Fünf Spitzenkandidaten gaben sich in der den Wahlkampf abschließenden ORF-Elefantenrunde ein Stelldichein. Der sechste, Peter Pilz,  saß am Computer und haute via "Presse"-Liveticker als ungebetener Gast in die Tasten. Ihm, Piilz, war auch gestern noch nach Nahkampf zu Mute, bei den Stars in der Manege hatte man das Gefühl, sie hingen allesamt in den Seilen.

Es waren fast 50 Auftritte vor ORF, Privatsendern und Live-Formaten der Tageszeitungen. Es war ein Wahlkampf, der einigen der Spitzenkandidaten alles abgefordert hat, nicht nur sachlich sondern auch emotional. Und es ist eine Wahl, vor der die Meinungsforschungsinstitute weniger trittsicher sind denn je - eine Million unentschlossener Wähler macht es praktisch unmöglich, einigermaßen verlässlich das Ergebnis vorauszusagen.

In der absolut letzten Konfrontation vor der Wahl, dieser ORF-Elefantenrunde, war keinem der Kandidaten mehr nach Konfrontation zu Mute, es ging nur noch darum, dem eigenen Erscheinungsbild einen korrigierenden Schliff zu geben, zögerlichen Wählerinnen und Wählern ein letztes Angebot zu machen.

SPÖ-Spitzenkandidat Christian Kern rief ein Bündnis mit der Wirtschaft aus, um die Vollbeschäftigung zu sichern, versuchte zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Sich als Retter von Wohlstand und Sozialstaat zu inszenieren und gleichzeitig anzuknüpfen an seinen Start mit dem Plan A vor einem Dreivierteljahr, einem Konzept, mit dem er versucht hatte, dem Neoliberalismus ein linkes Wirtschaftskonzept entgegenzusetzen.

ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz nannte als sein wichtigstes Reformanliegen unerwarteterweise die langfristige Sicherung des Sozialstaates und versuchte damit, sich nach der wochenlangen Konzentration auf die Inszenierung der eigenen Person als Messias und des Flüchtlingsthemas als Schlüssel zur Lösung aller politischen Fragen einen Anstrich zu geben, mit dem er die Menschen in ihrem eigenen, realen Umfeld stärker berührt.

FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache blieb am lockersten den ganzen Wahlkampf hindurch und demonstrierte auch in der Elefantenrunde, dass er sein Match bereits als gewonnen sieht. Ihm reichten wenige Worte, um seine Gefolgschaft wieder daran zu erinnern, wofür er steht, für eine rigide Zuwanderungspolitik nämllich und schlechtere Sozialleistungen für Asylwerber, um keinen Sog nach Österreich zu erzeugen. Die Erinnerung reicht. Verteidigen muss er sich nicht mehr  in einer Zeit, in der die Hauptrivalen seine Argumentation längst übernommen haben.

Die Grüne Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek stellte noch ein letztes Mal unter Beweis, dass sie zurückfand zu den Wurzeln, dass  sie das Bekenntnis zum Klimaschutz erkannt hat als Alleinstellungsmerkmal in einem Buhlen um die Aufmerksamkeit des Publikums, dessen Zukunft alle im Munde führen, dessen Überleben in einer in ihrer Existenz bedrohten Welt aber kaum eine andere Partei auf der Agenda hat.

Und Neos-Spitzenkandidat Matthias Strolz bretterte im gewohnten Tempo durch die Diskussion: jeder Satz ein Dekret, jede Antwort ein Programm, jede Ansage klar wie eine Gebrauchsanleitung und dennoch unverbindlich in Erwartung noch unbekannter Konstellationen, die ihn als Partner an die Seite eines Wahlgewinners spülen könnten.

Die Schmutzkübel blieben unberührt in dieser letzten Debatte vor der Wahl. Inhaltlich gab es wenig Neues - wie auch nach fast 50 Diskussionen, in denen nicht nur alles gesagt wurde, sondern auch von jedem. Die Blessuren hielt man bedeckt, aber sie sind omnipräsent, sind fast körperlich zu spüren. Es wird ein hartes Stück Arbeit nach der Wahl, von inhaltlichen Übereinstimmungen ausgehend zu gegenseitigem Vertrauen und echten Partnerschaften zu finden.