Die Koalition bekennt sich ausdrücklich zur Mitgliedschaft in der EU und zu der daraus erwachsenden Verantwortung. In diesem Absatz des Regierungsprogramms ist eindeutig die Handschrift des bisherigen Außenministers und künftigen Kanzlers Sebastian Kurz zu erkennen. Er will die Europa-Agenden auch zu sich ins Kanzleramt am Ballhausplatz holen und nicht mehr in der Außenbehörde am Minoritenplatz belassen. Aus dem Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, kurz BMEIA, wird ein gestutztes Außenministerium.

Trotz aller Bekentnisse zur EU: Es wird auch betont, dass man am Grundsatz der Subsidarität aktiv mitgestalten will. Damit wird das "Szenario 4" der EU-Kommission unterstützt, die bei der Zusammenarbeit in der Union das Prinzip anstrebt: "Weniger, aber effizienter". Im Regierungsprogramm heißt das "Entbürokratisierung auf EU-Ebene". Dafür soll in Österreich ein eigener EU-Konvent abgehalten einberufen werden, um eine gemeinsame Position Österreichs zu erarbeiten. Außerdem will man für diesen Kurswechsel zu mehr Bürgernähe in der EU den Ratsvorsitz im zweiten Halbjahr 2018 nutzen.

Im Regierungsprogramm ist unter den europapolitischen Unterpunkten auch ausdrücklich festgeschrieben, dass eine Beitritt der Türkei zur EU keine Zustimmung finden kann und nach Verbündeten für den Abbruch der Verhandlungen gesucht werden soll. Die Einbindung der Westbalkanstaaten in die EU wird dagegen noch einmal explizit unterstützt.