Wer kann mit wem? Wer hat welche Visionen? Und vor allem: Wer emotionalisiert? Bei sechs Veranstaltungen der Kleinen Zeitung gaben Christian Kern, Sebastian Kurz, Heinz-Christian Strache, Ulrike Lunacek, Matthias Strolz und Peter Pilz Einblick in ihre Persönlichkeit und in ihre persönliche Vergangenheit.

Wenn heute Abend (20.15 Uhr, ORF 2) die Spitzenkandidaten der fünf Parlamentsparteien aufeinandertreffen, werden wohl mehr als eine Million Österreicher zuschauen. Dabei geht es nicht nur darum, wie Kern, Kurz & Co etwas sagen, sondern auch, mit welcher Mimik und Gestik sie sich in der „Elefantenrunde“ präsentieren.

„Am Sonntag wählen wir sozusagen das Alphatier in unserem Rudel“, sagt der bekannte Körpersprache-Experte und Coach Stefan Verra. „Und dabei entscheidet die Körpersprache.“ Verra attestiert den Kandidaten in Österreich Talent, sie seien besser als die Kollegen in Deutschland. „Sie bewegen, weil sie sich selber bewegen. Und diese Lebendigkeit animiert die Wähler.“ Wichtig sei, dass die Körpersprache natürlich bleibt. Nachfolgend eine Analyse der Diskutanten.

Alphatier steht unter Druck

Christian Kern
Christian Kern © ORF

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) steht aufrecht, das machen Alphatiere. Der Blick schweift oft von links nach rechts, signalisiert Souveränität. Bei ihm zeigt sich aber auch, dass er stark unter Druck steht und seine Rolle sucht. Oft gestikuliert er nur noch mit einer Hand, was für innere Anspannung sprechen kann. Zudem zieht er die Unterlider nach oben, das lässt ihn angriffslustig wirken. Das asymmetrische Lächeln fällt eher negativ auf – es kann als Gefühl von Überheblichkeit interpretiert werden.

Er will alles kontrollieren

Sebastian Kurz
Sebastian Kurz © ORF

Auch ÖVP-Chef Sebastian Kurz wirkt von der Körpersprache her souverän. Auffällig ist das Formen einer „Salatschüssel“ mit den Händen. Damit pendelt Kurz häufig Richtung Boden, was auf uns beruhigend wirkt. Kurz wirkt extrem kontrolliert und bedacht. Das Jugendliche, Spritzige und Leidenschaftliche bleibt auf der Strecke. Es besteht die Gefahr, dass er zu angepasst und wenig authentisch wird. Auch bei ihm zeigt sich eine asymmetrische Mimik, verleiht ihm aber eher bubenhaften Charme.

Heinz-Christian Strache
Heinz-Christian Strache © APA/HERBERT NEUBAUER

Aufgeregt und bewegt

Selbst wenn er staatstragender auftritt, bleibt FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ein leidenschaftlicher Oppositionspolitiker. So vermittelt er hohe Glaubwürdigkeit; als jemand, der sich um die Ängste der Menschen kümmert. Er pendelt stark mit dem Kopf und blinzelt häufig. Die Gestik ist ausladend, er reißt die Hände fast bis auf Gesichtshöhe nach oben. Auch die schmale Oberlippe ist immer wieder zu sehen, ein Zeichen für gestiegene Aggressivität. Das ruhige Alphatier ist bei ihm weniger glaubwürdig.

Ulrike Lunacek
Ulrike Lunacek © APA/GEORG HOCHMUTH

Skepsis aus den Augenwinkeln

Bei Ulrike Lunacek (Grüne) fällt die etwas eindimensionale und abgewandte Körpersprache auf. In vielen Gesprächssituationen schaut sie das Gegenüber nur aus den Augenwinkeln an. Das ist ein Ausdruck von Skepsis und kann eher abweisend wirken. Zwischendurch windet sie sich recht stark. Zudem zieht sie häufig die Augenbrauen zusammen, wie eine besorgte Mutter. Geschieht das zu oft, wirkt das nicht visionär und lässt nicht das Gefühl von Weitblick aufkommen.

Matthias Strolz
Matthias Strolz © Helmuth Weichselbraun

Kleiner Mann, große Show

Neos-Chef Matthias Strolz ist der Spitzenkandidat mit der vielfältigsten und ausladendsten Körpersprache. So schafft er es große Geschichten zu erzählen, ist schnell im Denken und Reden. Seinen Nachteil, die geringe Körpergröße, macht er durch sein Kommunikationstalent wett. Manchmal übertreibt er es ein wenig, wird zu blumig und ausladend – weil er offenbar glaubt, immer noch eines draufsetzen zu müssen. Wenn er etwa mit der Hand auf das Rednerpult schlägt, diese aber nicht liegen lässt, sondern dann gleich wieder weitergestikuliert.

Professor muss zuschauen

Peter Pilz
Peter Pilz © der plankenauer

Peter Pilz (Liste Pilz) darf beim ORF nicht mitdiskutieren. Von der Körpersprache her wäre er eine Bereicherung. Er deckt eine Nische ab, hat etwas Professorales, setzt geschickt Kunstpausen ein und legt die Stirn in Falten. Er beherrscht auch große Gesten.