Der neue Nationalrat ist in Amt und Würden. Eröffnet wurde die Sitzung am Donnerstag Vormittag mit der österreichischen Bundeshymne. Danach wurden 182 Abgeordnete im Hohen Haus angelobt, der freiheitliche Mandatar Harald Stefan fehlte entschuldigt. Überraschend kam der Verzicht von Finanzminister Hans-Jörg Schelling (ÖVP), für den Michaela Steinacker (ÖVP) wieder zu einem Mandat kommt, was wiederum eine Rekord-Frauenquote im Nationalrat von 34,4 Prozent bringt. Nach der Angelobung folgte die erste Debatte, in deren Rahmen über die Kandidaten für die Wahl ins Nationalratspräsidium diskutiert wurde.

Für den Posten der Präsidentin ist die bisherige Europaparlamentarierin Elisabeth Köstinger (ÖVP) vorgesehen. Die Neos kritisierten das heftig und kündigten an, statt Köstinger Karl-Heinz Kopf (ÖVP) ihre Stimme zu geben. Amtsinhaberin Doris Bures (SPÖ), die bis zur Wahl die Sitzung leitet, soll Zweite Präsidentin werden. Norbert Hofer (FPÖ) ist weiter als Dritter Präsident vorgesehen.

Neu waren nicht nur 85 Abgeordnete, sondern auch der Blumenschmuck bei den Freiheitlichen. Sie verzichteten auf die traditionelle Kornblume, die wegen ihrer Vergangenheit als Zeichen illegaler Nazis in der Zwischenkriegszeit immer wieder Anlass für Kritik geboten hatte, und zierten sich diesmal mit einem Edelweiß. Die SPÖ kehrte zur roten Nelke zurück, nachdem man vor vier Jahren noch eine rote Rose angesteckt hatte. Die ÖVP-Mandatare trugen lediglichen einen türkisen Button mit dem Hashtag oevpklub.

Die Neos wollen es offenbar eher stachelig angehen. Sie trugen zwar keine Blumen, hatten aber auf ihre Pulte Kakteen mit pinker Blüte gestellt. Völlig schmuckbefreit präsentierte sich der Klub der Liste Pilz, die übrigens die einzige neue Fraktion in dieser Gesetzgebungsperiode ist.

Der Angelobung wohnte den Traditionen entsprechend der Bundespräsident bei. Neben Staatsoberhaupt Alexander Van der Bellen waren unter anderem Ex-Nationalratspräsident Andreas Khol und der frühere Vizekanzler Norbert Steger (FPÖ) in den Großen Redoutensaal gekommen.

Sechs Abgeordnete mit Migrationshintergrund

Da Peter Pilz auf sein Mandat verzichtet und den Weg für eine Angelobung von Martha Bißmann freimacht, wird die Liste Pilz mit einer Geschlechter-Parität von vier zu vier seine Nationalratspremiere bestreiten. Dahinter folgt die SPÖ mit einer Frauenquote von 46 Prozent. Den geringsten Frauenanteil haben die Freiheitlichen mit knapp 22 Prozent.

Gering ist unverändert der Anteil von Abgeordneten mit Migrationshintergrund, wie die Medienservicestelle Neue Österreicher/innen erkundet hat. Nur sechs Mandatare stellt diese Gruppe, verteilt auf SPÖ, ÖVP und Liste Pilz. In der Türkei geboren wurden Nurten Yilmaz und Selma Yildirim (SPÖ) sowie Efgani Dönmez (ÖVP). Alma Zadic (Liste Pilz), geboren in Tuzla, ist die erste Abgeordnete, die aus Bosnien-Herzegowina stammt. Noch-Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) kam zwar in Wien zur Welt, hat aber palästinensische Eltern. In Australien geboren ist Stephanie Cox von der Liste Pilz.