Vor Kurzem konnte die FPÖ noch ziemlich sicher sein, bei der NÖ-Wahl das größte Plus im Lande zu schaffen - und locker das von Spitzenkandidat Udo Landbauer ausgegebene Wahlziel des besten FPÖ-Resultats zu erreichen. Mit der am Dienstag aufgebrochenen NS-Liedgut-Affäre in Landbauers Burschenschaft Germania ist es fraglich, ob die FPÖ tatsächlich so gut abschneidet wie sie die Umfragen hoffen ließ.

Schließlich teilte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Tag vor der Wahl noch mit, dass sie nicht mit Landbauer zusammenarbeiten wird in der nächsten Landesregierung - nachdem Samstag Früh Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Rücktritt des FPÖ-Spitzenkandidaten gefordert hatte. Dabei war alles so schön geplant - Landbauer hätte Anspruch auf das Wohnbauressort erhoben und so mit einem publikumsträchtigen Pouvoir in die nächsten fünf Jahre starten können.

Dennoch wird die FPÖ bei der heutigen Landtagswahl zulegen - schon allein deshalb, weil der starke Konkurrent Team Stronach weggefallen ist. Die "Liste Frank" schnitt 2013 mit 9,8 Prozent besser ab als die FPÖ - die es auf nur 8,21 Prozent brachte, das derzeit schwächste blaue Landtags-Ergebnis. Bei der Nationalratswahl 2017 wählten mehr als dreimal so viele - nämlich 25,94 Prozent - der Niederösterreicher blau.

So hoch wurde die FPÖ in den Umfragen für die Landtagswahl zwar nicht angesetzt, aber immerhin zwischen 16 und 21 Prozent. Diese wurden jedoch durchgeführt ehe die Liederbücher der "Germania zu Wiener Neustadt" - deren stellvertretender Vorsitzender Landbauer mehrere Jahre lang war - mit ihrem NS-verherrlichenden Gedankengut bekannt wurden. Wie weit sich diese Affäre auf die Wahl auswirkt ist fraglich. Ein Dogma der Meinungsforscher ist, dass Vorkommnisse kurz vor der Wahl das Ergebnis nicht ändern.

Um das Wahlziel "bestes NÖ-Ergebnis" zu erreichen, reichen der FPÖ 16,09 Prozent. 16,08 Prozent waren die bisher höchste Zustimmung, im Jahr 1998, in der Ära Haider. Um sich auch den Rekord des größten Zugewinns im Lande zu holen, müsste die FPÖ noch etwas stärker wachsen, um 8,44 Punkte auf 16,65 Prozent. Denn mit einem Plus von 8,43 Prozentpunkten eroberte 2003 Erwin Prölls ÖVP die Absolute zurück. Der bisher größte Zugewinn der FPÖ in NÖ waren 7,71 Prozentpunkte im Jahr 1988.

Den unerfreulichen Rekord des größten Minus der bisher 15 Landtagswahlen haben die Freiheitlichen schon: 2003 brachen sie um 11,6 Prozentpunkte auf 4,49 Prozent ein. Das war die erste NÖ-Wahl unter der damaligen schwarz-blauen Bundeskoalition. Anders als damals hoffen die Freiheitlichen diesmal, vom Eintritt in die Bundesregierung zu profitieren.