Die so genannte "Pennäler-Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt", die im aktuellen Liederbuch-Skandal rund um FPÖ-Mann Udo Landbauer mit dem Vorwurf der Wiederbetätigung konfrontiert ist, ist eine relativ kleine Verbindung. Sie zählt 70 Mitglieder, Aktive und Altherren inklusive. Die Germania gehört zum Österreichischen Pennälerring (ÖPR), ist aber ein eingeständiger Verein, sagte Philip Wenninger, stellvertretender Germania-Obmann, im Gespräch mit der APA.

"Kulturgutpflege und Traditionserhaltung"

Die Ziele der Verbindung seien Kulturgutpflege und Traditionserhaltung. Man organisiere Fortbildungsveranstaltung, etwa in Rhetorik. Zur Verbindung gehöre auch das "Liedergut", wie es Wenninger nennt. Dieses "Liedergut", ein circa 300 Seiten starkes Buch, das 1997 in 3. Auflage gedruckt wurde, beinhaltet auch folgenden Zeilen: "Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million'" und weiter "Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäugiger Chines': ,Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS.'"

Diese und andere Zeilen seien in der aktuellen Auflage geschwärzt worden. "Das liegt so im Verein nicht auf", sagte Wenninger. Man arbeite an einer neuen Auflage. Denn das sei "nicht zeitgemäß und nicht in Ordnung". Insgesamt beinhalte das Buch 500 bis 600 Lieder. Manche davon aus dem 19. Jahrhundert, es handle sich um Heimatlieder, Soldatenlieder, es seien auch Lieder von Reinhard Mey dabei.

Gegründet worden sei die Germania 1917 am Ende des Ersten Weltkrieges aus einem Stammtisch heraus. Man habe letztes Jahr das 100-jährige Bestehen gefeiert. In der Zwischenkriegszeit sei der Verein wieder aktiv gewesen und in der Nazizeit wie alle Burschenschaften verboten worden. In den Reihen der Germania gebe es "keinen einzigen Kriegsverbrecher", betonte Wenninger. 1960 sei die Burschenschaft wieder reaktiviert worden.

Homepage offline

Die Homepage der Verbindung ist schon länger wegen eines technischen Gebrechens offline. Die Mitglieder sind alles Burschen und Männer, die in Wiener Neustadt die Oberstufe einer Matura-Schule (diverse Gymnasien, HTL, das Militärgymnasium, etc.) besuchen bzw. besucht haben. In dem Verein wird wie bei Mittelschüler-Verbindung üblich mit stumpfen Säbeln gefochten. Eine befreundete Burschenschaft (ein Kartell) habe man schon lange nicht mehr.

Um aufgenommen zu werden, muss man einen Antrag stellen und dem männlichen Geschlecht angehören. Man müsse aber keiner bestimmten Religion angehören und auch keine österreichische Staatsbürgerschaft haben. "Es muss aber jemand sein, der sich zu Österreich bekennt und die Deutsche Sprache spricht", sagte Wenninger. Unter den Mitgliedern seien Katholiken, Protestanten und welche ohne Bekenntnis.

Auf die Frage, ob auch Ausländer mitmachen dürften, verwies Wenninger auf den Migrationshintergrund des FPÖ-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl Udo Landbauer, der nach Bekanntwerden der NS-Liederzeilen am gestrigen Dienstag aber seine Mitgliedschaft ruhend gestellt hat.

Viele Begriffe, die Burschenschaften verwenden, gehen zum Teil bis auf das Mittelalter zurück. Der Begriff Bursche geht zurück auf das Wohnheim der Studenten im Mittelalter, die Burse. Pennäler war die frühere Bezeichnung für Schüler. Der allgemeine Leitspruch der Burschenschaften lautet: "Ehre, Freiheit, Vaterland". Die Farben der Germania sind Blau/Rot/Gold.