Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig tritt angesichts ihres Engagements beim Glücksspielkonzern Novomatic aus ihrer Partei aus. Das teilte Grünen-Bundessprecher Werner Kogler mit. "Eva Glawischnig hat mir in einem Gespräch zugesichert, dass sie ihre Mitgliedschaft bei den Grünen zurücklegt."

"Wenn Eva Glawischnig sich als Privatperson für eine Tätigkeit bei Novomatic entschließt, ist das natürlich ihre Sache." Für die Grünen gilt aber, was immer gegolten hat: "Wir haben uns in der Vergangenheit immer mit der Glücksspielbranche und den dazu gehörigen Konzernen angelegt und vor allem bei Novomatic völlig zu Recht. Und wir werden die Machenschaften dieses Konzerns auch weiterhin kritisieren und gegebenenfalls bekämpfen", sagt Kogler.

Am Vormittag überschlugen sich die Ereignisse:

Die ehemalige langjährige Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, wechselt völlig überraschend zum niederösterreichischen Glücksspielkonzern Novomatic. Mit 1. März hat die frühere Politikerin die Verantwortung für die Bereiche "Corporate Responsibilty und Sustainability" übernommen. Glawischnig sieht sich als "Verantwortungsmanagerin".

Lambert Schönleitner
Lambert Schönleitner © Jürgen Fuchs

Bei einer kurzfristig einberufenen, klandestin organisierten Pressekonferenz in der Novomatic-Zentrale in der Wiener Innenstadt gab die gebürtige Kärntnerin bekannt, dass sie in dem Unternehmen für den Bereich der „Corporate Responsibility“ verantwortlich sein werde. „Ich habe mich bewusst so entschieden. Ich finde es eine sehr spannende Geschichte, bei so einem großen internationalen Tanker mitarbeiten zu dürfen.“

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Ihren Wechsel zum Glücksspielkonzern begründete Glawischnig gegenüber einer völlig verblüfften Journalistenschar, die - mit zwei Ausnahmen, darunter die Kleine Zeitung - noch vor Beginn der Pressekonferenz nicht wusste, wer jetzt vor die Presse treten würde, wie folgt: „Ich habe mich bewusst entschieden. Mir wurde immer nachgesagt, ich sei eine Spaßbremse. Es geht um Vergnügen, es geht um Freizeit. Es geht aber auch darum, den Menschen vor sich selbst zu schützen.“

"Meinen kritischen Geist kann und werde ich nicht aufgeben", sagte sie im Beisein von Konzernchef Harald Neumann. An Novomatic fasziniere  sie die Internationalität.

Den Einwand, dass sie als Feigenblatt eingekauft wurde, wies sie entrüstet zurück. „Ich bin auch keine Lobbyistin.“ Wortreich erklärte Glawischnig, dass sich der Konzern einem strengen Spielerschutz unterworfen habe.  In der Vergangenheit habe Sie zwar im Parlament wiederholt gegen Glückspielgesetze gestimmt, allerdings nicht aus grundsätzlichen Motiven, sondern weil die Regularien zu lax waren.

Kritische Haltung der Grünen

Die Grünen haben sich bisher dem Glücksspiel gegenüber sehr kritisch geäußert und auch die Praktiken von Novomatic teilweise scharf verurteilt. Glawischnig dazu: "Unerwünschte gesellschaftliche Erscheinungen wie Spielsucht" könne man nicht "wegverbieten".

Von 2008 bis 2017 war Glawischnig Bundessprecherin und Klubobfrau der Grünen. Im Mai vergangenen Jahres hatte sie sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen.

Novomatic ist ein global agierender Glücksspielkonzern mit Stammsitz in Gumpoldskirchen. Der Konzern betreibt Spielbanken, elektronische Casinos und Sportwettlokale, vermietet Glücksspielgeräte und entwickelt und produziert Spielausstattungen und Spielsysteme.