Auch am Freitag wieder: dunkler, eleganter Anzug, Krawatte in gedeckten Farben, dazu eine schwarz gerahmte Brille, die die Seriosität betont. Und wenn er das Wort erhebt, ist jegliches Bierzelt-Gepolter verflogen. In gediegenem Tonfall bringt er bei der Pressekonferenz seine Punkte unter - ohne Attacke, ohne Untergriff, ohne Seitenhieb.

Schon im Wahlkampf hatte sich Heinz-Christian Strache neu erfunden. Nun ist der FPÖ-Chef im Begriff, komplett die Seiten zu wechseln. Seit 2005 hatte sich Strache erfolgreich - das zeigen die Wahlergebnisse - in seiner Rolle als Oppositionspolitiker gefunden. Nun heißt es allerdings Abschied nehmen von der vertrauten Rolle. Seit dem Nationalfeiertag verhandeln Strache und seine Vertrauten über eine Regierungsbeteiligung. Sofern sich nicht Überraschendes einstellt, wird der FPÖ-Chef um Weihnachten herum von Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Vizekanzler und - neuesten Gerüchten zufolge - als Heimatschutzminister, der für Flüchtlings- und Migrationsfragen, nicht aber für die Polizeiagende zuständig ist, angelobt werden.

Strache ist damit einen Schritt weiter als Ex-FPÖ-Chef Jörg Haider, der zwar im Herbst 1999 ein etwas besseres Ergebnis als Strache am 15. Oktober einfuhr (26,91 statt 25,97 Prozent), aber nicht den Sprung in die Regierung wagte. Strache versucht bei den jetzigen Koalitionsverhandlungen tunlichst die Fehler seines Vorgängers zu wiederholen: Jede Einigung mit der ÖVP wird intern doppelt und dreifach abgeklopft, vor allem aber will man sich nicht auf einen Deal nach türkis-schwarzen Vorstellungen einlassen, der jegliche blaue Handschrift vermissen lässt.

Rund 500 Wiener Delegierte sind zum Landesparteitag am Sonntag in der Hofburg geladen. Im Zentrum stehen die Rede des Parteichefs und die anschließende Abstimmung, 2014 kam Strache auf 99,23 Prozent. Man kann davon ausgehen, dass Strache von seinen Anhängern hymnisch bejubelt wird. Nach zehn Jahren in der Opposition ist der Ruf nach einer Regierungsbeteiligung vor allem unter Funktionären, aber auch an der Basis nicht zu überhören. Strache steht im Zenit seiner Karriere.