Für den Beruf "Energetiker" gibt es einen Gewerbeschein. Im Falle der aktuellen Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) war dieser bis 5. Jänner 2018, bis zum Eintritt in die Regierung gültig. Dies sorgt nun für Irritationen, da im Zuge der Affäre rund um das Wiener Krankenhaus Nord der Auftrag an einen Energetiker kritisiert wurde, der für 95.000 Euro einen "Energie-Schutzring" rund um die Baustelle gelegt haben will.

Gestern tauchte ein neuer Fall auf: "profil" berichtet über die Seestadt Aspern, eine Wirtschaftsagentur soll dort im Auftrag der Stadt Wien 19.000 Euro für eine Studie "zur Stärkung der Lebenskraft des Projektgebietes"  ausgegeben haben, an der auch ein "Geomant" beteiligt war.

In der Studie heißt es unter anderem: „In Bezug auf die derzeitige Ausprägung der vier Elemente im Projektgebiet wirkt die Luft und das Wasser stark, das Feuer ist ausgeprägt und die Erdqualität noch nicht voll präsent.“ Besonders begeistert zeigte sich der „Geomant“ laut dem Bericht von einem Hollerbusch, dem er „spezifische energetische Eigenschaften“ zuschrieb. Der besagte Strauch wurde offenbar trotzdem planiert...

Freies Gewerbe

Als Energetiker kann man einen Gewerbeschein bei der Wirtschaftskammer lösen. Im Falle Schramböcks stammte  der Gewerbeschein aus dem Jahr 2010 und war somit acht Jahre gültig. Schramböck habe den Beruf allerdings nie ausgeübt, stellte ihr Pressesprecher klar. Es handelt sich um ein freies Gewerbe, das folgende Tätigkeitsfelder umfasst:

Hilfestellung zur Erreichung einer körperlichen bzw. energetischen
Ausgewogenheit

  • mittels der Methode von Dr. Bach
  • mittels Biofeedback oder Bioresonanz
  • mittels Auswahl von Farben
  • mittels Auswahl von Düften
  • mittels Auswahl von Lichtquellen
  • mittels Auswahl von Aromastoffen
  • mittels Auswahl von Edelsteinen
  • mittels Auswahl von Musik
  • unter Anwendung kinesiologischer Methoden
  • mittels Interpretation der Aura
  • mittels Magnetfeldanwendung
  • durch sanfte Berührung des Körpers bzw. gezieltes Auflegen der Hände an bestimmten Körperstellen
  • mittels Cranio Sacral Balancing
  • durch Berücksichtigung bioenergetischer, geobiologischer, elektrobiologischer, baubiologischer und geomantischer Gesichtspunkte
  • durch Berücksichtigung der Auswirkungen der energetischen Geometrie und Lichtphysik
  • mittels Feng Shui, Zen, Vastu bzw. anderer lebensraumrelevanter Aspekte verschiedener Epochen und Kulturen
  • mittels Numerologie,
  • mittels Wassersuche sowie radiästhetischen Untersuchungen mit Rute, Pendel etc.
  • mittels Wahrnehmung raumenergetischer Phänomene mit und ohne Geräteunterstützung,
  • durch Berücksichtigung von Planetenkonstellationen und lunaren Energien

Kärntner Politiker wird wieder Energetiker

Auch der Kärntner Landesrat Gerhard Köfer (Team Kärnten) verfügt über einen solchen Gewerbeschein, und er will das Gewerbe jetzt, wo er für die Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) nicht mehr als Regierungspartner in Frage kommt,wieder aufnehmen. Das kündigte er via Instagram an:

© Instagram / Gerhard Köfer

Als Energetiker hatte Köfer, damals noch in den Reihen der SPÖ, Frank Stronachs Pferde therapiert, den Austrokanadier kennengelernt und sich von der SPÖ verabschiedet. 2010 entdeckte Köfer das Phänomen an sich, dass er die Fähigkeiten hat, Selbstheilungskräfte im Körper zu aktivieren. Als Energetiker pendelte er auch den Landtag aus. 

Die Ärztekammer hatte sein Tun schon 2010 kritisch beobachtet, ihm jedoch keine "Kurpfuscherei" nachweisen können. Köfer, der bei seinen energetischen Behandlungen keinen körperlichen Kontakt herstellt, sondern seine Hände über den Körper führt und so Blockaden erfühlen kann, erstellt keine Diagnosen oder benennt Krankheiten. Würde er dies tun, würde er sich eben der Kurpfuscherei schuldig machen.

Kritisch beobachtet werden Energetiker vor allem auch immer dann, wenn öffentliche Gelder in ihre Aktivitäten fließen. In der Steiermark waren, etwa im Raum Lannach, sogar einmal Straßenkreuzungen  mit so genanntem "Wunderschotter" verlegt worden, der angeblich in der Lage war, die Unfallgefahr zu bannen...