Große Aufreger blieben im Innsbrucker Wahlkampf aus, das Rennen um den Bürgermeistersessel dürfte ein Dreikampf werden und - laut Prognosen - am 6. Mai in die Stichwahl-Verlängerung gehen.

Ein alles dominierendes Wahlkampf-Thema kristallisierte sich nicht heraus. Neben dem in Innsbruck allgegenwärtigen Problem-Komplex leistbares Wohnen standen vor allem Sicherheit, Verkehrspolitik und die umstrittenen Stadtfinanzen im Fokus der Wahlwerber.

Kein Amtsbonus für Oppitz-Plörer

Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) konnte, zumindest wenn es nach Meinungsforschern und politischen Beobachtern geht, in der Wahlkampfphase keinen nennenswerten Amtsbonus ausspielen und sich von ihren schärfsten Konkurrenten - Georg Willi von den Grünen und FPÖ-Kandidat Rudi Federspiel - nicht absetzen. Oppitz-Plörer versuchte sich als Bürgermeisterin für alle zu positionieren, abseits allen Parteigezänks. Als sachorientierte Managerin der Stadt, die auch vermeintlich Unpopuläres durchzudrücken versteht. So versuchte sie die ständigen Vorhaltungen, Dinge über die Köpfe der Menschen hinweg zu entscheiden, ins Positive zu drehen.

Geschickt ließ sie ein vierfarbiges "C" - in den Farben der Stadtkoalition aus Für Innsbruck, Grünen, SPÖ und ÖVP - plakatieren und präsentierte sich den Wählern in erster Linie als "Christine", die "gemeinsam" das Beste für die Stadt erreichen wolle. Eine Form der politischen Umarmung, der sich logischerweise vor allem Bürgermeisterkandidat Willi zu entziehen versuchte. Keine leichte Übung, drückten doch die Grünen unter Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider der Stadtpolitik gemeinsam mit Oppitz-Plörer in den vergangenen Jahren nicht unwesentlich ihren Stempel auf.

Für Verwunderung sorgte das grüne Urgestein und langjährige Landtagsklubobmann zudem, als er - analog zu Federspiel - einen "Kassasturz" nach der Wahl forderte. Eine urtypische Oppositions-Forderung, diesmal in koalitionärem Gewande. Ansonsten erlebte man Willi in seiner bewährten Rolle: Jener des heimatverbundenen bürgerlichen Realos, der über den grünen Tellerrand hinausblickt. Eine Art kommunaler Van der Bellen.

Grüne Panne auf den letzten Metern

In den finalen Tagen geriet Willis Wahlkampf indes etwas ins Schlingern. Pitscheider, nicht mehr auf der Wahlliste vertreten, verkündete ihren Parteiaustritt und begründete dies mit "rechtspopulistischen Mechanismen" der Stadt-Grünen. Revanche-Foul an Willi, weil er sich im Rennen um die Spitzenkandidatur durchsetzte, oder ehrliche Entrüstung - das blieb offen. Ebenso offen wie die Frage, ob dies zu einer verstärkten Abkehr der Wählerschaft vom grünen Kandidaten oder zu einer Solidarisierung mit demselben führt.

Noch einmal wissen will es auch Willis blaues Urgesteins-Pendant, Rudi Federspiel. Der in der Landeshauptstadt als "Law and Order"-Mann bekannte 68-Jährige hat ein großes Ziel vor Augen: eine Stichwahl gegen Georg Willi. Federspiel und seine Blauen führten einen verhältnismäßig gemäßigten Wahlkampf. Zwar wurde die Bürgermeisterin da und dort - wie gewohnt - als "Schuldenbürgermeisterin" und "Masseverwalterin" bezeichnet und die Viererkoalition als "Viererbande" tituliert, aber Federspiel scheint einer gewissen politischen Altersmilde anheimgefallen zu sein. Das Thema Sicherheit nahm im blauen Repertoire zwar eine wichtige Stellung ein, wurde aber nicht einzig und allein gespielt. Auch wenn die Wahlkampfunterstützung von Innenminister Herbert Kickl für die größte (mediale) Aufmerksamkeit sorgte.

ÖVP und SPÖ in Innsbruck chancenlos

In der Bürgermeisterdirektwahl wohl chancenlos, aber um ein starkes Ergebnis bei der Listenwahl kämpfend: SPÖ und ÖVP. Beider Wahlkampf verlief weitgehend pannenfrei, ob er über die Stammklientel hinausgehend Erfolge zeitigt, wird sich weisen. SPÖ-Spitzenkandidatin Irene Heisz und ihre Partei, keine Liebe auf den ersten Blick, zeigten sich zumindest konsolidiert. Mit griffigen Parolen und Positionen vorzudringen, gelang eher nicht. ÖVP-Bürgermeisterkandidat Franz Xaver Gruber versuchte den Spagat zwischen tragender Regierungsrolle und zwangsläufig notwendiger Absetzbewegung von der Viererkoalition. Grubers politische Zukunft wird vom Listenwahl-Ergebnis abhängen. Die ÖVP hat den ersten Platz zu verteidigen, es drohen aber Verluste. Die vielen "Kleinen", allen voran NEOS und Liste Fritz, taten sich naturgemäß schwer, im Windschatten des Dreikampfs Gehör zu finden.