Ist das Alter eine Zumutung oder eine Gnade?

HANNES ANDROSCH: Wenn man halbwegs gesund dieses Alter erreicht und eine erfüllende Tätigkeit hat, ist es ein Privileg. Wenn man das lange will, muss man alt werden. Wenn nicht, muss man früher sterben.

Sie sagen, Sie arbeiten nicht, Sie sind tätig. Was ist der Unterschied?

Arbeiten heißt, dass ich arbeiten muss. Fron. Broterwerb. Tätig sein heißt, dass ich das, was ich mache, nicht machen muss, aber gerne tue, weil es mir Freude bereitet.

Sie könnten sich damit bescheiden, in Altaussee Ihre Kontostände zu betrachten.

Dabei empfinde ich nichts. Ich schaue nie auf den Kontostand.

Das nennt man Wohlstand.

Geld interessiert mich nur als Gestaltungsinstrument, nicht als Ziel per se. Außerdem, vereinfacht: Ich bin wohlhabend, aber ich habe kein Geld.

Sie verhöhnen uns.

Ich habe Vermögen. Das ist alles investiert, davon kann man nichts herunterschneiden. Das ist nicht wie bei „Hänsel und Gretel“ ein Lebzelthaus.

Es arbeitet.

Das Geld? Da muss man dazuschauen. Wenn man mit den wirtschaftlichen Aktivitäten nicht Geld verdient, sondern Geld verliert, wird das bestraft. Zuerst vom Markt, dann vom Konkursrichter.

Waren Sie einmal nahe dran?

In dieser Gefahrenzone war ich nie.

Worin sind Sie besser: als Politiker oder Unternehmer?

Politik habe ich gerne gemacht. Außerdem war ich Chef der größten Bank, wo man auch im öffentlichen Raum unternehmerisch tätig war. Universitäten, Forschung, Bildung.

Nichts von dem haben Sie sich ausgesucht. Es ist Ihnen passiert. Was wäre geworden, wenn Sie sich den Weg hätten aussuchen können?

Ausgesucht habe ich mir das Studium. Ausgewählt habe ich mir als Berufslaufbahn Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Aber der heimliche Traum war immer, dass ich zu Mercedes nach Stuttgart gehe, und da ist mir von Donnerstag auf Montag das mit dem Klubsekretär dazwischengekommen. Was weiß ich, was ich bei Daimler geworden wäre oder nicht.

Zu Gast in der Wiener Redaktion der Kleinen Zeitung: Jubilar Hannes Androsch
Zu Gast in der Wiener Redaktion der Kleinen Zeitung: Jubilar Hannes Androsch © Patterer

Sie sagen, die Politik ist brutaler als die Wirtschaft. Was war die größte Brutalität?

Die Auseinandersetzung mit dem Kreisky und die Unterstützung der anderen.

Die anderen: Salcher? Lacina? Vranitzky? Die roten Finanzer?

Ich lebe über der Baumgrenze. Ich geh nicht mehr ins Unterholz. Mock hat einmal gesagt, den Androsch müssen wir wegkriegen, sonst haben wir nie eine Chance. Und dann hat es Koalitionen der anderen Art gegeben. Sich 16 Jahre mit einer willfährigen Justiz herumschlagen zu müssen, war nicht gerade Anlass, Glückshormone auszuschütten.

Die Narbe ist noch immer nicht verheilt.

Das waren die schwierigeren Jahre meines Lebens. Vielleicht sind die Narben noch immer feststellbar. Aber damit muss ich mich nicht mehr aufhalten. Es war schmerzhaft, aus dem Finanzministerium auszuscheiden, und noch schmerzhafter, aus der CA. Aber es ist wie bei Kindern, man fällt nur hin, damit man wieder aufsteht.

Welche Gegnerschaften pflegen Sie noch im Alter?

Von mir aus keine.

Man räumt auf?

Das wäre mir zu aufwendig und würde mir schlechte Stimmung bereiten. Dazu bin ich nicht bereit. Das Schlimmste, was dem anderen passieren kann, ist, dass einem jemand wurscht ist. Das ist das Äußerste meiner Regungen. Es war schon ein Absturz.

Sie erzählen die damalige Verurteilung noch immer als rote Kabale. Kritiker begnügen sich damit, darauf hinzuweisen, dass Sie Sperrlinien übertreten haben.

Welche?

Sie waren an einer Firma beteiligt, die öffentliche Aufträge bekam.

Das ist unrichtig. Ich war vor und nach meiner politischen Karriere im Brotberuf Freiberufler, wie viele andere. Der Unterschied war, dass sie bei mir plötzlich andere Unvereinbarkeitsregeln verlangt haben. Kreisky hat das dazu genutzt, um mich zu beseitigen.

Wollten Sie ihn auch beseitigen?

Nein.

Er ist lange tot und begleitet Sie doch bis ins hohe Alter.

Man kann den Kreisky nicht weglassen, wenn man über die Zeit redet. Er war nicht der Fördernde, mit der Berufung in die Regierung schon, aber gefördert haben mich andere. Der Waldbrunner, der Slavik, der mein Bezirksobmann war. Der Ockermüller von der Länderbank. Ich hatte das Glück, einige väterliche Freunde gehabt zu haben.

Bruno Kreisky war der Übervater.

Eben nicht, er war mein Parteivorsitzender.

Hat er sich als Ihr Vater gesehen?

Ich war für ihn vielleicht eine Wunschsohn-Figur. Aber er war für mich nie eine Vaterfigur, auch nicht am Anfang.

War Kreisky eifersüchtig auf Sie?

Ich habe lange nach meinem Ausscheiden Zeitzeugen-Gespräche geführt. Die liegen alle transkribiert im Staatsarchiv. Eines davon führte ich mit dem Fritz Marsch, dem treuen Zentralsekretär von Kreisky, den er ungerechterweise nie etwas in der Regierung hat machen lassen. Nach dem Gespräch frage ich ihn: „Fritz, was war der Grund, warum es zwischen dem Kreisky und mir in Brüche gegangen ist?“ Er war ein bedächtiger Mann, hat ironisch gelächelt und hat langsam, wie er immer geredet hat, gesagt: „Na schau, das ist ganz einfach. Du bist ihm zu mächtig geworden.“ Dazu gehörte ein zunehmend gutes, leidenschaftlich gutes Verhältnis zwischen dem Benya und mir, was am Anfang überhaupt nicht der Fall war. Das hat dem Kreisky total missfallen. Das war sein Visavis, das hat er nicht verkiefeln können. Dann wurde er nicht nur älter, sondern rasch kränker. Er wurde empfänglich für intrigante Einflüsse und Einflüsterungen.

Sie sind nie Kanzler geworden. Empfanden Sie es irgendwann als Makel?

Ich habe das weder in der Sandkiste noch zu einem späteren Zeitpunkt angestrebt. Ich hatte Mühe, die fehlende Ambition meinem Freund Mauhart klarzumachen. Mir war klar, unmittelbar nach dem Kreisky kann man nur scheitern.

Auch wenn man nicht Sinowatz heißt?

Der ist der beste Beweis dafür. Was mir viel mehr Kopfzerbrechen bereitet hätte, wäre der Parteivorsitz gewesen. Mir wurde immer erklärt, dass das in eine Hand gehört. Ich habe mir die Integrationskraft, die Strömungen in der Partei zusammenzuführen, nicht zugetraut. Ich habe meine Vorstellungen gehabt. Wenn ich von etwas überzeugt war, war meine Flexibilität überschaubar.

Zu direkt?

Das kann man so nennen.

Die bürgerliche Eleganz, die Sie schon als Junger offen gezeigt haben, hat man Ihnen in der Partei lange vorgehalten. Sie wissen schon: die Maßanzüge.

Ach was, hören Sie auf! Die Linken waren viel bürgerlicher als wir! Die aus den Arbeiterbezirken und aus den Bundesländern waren die Rechten. Und die Wohlbestallten, die aus bürgerlichen Elternhäusern kamen, waren die Linken. Oppositionsmuster. Meine Großmutter hat immer geschaut, dass der Bub sich anständig kleidet. Meine Großmutter war Hausmeisterin, eine bescheidene Frau.

Die Anzüge entsprangen der Erziehung und nicht dem Hang zum Snobistisch-Lässigen?

Für mich ist Kleidung eine Frage der Höflichkeit. Dass ich zu Hause kommod und in Altaussee in der Lederhose bin - außer bei offiziellen Anlässen, da wäre es eine Anbiederung - ist eine andere Geschichte. Aber im normalen Zusammenleben habe ich für das Snobistisch-Lässige nichts übrig.

Sie waren nie ein 68er. Warum?

Altersmäßig hätte es gepasst, aber da ich im Vergleich zu jenen, die protestiert haben, arriviert war, hätte ich gegen mich selber protestieren müssen. Macht keinen schlanken Fuß.

Sie mussten nicht durch die Institutionen marschieren, Sie haben sie einfach übernommen.

Quasi. Da der Vater früh starb, übernahm ich die Steuerberatungskanzlei und gründete in jungen Jahren eine Familie. Ich hatte keine Zeit für diese jugendlichen Konvulsionen.

Sie haben einmal gemeint, die 68er-Bewegung sei glanzvoll gescheitert. Hat sie das Land nicht auch durchlüftet?

Es war schon gut, dass sie sich mit dem abwehrenden Move auseinandergesetzt hat, mit der Weigerung, sich kritisch mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Das hat schon seine Berechtigung gehabt. Auch die Durchlüftung. Der Kreisky hat es als Kanzler meisterlich verstanden, diese Bewegung zu sublimieren und als Wasser auf seine Mühlen zu lenken. So sehr der Aufbruch verständlich war, so sehr ist er dann ins Anarchistische und Zerstörerische abgeglitten. Denken Sie an die RAF, die Roten Brigaden und das Zeug. Das räumt zu seinem 70er auch der Achtundsechziger Joschka Fischer ein.

Was ist das Sozialdemokratische an Ihnen?

Die Wohnung der Eltern in Floridsdorf wurde im 34er-Jahr vom Bundesheer auf Befehl von Dollfuß zerschossen. Ich war noch nicht auf der Welt, aber der Großvater hat davon erzählt. Er ist als Straßenbahn-Mechaniker eingesperrt worden. Seinen Freund haben sie wie den Wallisch in der Obersteiermark justifiziert. Das war prägend. Am 1. Mai bin ich als Kind mit einem Fahrrad, das mit weißen und roten Papiernelken geschmückt war, in Floridsdorf zum Rathaus gefahren. Das Sozialdemokratische? Die Herkunft und die humanistische Orientierung. Aber nicht die Pflege von Dingen, die nicht mehr zeitgemäß sind.

Welche meinen Sie?

Ich meine das Dilemma, in dem die Sozialdemokratie in Europa steckt. Es war eine Arbeiterbewegung, aber wer ist heute noch ein Dreher, ein Schweißer, ein Buchdrucker? Diese Berufe gibt es gar nicht mehr. Auf die neuen Zeiten hat man sich lange nicht eingestellt. Das Industriezeitalter ist im Begriff, vom Digitalen abgelöst zu werden. Das wirkt auf viele Menschen verstörend, weil die Entwicklung so rasant stattgefunden hat wie nie zuvor. Und da ist niemand da, der den Menschen in diesem flirrenden Umfeld Halt und Orientierung gibt. Auch die Sozialdemokratie nicht.

Welche Dogmen hätte sie abstreifen müssen?

Sie hätte sich selber eine Perspektive eröffnen müssen. Nur wenn ich selber eine habe und davon überzeugt bin, habe ich die Authentizität, um daraus die Überzeugungskraft zu gewinnen, den Menschen zu vermitteln: Da geht's lang, und das ist dafür notwendig. Das kann ich nicht mit irgendwelchen Zuckerln kompensieren, indem ich sage, da gibt's ein bissl mehr, und da gibt es etwas zum Nulltarif, das ist keine Perspektive.

Könnte es sein, dass es noch keine adäquaten neuen Antworten gibt, weil die Komplexität so groß geworden ist, dass es von einer Partei alleine keine Antworten mehr geben kann?

Es gibt mehr Antworten, als man bereit ist, einzuräumen. Eine Antwort auf die neuen Zeiten ist eine zeitgemäße Bildung, da hinken wir in Österreich schändlich weit zurück. Das wird jetzt noch verstärkt durch die Verschiebung der Ganztagsschule und dass man das zweite vorschulische Pflichtjahr eigentlich ignoriert. Selbst der Gemeindebund, alles andere ist eine linksextreme Vereinigung, schreit, dass man mehr Ganztagseinrichtungen, schulische oder vorschulische braucht. Das spiegelt die Diskrepanz zwischen der politischen Ideologie und dem, was benötigt wird, wider. Vor allem dann, wenn 70 Prozent der Mütter berufstätig und nicht wenige von ihnen alleinerziehend sind. Das ist eine Veränderung nach hinten.

Was hat das mit Ihnen gemacht, als Sie die Politik hinter sich ließen und in die Welt der Banken und der Industrie eintauchten?

Ich möchte das mit einer Episode beschreiben. Nach den Parlamentswahlen 1959, als die SPÖ unter Pittermann stimmenstärkste Partei geworden war, die ÖVP aber immer noch ein Mandat vorne lag, hat der Raab dem Pittermann das Finanzministerium angeboten. Der hat sofort zugesagt und den Kreisky nominiert. Kreisky war designierter Finanzminister für 24 Stunden. Er hat den Jankowitsch, seinen Sekretär und späteren Außenminister, in die Parlamentsbibliothek geschickt, um sich das dreibändige Handwörterbuch der Finanzwissenschaft auszuborgen. Am nächsten Tag war das nicht mehr notwendig. Wir sind an jenem Abend im Studentenkreis gesessen, der als der rechte galt, und alle haben gesagt: Finanzminister, ein Wahnsinn, das können wir nicht. Ich habe erwidert: Wieso können wir das nicht? Nicht ahnend, dass es mich als solchen erwischen könnte. Es hat mich zeitlebens gestört, dass meine Partei jegliche Sozialkompetenz hat und auch international alles Mögliche, aber keine gleichwertige Wirtschaftskompetenz. Was heißt Wirtschaftskompetenz? Dass das Herz links schlagen kann, aber mein Portemonnaie immer rechts sein muss.

Christian Kern hat Wirtschaftskompetenz mitgebracht und hat dennoch verloren. Warum?

Wenn ich Wirtschaftskompetenz beanspruche oder sie vielleicht sogar habe, dann kann ich nicht das Freihandelsabkommen CETA infrage stellen. Hätten wir TTIP, täte sich der Trump mit seinem verrückten Protektionismus schon schwerer. Warum Leute gegen eine Freihandelsvereinbarung mit Kanada sind, kann ich nicht nachvollziehen. Anstatt da Farbe zu bekennen und dazu zu stehen, hat sich Kern mit einer komischen Umfrage blamiert. Drei oder vier Monate nachdem er Vorsitzender und Kanzler geworden ist, das war entsetzlich. Man kann nicht auf die eine oder andere Innergürtler-Sektion horchen, man muss schon auf das ganze Land hören. Das war die Stärke des Kreisky, dass er aus Wien hinausgegangen ist. Wir waren im letzten Dorf in Vorarlberg oder im Gailtal oder in der Oststeiermark. Es war nicht immer lustig, aber wir waren erfolgreich.

Ihre Biografie umspannt die gesamte Zweite Republik. Wie steht das Land da?

Es schöpft seine Möglichkeiten nicht aus. Die Wettbewerbsfähigkeit hat gelitten, der geistig offene Blick nach außen. Zum Entsetzen des Kreisky hat Vranitzky seinerzeit das Außenministerium weggegeben. Unter diesem Mangel leidet die Außenpolitik über 30 Jahre. Es ist der Grund, warum wir keine haben und isoliert sind. Noch gravierender ist, dass nur, um den Kanzler für sich zu erringen, der Gusenbauer das Finanz- und das Innenministerium hergegeben hat. Ein Kanzler ohne diese drei Schlüsselressorts ist wie eine Brücke ohne Widerlager. Die gibt es nicht.

Wie kommen Sie darauf, dass Österreich isoliert ist?

Zu welcher Ländergruppierung gehört Österreich in der EU? Wir hatten noch nie ein so schlechtes Verhältnis zu Berlin. Wir fangen einen unnötigen Streit mit Italien wegen der Südtiroler an, was die gar nicht wollen. Wir zündeln auf dem Balkan herum, bewundern den Orbán, sind Lakaien von Putin und folgen dem Trump in Jerusalem. Wir wollen ein schlankes EU-Budget, aber die Landeschefs pilgern nach Brüssel und wollen mehr Geld für die Bauern. Wer nimmt uns dort noch ernst? Wenn das nicht „isoliert“ heißt, dann weiß ich nicht.

Wie nennt man so ein Verhalten?

Strategielos kurzsichtig. Österreich als Binnenland, das vom Export und vom Tourismus abhängig ist, kann sich nicht als alpine Wagenburg in einer Festung Europa positionieren und glauben, man könne eine Wohlfahrtsinsel sein. Mit zwölf berittenen Polizisten werden wir die Außengrenzen nicht sichern und mit unseren Panzern und nicht fliegenden Eurofightern werden wir auch keine Löcher ins Mittelmeer graben können.

Die SPÖ hat sich ein Jahr lang bemüht, in irgendeiner Form ein Verhältnis zur FPÖ aufzubauen. Können Sie sich eines vorstellen?

Man muss Verbindungen mit jeder Partei, die im Parlament vertreten ist, als möglich erachten, ohne seine Grundwerte zu vernachlässigen. Es war in meinen Augen immer falsch, auch demütigend, dass Vranitzky den Haider ausgegrenzt hat, anstatt sich von ihm abzugrenzen. Das ist ein großer Unterschied.

Sie sind im Wettgeschäft tätig. Wie lange hält die Regierung?

Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Es kann durchaus sein, dass die Regierung die Periode übersteht. Sie arbeitet zwar redlich daran, sich selbst zu verunmöglichen, aber ich kann nicht sagen, wie lange es dauert, bis die SPÖ auf die Beine kommt.

Wie kann die Partei das Vertrauen zurückgewinnen?

So wie der Kaiser in Kärnten. Der hat bewiesen, was geht. Authentisch sein. Nur daraus resultiert die Überzeugungskraft. Und die ist wirkungsvoller als der Lauf von Gewehren.

Welche Grundhaltungen haben Sie an Ihre Kinder weitergegeben?

Dass sie anständige Menschen sein mögen und einen redlichen, vernünftigen Lebensweg beschreiten, der sie erfüllt.

Welche offenen Wünsche bleiben mit 80?

Alt werden und gesund sterben.

Ihr Arbeitspensum würde viele 30-Jährige überfordern. Woher rührt das Rastlose?

Ich habe das Glück gehabt, den größten Teil des Lebensweges in Frieden und Wohlstand beschreiten zu können. Da betrachte ich es als Verpflichtung, so gut man kann, auch im Alter dazu beizutragen, dass das den nachfolgenden Generationen hoffentlich auch möglich ist.

Sie haben zwei Familien gegründet. Ihr größter Wunsch war es, sie zueinanderzuführen. Hat sich der Wunsch erfüllt?

Ich glaube, das werde ich nicht schaffen.

Wie werden Sie feiern?

In meinem Hotel in Altaussee wird es einen Abend mit 85 Leuten geben. Und einmal mach ich dort ein Schießen. Da können alle kommen. Zuvor lade ich im Wiener Rathaus zu einem Zukunftssymposion. Ich habe gesagt, über die Vergangenheit reden wir nicht. Dass ich jung war und das Kind meiner Eltern bin, ist bekannt. Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, in ihr gedenke ich zu leben. Wie lange, weiß ich nicht. Aber das weiß man bei der Geburt schon nicht. Mehr hat der Prometheus nicht erreichen können für den Menschen.