Ein interner Revisionsbericht des AMS zeigt gravierende Probleme bei der Betreuung von Arbeitslosen mit nicht-deutscher Muttersprache auf. Der Bericht nennt mangelnde Deutschkenntnisse sowie religiöse und kulturelle Gründe als Integrationshindernisse und hebt dabei Probleme mit Tschetschenen und Afghanen hervor. AMS-Chef Johannes Kopf spricht von Einzelbeobachtungen von AMS-Beratern.

Der knapp 50-seitige Bericht vom Juni 2017 war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und basiert auf Untersuchungen in Geschäftsstellen in Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Wien, wie mehrere Tageszeitungen heute (Dienstag) berichten. Die Prüfer haben untersucht, ob Migranten beim Arbeitsmarktservice (AMS) schlechter betreut werden als Inländer und ob sie bei der Jobsuche von Unternehmen diskriminiert werden. Dafür wurden keine Hinweise gefunden. Laut "Presse" zeigt der Bericht,  dass Flüchtlinge nur etwa sechs Prozent der AMS-Kunden ausmachen. Diese würden sich zudem durch eine überdurchschnittliche Motivation auszeichnen. 

Befragte AMS-Führungskräfte gaben an, dass "Auffälligkeiten nach Nationalitäten" zu beobachten seien, massive Probleme gebe es nach "übereinstimmenden Wahrnehmungen" vor allem bei Tschetschenen, die überdurchschnittlich oft gewaltbereit seien. Manche AMS-Mitarbeiter hätten Angst, ihnen Vorschläge für Jobs oder Kurse zu machen, einige Mitarbeiter seien auch bedroht worden. Tschetschenen, Syrer und Afghanen seien auch in soziale Berufe oder in die Gastronomie schwer zu vermitteln, "weil der Servicegedanke abgelehnt wird", heißt es in dem Bericht. Allgemein würden muslimische Väter und Ehemänner die Arbeitsaufnahme oder Ausbildung ihrer Töchter und Frauen behindern.

Keine Angaben über Häufigkeit der Probleme

Der Revisionsbericht enthalte keinerlei Angaben über die Häufigkeit der beschrieben Wahrnehmungen, was in der Berichterstattung darüber verschwiegen werde, kritisierte AMS-Chef Kopf auf "Facebook". Der Revisionsbericht werde somit "unvollständig und zu Fehlinterpretationen verleitend" dargestellt.

In einem Statement der AMS-Führung, das im Revisionsbericht angeführt wird, werden den AMS-Mitarbeitern "Schulungen zum interkulturellen Verständnis" angeboten. Vielen Beratern falle es offenbar schwer, "zwischen Wahrnehmung und Vorurteil zu unterscheiden". AMS-Chef Johannes Kopf betonte gegenüber den "Salzburger Nachrichten" (SN), dass es sich bei den Aussagen um Einzelbeobachtungen von AMS-Beratern handle, die keine Aussagekraft über die Gesamtsituation hätten.

In Wien haben 61 Prozent der AMS-Kunden Migrationshintergrund, in ganz Österreich sind es 42 Prozent.