Das Bundesheer kämpft ums Material, und der Verteidigungsminister ums Budget: Mario Kunasek steht heute im Kleine-TV-Studio Rede und Antwort in Bezug auf Wunsch und Wirklichkeit, Vision und Realität. Wir diskutieren darüber, welche Verteidigungsstrategie dem österreichischen Sicherheitskonzept zugrunde liegt und ob das mit den vorhandenen Mitteln zu leisten ist.

Woran die Attraktivierung des Grundwehrdienstes scheitert, zeigt der aktuelle Bericht der Bundesheerkommission schonungslos auf. Der Grundwehrdienst muss attraktiver werden. Das schreibt sich der mittlerweile dritte Verteidigungsminister auf seine Agenda, seit 2013 die Wehrpflicht per Volksbefragung eindrucksvoll bestätigt wurde. Doch aller Bemühungen und einzelnen Fortschritten zum Trotz: Innerhalb des Bundesheeres blieb ein Kulturwandel zugunsten der Rekruten aus.

Ein "Systemproblem"

Das hielt zuletzt die Parlamentarische Bundesheerkommission in ihrem Jahresbericht deutlich fest – und zwar „in Übereinstimmung mit dem Führungspersonal des Kommandos Landstreitkräfte“, wie dort zu lesen ist. Gemeinsamer Befund: Es liege vor allem ein „Systemproblem“ vor.

Offenkundig wurde dieses im Rahmen eines Workshops von Soldatenvertretern im Herbst in Graz. Die Rekruten klagten über grobe Organisationsmängel in der Ausbildung, fehlende Information und geringe Wertschätzung seitens des Kaderpersonals. Beschwerden gab es etwa über Kollektivstrafen für Verfehlungen Einzelner und Schikanen. So mussten Soldaten in ABC-Adjustierung bei großer Hitze um einen Häuserblock laufen.

Unzufriedenheit herrscht auch über die Unterkünfte (zu wenig Duschen bzw. Warmwasser, zu wenig Steckdosen in den Zimmern), bemängelt wird die ärztliche Versorgung beim Heer, zu wenig und eintönige Kaltverpflegung und auch der Tragekomfort des Feldschuhs „lasse zu wünschen übrig“. Nicht zuletzt finden die Rekruten den Sold von 322 Euro monatlich viel zu niedrig.

Weitere Problemfelder legte jene Sonderkommission offen, die nach dem tragischen Tod eines Rekruten nach einem Fußmarsch die Ausbildungsrichtlinien durchforstete. Es gibt zu wenig qualifiziertes Kaderpersonal und Ausbildungsmittel, interne Verwaltungsabläufe sind zu kompliziert. Eine „adäquate und rechtskonforme Ausbildung von Grundwehrdienern“ sei daher „nur unzureichend“ möglich.