropole, zu dem Finanzminister aus der ganzen Welt anreisen, als „Nadelstreifparade“ verspotten. Die Aktivitäten des nicht immer unumstrittenen Washingtoner Kapitalgebers sind von einer bestechenden innenpolitischen Aktualität. Axel van Trotsenburg, einer der Weltbank-Vizepräsidenten, der in Graz Volkswirtschaft (bei den Professoren Tichy, Schleicher, Schöpfer) studiert hat, dessen Mutter in Kärnten wohnt und der mit dem Märchenerzähler Folke Tegetthoff verschwägert ist, bringt es auf den Punkt: „Wir sind auf die Butterseite des Lebens gefallen. Jeder redet von Flüchtlingen. Wenn es uns nicht gelingt, Jobs zu schaffen und die Lebensverhältnisse zu verbessern, werden sie sich auf den Weg machen.“

Diesem Anliegen hat sich aus philanthropischen oder anderen Gründen auch Bill Gates verschrieben. „Drei Viertel des weltweiten Bevölkerungswachstums werden in Afrika stattfinden“, meinte der Microsoft-Erfinder kürzlich im Deutschlandfunk. „Umso wichtiger ist es, dass wir für Stabilität in Afrika sorgen und die Menschen dazu bewegen, in ihren Ländern zu bleiben und dort mehr Wohlstand zu genießen.“

Löger schlägt nach dem Treffen eine Brücke zur Innenpolitik: „Wir brauchen mehr Hilfe vor Ort, damit wir nicht erst tätig werden müssen, wenn die Menschen in Österreich sind.“ Nach der Zusammenkunft überreichte der Finanzminister Gates einen Brief - mit einer schriftlichen Einladung von Bundeskanzler Sebastian Kurz nach Österreich.

Löger und seine kleine Delegation wohnen im Willard Hotel. Kommende Woche steigen dort Emmanuel Macron sowie Angela Merkel ab. General Manager des Willard ist übrigens ein Landsmann des Finanzministers: Markus Platzer ist in Bad Gleichberg geboren und aufgewachsen, ehe er nach Absolvierung der Hotelfachschule in die große, weite Welt aufbrach.