Deutsch sprechen können vor Schuleintritt - das ist ein zentraler Punkt für die ÖVP-FPÖ-Regierung, und im Herbst soll es damit ernst werden. Bildungsminister Heinz Faßmann legte heute seine Pläne für Deutschförderklassen vor, in die alle Kinder mit Sprachdefiziten gehen müssen: Ein eigener Lehrplan mit vielen Stunden Sprachtraining und standardisierte Tests, die vom Ministerium kontrolliert werden.

Faßmann geht davon aus, dass 300 Lehrerinnen und Lehrer zusätzlich angestellt werden, um diese Aufgabe zu bewältigen. Man rechnet mit 30.000 zu betreuenden Kindern. Der Schwerpunkt werde dort sein, wo es eine besonders hohe Zuwanderung gebe: Wien, Graz, Linz. Allein in Wien leben 40 Prozent aller Menschen mit Migrationshintergrund.

Die genaue Zahl werde vorliegen, wenn man den Gesetzesentwurf fertig habe. Es gehe "nur" um die Differenz zu jenen Lehrern, die bereits im System seien, nämlich in den bisherigen 2.800 Sprachstartgruppen. Man habe sich "das genau angeschaut" und gehe davon aus, dass es ausreichend qualifiziertes Personal gebe und auch die Räumlichkeiten an den Schulen, um im kommenden Start bereits damit starten zu können.

Es sollen keine "Ghettoklassen" werden, wie befürchtet, kündigte Faßmann schon im ORF-"Morgenjournal" an. Diese Sorgen versucht Faßmann auszuräumen. Die Kinder werden den größten Teil ihrer Zeit außerhalb ihrer Stammklassen, im Deutschunterricht,  verbringen, aber gemeinsam mit den anderen Kindern innerhalb einer Schule. Den Begriff "Ghettoklasse" empfindet Faßmann als unangebrachten "Kampfbegriff". Das "sofortige Hineinstoßen in das Sprachbad ohne Rettungsring" sei nicht zielführend, viele Kinder gingen dabei unter.

Förderklassen ab sechs Betroffenen

Jedes Kind mit Sprachdefiziten muss künftig in diese Förderklassen gehen - egal ob zugewandert oder nicht. 15 Wochenstunden Sprachtraining in der Volksschule, 20 Wochenstunden in der nächsthöheren Schule. In der Regelklasse werden die Kinder nur maximal ein Drittel ihrer Zeit verbringen - etwa beim Werken, beim Turnen und bei Ausflügen.

Deutsch-Förderklassen ab Herbst: 15 bis 20 Wochenstunden Förderung

Bis zu vier Semester lang kann diese intensive Deutschbetreuung dauern, mindestens aber ein Semester lang. Ein standardisierter Test des Ministeriums wird die Sprachkenntnisse danach überprüfen und die Kinder entsprechend einordnen in die Schulstufe.

Deutschkenntnisse als Kriterium für Schulreife

Die Deutschkenntnisse sind auch Bestandteil der Feststellung der "Schulreife" eines Kindes. Ab sechs Schülern mit Sprachdefiziten an einem Schulstandort gibt es eine solche Förderklasse - in den Ballungsräumen praktisch an jeder Schule. BEi weniger Schülerinnen und Schülern greife der "integrative Unterricht". Zusätzlich soll es Förderkurse geben, für Schülerinnen und Schüler, die schon Fortschritte gemacht haben, aber noch Unterstützung brauchen.

Was die Zahl der notwendigen zusätzlichen Lehrer betrifft, gibt sich Faßmann bedeckt. Die entsprechenden Mittel seien zur Verfügung zu stellen.