Als SPÖ-Prestigeprojekt wurde die Neue Mittelschule vor sechs Jahren von der damaligen Bildungsministerin Claudia Schmied aus der Taufe gehoben. In der Endausbaustufe sollte die NMS, so die rote Vision, mit der AHS-Unterstufe zur Gesamtschule verschmolzen werden. Mittelfristig sollte das Niveau so angehoben werden, dass ein NMS-Viertklassler einem Absolventen einer AHS-Unterstufe gleichgestellt ist und Eltern beziehungsweise Schüler somit erst mit 14 die Wahl treffen sollten, ob ein Kind eine gymnasiale Laufbahn einschlägt oder eine Lehre startet.

Nun schlägt ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann Alarm. „Wir müssen schauen, dass die Neue Mittelschule nicht zur Restschule wird. Sie ist auf dem Weg in die Sackgasse.“ Aktuellen Zahlen zufolge wechseln nur acht Prozent der NMS-Schüler auf eine AHS-Oberstufe, bei der alten Hauptschulen waren es sechs Prozent. An den AHS verbleiben 62 Prozent der Schüler. Die viel versprochene Durchlässigkeit (von der NMS auf die AHS) existiert nur auf dem Papier.

Nun schwebt dem Minister keineswegs vor, dass alle Schüler eine akademische Karriere einschlagen und so die Lehre entwertet wird. Im Gegenteil. Dass die Neue Mittelschule ihren Erwartungen nicht gerecht wird, vernimmt man gerade aus der Welt der Wirtschaft, die über die mangelnden Schreib-, Lese- und Rechenfähigkeiten von Lehrlingen klagt.

Teamteaching als Ursache allen Übels

Laut Faßmann ist das Teamteaching, bei dem zwei Lehrer gleichzeitig in einem Klassenverband eingesetzt werden, die Ursache allen Übels. Ähnlich sieht es auch der Rechnungshof: „Die beträchtlichen zusätzlichen Ressourcen, speziell in Form eines flächendeckenden Teamteachings, haben im Durchschnitt nicht die erwarteten Verbesserungen im Bereich der fachlichen Leistungen und überfachlichen Kompetenzen gebracht. Es müssen Wege gefunden werden, diese Ressourcen zielorientierter zu nutzen.“ Der Minister will weder zur alten Hauptschule (A- und B-Zug) noch zu den Leistungsgruppen zurück. Stattdessen schwebt ihm eine stärkere Binnendifferenzierung vor. Am Konzept wird noch gefeilt.

Als neues Unterrichtsfach an allen Unterstufen des Landes hat der Ministerrat die „Digitale Grundbildung“, die bisher nur als Pilotprojekt existiert, eingeführt. Es obliegt den Schulen, ob die Materie als eigener Gegenstand oder fächerübergreifend im Ausmaß von zwei Wochenstunden angeboten wird. Als Benotung gib es bestanden/nicht bestanden.