Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) hat in einer Aussendung darauf hingewiesen, dass in Österreich fast doppelt so viele Menschen im Straßenverkehr ums Leben kommen wie in der Schweiz. Dort werde unter anderem konsequent gegen Schnellfahren vorgegangen, viele Orte haben eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung und es gibt ein dichtes Bahnnetz mit häufigen Verbindungen.

Geht es nach Innenminister Herbert Kickl, sollen Radarkontrollen in Zukunft stark eingeschränkt werden und nur noch dort stattfinden, wo Raser gefährlich werden können, etwa vor Schulen und Kindergärten. Radarkontrollen seien laut Kickl nämlich häufig nur Schikane, sagte er in einem Wellen schlagenden Interview mit der "Kleinen Zeitung".

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) übt an dieser Darstellung und am Vorstoß Kickls Kritik. Laut aktueller Unfallstatistik passiere jeder vierte tödliche Unfall als Folge von zu hohen Tempos. Die geplanten Änderungen könnten "Risikolenker als Freibrief sehen, um auf bestimmten Strecken schneller zu fahren", sagte VCÖ-Sprecher Christian Gratzer dem "Standard". Sich bei Kontrollen auf Schulen und Kindergärten zu konzentrieren täusche darüber hinweg, dass Kinder auch auf dem Weg dorthin gefährdet seien. "80 Prozent der Verkehrsunfälle, in die Kinder verwickelt sind, passieren außerdem gar nicht auf dem Schulweg."

Angesichts der 413 tödlich verunglückten Menschen im Jahr 2017 schrieb der VCÖ, sei Fakt, dass damit fast doppelt so viele wie in der Schweiz starben, wo mehr als 200 Todesopfer zu beklagen waren - Gründe dafür gebe es mehrere. "Die Schweiz geht konsequenter gegen Schnellfahren vor. Es gibt beim Überschreiten von Tempolimits de facto keine Toleranz und wer 20 km/h zu schnell fährt, zahlt umgerechnet mehr als 150 Euro, das ist fünfmal so hoch wie in Österreich. Auf Autobahnen gilt Tempo 120, auf vielen Freilandstraßen Tempo 80", erklärt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. In Österreich war heuer jeder vierte tödliche Verkehrsunfall die Folge von zu hohem Tempo, hieß es in der Aussendung.

Der Autofahrerclub ÖAMTC will noch die genauen Pläne aus dem Innenministerium abwarten, etwa ob nur mobile Radarkontrollen betroffen sind, erklärte er dem "Standard".