Herr Ludwig, warum treten Sie an?

MICHAEL LUDWIG: Ich bin von Teilen der Partei ermuntert worden, mich zur Verfügung zu stellen. Ich bin bereit, auch mehr Verantwortung zu übernehmen. Es geht darum, in einer gut funktionierenden Stadt die Herausforderungen der Zukunft zu lösen, leider gibt es viele Menschen, die eine andere Sichtweise haben. Auf diese Menschen zuzugehen, ist die große Herausforderung.

Warum haben die Leute eine andere Sichtweise?
MICHAEL LUDWIG: Es hat damit zu tun, dass sich die Lebenswelten sehr stark ausdifferenziert haben, dass es unterschiedliche Lebensrealitäten gibt. Es gibt mehr prekäre Arbeitsverhältnisse, aber auch Herausforderungen im Bereich der Integration.

Hat man den Sorgen zu wenig Rechnung getragen?
MICHAEL LUDWIG: Nein, jede Zeit hat neue Herausforderungen. Man muss sich immer neu den Themen stellen, da helfen nicht immer Konzepte aus der Vergangenheit.

Was heißt Konzepte aus der Vergangenheit?
MICHAEL LUDWIG: Früher konnten wir der nachfolgenden Generation versprechen, dass sie es besser haben wird, das wird von manchen in Zweifel gezogen. Bei der Sicherheit gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen.

SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder hat seine Kandidatur erklärt. Warum kommt es zu der Kampfabstimmung? Das ist doch ungewöhnlich für die mächtige Wiener SPÖ?
MICHAEL LUDWIG: Ich sehe keine Kampfabstimmung, ich sehe einen Wettbewerb der Ideen. In einer demokratischen Partei werden ab und zu inhaltliche und personelle Entscheidungen so entschieden. Das sollte man schnell hinter sich bringen, um nach dem Wiener Landesparteitag geschlossen für die Menschen in der Stadt zu arbeiten. Parteiinterne Angelegenheiten sind spannend für die Medien und die politische Öffentlichkeit, aber die entscheidende Frage lautet doch: Wie geht’s mit der Zukunft der Stadt weiter?

Befürchten Sie nicht eine Lagerbildung bis zum Parteitag?
MICHAEL LUDWIG: Das hoffe ich nicht. Ich habe immer das Gemeinsame vor das Trennende gestellt. Ich hoffe, dass es mir gelingt, Brücken zu bauen. Ich hoffe, dass nicht Emotionen, sondern Inhalte entscheiden.

Sollte ein dritter Kandidat als Kompromisskandidat aus dem Hut gezaubert werden, halten Sie an der Kandidatur fest?
MICHAEL LUDWIG: Ich trete am Parteitag an, wie ich es in den letzten Wochen gesagt habe. Ich füge hinzu: Ich habe erst aufgezeigt, als der Bürgermeister ausgeschlossen hat, dass er wieder kandidiert und er auch keinen eigenen Kandidaten vorschlagen wird.

Haben Sie die Mehrheit?
MICHAEL LUDWIG: Ich gehe davon aus, dass ich die Mehrheit habe. Ich erinnere daran, dass ich laut letztem OGM-Vertrauensindex nicht nur in Teilen der Partei, sondern auch in weiten Teilen der Wiener Bevölkerung große Unterstützung genieße.