Frau Glawischnig, lang ist die Liste Ihrer ehemaligen grünen Mitstreiter, die sich über Ihren Wechsel zum Glücksspielkonzern Novomatic empört zeigen. Überrascht Sie das?

Eva Glawischnig: Nein. Ich habe gewusst, dass mein Wechsel Irritationen, Unbehagen bis hin zu Unverständnis auslösen wird. Manche haben sich vielleicht sogar geschreckt, ich verstehe das. An meiner Dialogbereitschaft hat sich nichts geändert. Man kann natürlich eine verengte Sicht der Dinge pflegen und intolerant bleiben.

Sie spielen auf den angedrohten Parteiausschluss an?

Glawischnig: Ich will dazu nichts sagen. Ich erinnere nur daran, dass ich in den letzten acht Monaten Privatperson war und keine Funktion mehr bei den Grünen hatte.

Was auch irritiert, ist der Zeitpunkt. Die Kärntner Grünen, die Ihnen stets ein großes Anliegen waren, kämpfen um das politische Überleben. Warum die Pressekonferenz 48 Stunden vor den Wahlen in Kärnten?

Glawischnig: Ich hätte schon viel früher beim Unternehmen beginnen sollen, habe aber bereits wegen der Wahlen in Niederösterreich und in Tirol den Zeitpunkt verschoben. Der 1. März war der letztmögliche Zeitpunkt, um meine Arbeit aufzunehmen.

Warum haben Sie nicht am 15. März begonnen oder sind erst am Montag vor die Presse getreten?

Glawischnig: Das funktioniert vielleicht in der Politik, dass man eine Pressekonferenz um ein paar Tage nach hinten verlegt, bei einem großen internationalen Konzern, wo die Verantwortlichen weltweit unterwegs sind, geht das nicht so einfach. Im Übrigen werden Wahlen nicht am Freitag oder am Samstag vor der Wahl entschieden.

Sie haben am Freitag angedeutet, dass Sie noch zwei andere Angebote erhalten haben, eines war finanziell attraktiver. Angesichts der Welle der Empörung, die Ihnen entgegenschwappt: Bereuen Sie es heute, dass Sie sich für Novomatic entschieden haben und nicht für ein anderes Unternehmen?

Glawischnig: Überhaupt nicht. Ich habe mich ja bewusst für das Unternehmen entschieden. Ich halte den Bereich des Spielens, der Freizeit, der Unterhaltung, des Entertainments an der Schnittstelle zur Sucht, zur Spielsucht für eine sehr wichtige gesellschaftspolitische Herausforderung. Eltern mit Kindern machen mit diesem Phänomen wahrscheinlich tägliche Erfahrungen. Auch ist das Suchtverhalten in den einzelnen Ländern unterschiedlich. Die Frage ist, wie man die Menschen, die ein pathologisches Suchtverhalten an den Tag legen, vor sich selbst schützen kann. Das ist mir ein großes Anliegen.

Da hätten Sie aber auch eine Suchtberatungsstelle übernehmen können?

Glawischnig: Mein Job wird es sein, für das gesamte globale Unternehmen den Bereich der Nachhaltigkeit sowie die Frage des „responsible gaming“ (verantwortungsvolles Spielen) auszurollen, und zwar weltweit. Da geht es um Spielerschutz, Jugendschutz, um hohe Standards, um hohe Hürden und darum, gewisse Menschen vor sich selbst zu schützen.

Sind Sie nicht auch engagiert worden, um die Grünen in Wien und anderswo in der Frage des kleinen Glückspiels zu überzeugen?

Glawischnig: Nein, ich mache sicher kein Lobbying. Das können Sie ausschließen.

Frau Glawischnig, eine Frage sei noch erlaubt, ohne Ihnen nahetreten zu wollen. Sie sind vor einem Jahr auch aus gesundheitlichen Gründen, wegen eines allergischen Schocks, von der politischen Bühne abgetreten. Geht es Ihnen gesundheitlich gut?

Glawischnig: Mir geht es gesundheitlich gut, allerdings spüre ich die Haselnuss, die trotz der eisigen Temperaturen bereits unterwegs ist. Ich hatte in den letzten Tagen allerdings einen Eingriff beim Kiefer. Ich habe ein Implantat bekommen und nehme derzeit Antibiotika, die ich nicht so gut vertrage. Deshalb habe ich bei der Pressekonferenz etwas zerdepscht ausgesehen.