Deutlich sachlicher und handzahmer als zuletzt auf Puls 4 präsentieren sich Mittwochabend Christian Kern (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) bei ihrem ORF-Duell. Bekannte Botschaften und Inhalte dominieren. Das die beiden sich nicht mögen, wird erneut offensichtlich. "Einer von uns beiden wird der Kanzler sein", sagt der SPÖ-Chef zu Beginn. Kurz will „Kraft“, um als Kanzler „führen“ zu können. Der ÖVP-Chef warnt gleich einmal vor rot-blau, Kern sieht schwarz-blau ausgemacht. "Türkis ist das neue Blau. Sie haben das gesamte FPÖ-Programm abgeschrieben.“

Wo wollen die beiden sparen? Staatsausgaben, Flüchtlingskosten, Sozialversicherungsträger, sagt Kurz. Kern will Föderalismus und Förderungen senken, Arbeitnehmer entlasten und wirft dem ÖVP-Chef wiederholt vor „Milch und Honig“ zu versprechen, bei dem nur „Großspender“ profitieren würden. Diverse Taferln werden auch hergezeigt. Kern rechnet Kurz vor, wie ein ÖVP-Großspender ein Steuerschonungsmodell geschaffen hat. Den Namen Stefan Pierer erwähnt er nicht. "Silberstein im Gefängnis, das Dirty Campaigning geht weiter", konstatiert Kurz. "Machen Sie uns nicht immer schlecht." Er präsentiert ein Taferl mit gestiegenen ÖBB-Gagen während Kerns Amtszeit.

"Verschleppte" Diskussion

Bei der Konzernbesteuerung ist man ähnlicher Meinung. Und beide wollen mehr Gerechtigkeit im Gesundheitssystem. Kern wirft dem ÖVP-Chef vor, die Diskussion zu "verschleppen" und liest ihm aus dem ÖVP-Wahlprogramm mit mutmaßlich falschen Zahlen vor. "Sie entziehen sich einer sachlichen Debatte", sagt Kern. Und verteidigt sich. "In einem Unternehmen werden Manager erfolgsabhängig bezahlt. Das können Sie nicht wissen, weil Sie noch nie in einem Unternehmen gearbeitet haben.“

Kurz lobt seine Migrationspolitik und kritisiert Kern für mutmaßliche Richtungswechsel. Kurz betont, dass es Hilfe vor Ort brauche. Flüchtlingsströme stoppen, klares Mandat für die EU-Grenzschutzagentur. Kern kritisiert die Politik vor dem Jahr 2015. Seine Pläne: Grenzschutz gewährleisten. "Wir haben auch Polizei und Assistenzeinsatz aufgestockt." Internationale Kooperationen müssten verstärkt werden. Und dann streiten die beiden noch über mögliche Beschlüsse am Donnerstag im Parlament: Kurz erklärt, warum die ÖVP nicht beim Thema Unterhaltsgarantie für Alleinerzieherinnen, Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten sowie bei einem Glyphosat-Verbot mitstimmen wolle. Kern ist erzürnt und wirft dem ÖVP-Chef vor, sich herauszuwinden.

Und zum Abschluss die Frage von Moderatorin Claudia Reiterer: "Ist das Vertrauen zwischen Ihnen beiden noch reparierbar?" Kern betont, dass es in der Politik "keine Liebesheiraten" gebe, aber wohl einiges an Aufarbeitung notwendig sein wird. Kurz will ein Maximum seiner Ideen umsetzen. Donnerstagabend gibt es das nächste Aufeinandertreffen – bei der Elefantenrunde ab 20.15 Uhr auf ORF 2.

Das TV-Duell zum Nachlesen

21.02 Uhr - Liebesheiraten und rot-blau

Richtlinienkompetenz für den Bundeskanzler. Kern wollte das einst auch, sieht in der Praxis aber keinen Unterschied. Kurz begrüßt das weiter und will in einer Regierung ordentlich führen. Dann eine gute Frage von Reiterer: "Ist das Vertrauen zwischen Ihnen beiden noch reparierbar?" Kern betont, dass es in der Politik "keine Liebesheiraten" gebe, aber wohl einiges an Aufarbeitung notwendig sein wird. Kurz will ein Maximum seiner Ideen umsetzen. "Ich werde mit allen sprechen." Der ÖVP-Chef warnt vor Vorbereitungen auf rot-blau. Kern entgegnet: "Sie haben das gesamte FPÖ-Programm abgeschrieben." Rot-schwarz reloaded? Kern schließt es nicht aus. "Was, wenn Sie nicht Erster werden?", will Reiterer von Kurz wissen. Der weicht der Frage nach einem möglichen Ausstieg aus der Politik aus. Dann loben beide noch ihre Ideen und Programme. Morgen geht es mit der Elefantenrunde weiter.

20.56 Uhr - Zwei Modelle, keine Einigung

Warum die ÖVP bei der Unterhaltsgarantie für Alleinerzieherinnen nicht mitstimmt? "Weil wir nicht wollen, dass Geld ins Ausland fließt", sagt Kurz. Man habe ein eigenes Modell vorgelegt. "Sie haben morgen die Möglichkeit bei unserem Antrag zuzustimmen." Auch Kern betont, dass das Modell einen Wohnsitz in Österreich vorsieht. "Sie haben es an die Mindestsicherung gebunden." Einen gemeinsamen Beschluss wird es morgen wohl nicht geben.

20.52 Uhr - Arbeiter und Angestellte

Auch bei weiteren Themen, etwa Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten, will die ÖVP morgen im Parlament nicht mitstimmen. "Wir wollen bei dieser Wahlkampfshow nicht mitmachen." Es gebe "Husch-Pfusch-Aktionen" ohne ordentliche Vorbereitung. Kern kritisiert: "Herr Kurz windet sich hier raus." Der SPÖ-Chef will "Ungerechtigkeiten" beseitigen. Kurz kritisiert, dass das System mit zwei Betriebsräten erhalten bleiben soll. "Nehmen Sie es raus und dann stimmen wir zu", sagt der ÖVP-Chef. Jetzt legt Kern nach: "Türkis ist das neue blau. Sie haben von der FPÖ abgeschrieben."

20.48 Uhr - Glyphosat und Monsanto

Auch beim Klimawandel gibt es ähnliche Ideen. Kern spricht das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat an. "Das wollen wir verbieten. Die ÖVP war dagegen und unterstützt den Großkonzern Monsanto", sagt der SPÖ-Chef. "Sie wollten Glyphosat weiter haben." Kurz verteidigt die Entscheidung, im Parlament nicht für ein Verbot gestimmt zu haben. "Eine Politshow. Der Landwirtschaftsminister ist auf Europa-Ebene ohnehin dagegen."

20.44 Uhr - Einigkeit bei Flüchtlingen

Kurz lobt seine Migrationspolitik und kritisiert Kern für mutmaßliche Richtungswechsel. Die Moderatorin will in die Zukunft blicken. Kurz betont, dass es Hilfe vor Ort brauche. Flüchtlingsströme stoppen, klares Mandat für die EU-Grenzschutzagentur. Kern kritisiert die Politik vor dem Jahr 2015. Seine Pläne: Grenzschutz gewährleisten. "Wir haben auch Polizei und Assistenzeinsatz aufgestockt." Internationale Kooperationen müssten verstärkt werden.

20.40 Uhr - Schon gearbeitet?

"Sie entziehen sich einer sachlichen Debatte", sagt Kern. Und verteidigt sich. "In einem Unternehmen werden Manager erfolgsabhängig bezahlt. Das können Sie nicht wissen, weil Sie noch nie in einem Unternehmen gearbeitet haben." Kurz spricht von Milliarden des Staates, Reiterer wechselt das Thema.

20.37 Uhr - Zeit für ein Taferl

Thema Steuern. Und das erste Taferl. Kern rechnet Kurz vor, wie ein ÖVP-Großspender ein Steuerschonungsmodell geschaffen hat. Den Namen Stefan Pierer erwähnt er nicht. "Silberstein im Gefängnis, das Dirty Campaigning geht weiter", konstatiert Kurz. "Machen Sie uns nicht immer schlecht." Der ÖVP-Chef verteidigt seine Steuerpläne. Bei der Konzernbesteuerung ist man sich einig. Dann bringt Kurz auch ein Taferl - gestiegene ÖBB-Gagen während Kerns Amtszeit.

20.33 Uhr - Die Geschichte der Krankenhäuser

Kurz hat Kraft. Erzählt er. Nur so konnte er die ÖVP neu aufstellen, sagt der Außenminister. Als Kanzler wünscht er sich auch Kraft. Und kommt zu einem seiner Lieblingsthemen: Zuwanderung ins Sozialsystem. Da könne man einsparen. Kern wirft dem ÖVP-Chef vor, die Diskussion zu "verschleppen" und liest ihm aus dem ÖVP-Wahlprogramm mit mutmaßlich falschen Zahlen vor. Kern will mehr Gerechtigkeit im Gesundheitssystem. "Egal ob arm oder reich, jeder soll die beste Versorgung haben." Beide bringen Beispiele - einmal Krankenhaus Braunau, einmal ein Spital in Wien. "Es steht nicht mehr der Patient im Mittelpunkt."

20.28 Uhr - Milch, Honig, Sozialversicherungen

Kern will nicht Milch und Honig versprechen, bei Föderalismus und Förderungen senken. Sozialversicherungsträger - auch da soll gespart werden. 700 Millionen Euro seien da drin, die sollen auch im Gesundheitssystem bleiben. Leistungen vereinheitlichen sei angesagt. Kurz will auch kleine und mittlere Einkommen entlasten. Der ÖVP-Chef will einen Familienbonus, spricht von "Zweiklassenmedizin". Es gebe immer weniger Kassenärzte, dafür mehr Wahlärzte.

20.23 Uhr - Sparefroh gesucht

Verwaltungsreform als Thema. Wo sparen? Kern weicht aus, will Arbeitnehmer entlasten und neue Steuern: Konzern- und Millionärssteuer. Gespart werden soll in der Verwaltung. Es gibt Einigkeit: Nur versprechen, was man auch halten kann. Kurz will nicht als Vertreter der Großspender gelten. Und erzählt wieder einmal seine Lebensgeschichte: Mutter Lehrerin, Großeltern Bauernhof etc. "Wir haben in Österreich sehr teure Systeme geschaffen", sagt Kurz. Wo will er sparen? Staatsausgaben. Flüchtlingskosten. Sozialversicherungsträger.

20.19 Uhr - Mut, Schüssel, Kreisky

Es geht mit einer Aufwärmfrage los. "Was muss ein Kanzler können?", fragt Reiterer. "Mut zur Veränderung", sagt Kurz. "Wille, Kraft, Entschlossenheit." Kern ruft gleich zum Kanzlerduell aus. "Einer von uns beiden wird der Kanzler sein", sagt der SPÖ-Chef. "Kreisky, Vranitzky" sind die Vorbilder. Bei Kurz sei das "Wolfgang Schüssel". Kern kritisiert gleich schwarz-blau der Jahre 2000 bis 2006.

20.15 Uhr - Die Ausgangslage

Guten Abend zum letzten direkten Duell vor dieser Nationalratswahl. Amtsinhaber gegen Herausforderer lautet das Match: Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) gegen ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Im Wahlkampf waren die Rollen irgendwie vertauscht. Kurz liegt seit Monaten in den Umfragen stabil voran, Kern versucht das Ruder noch herumzureißen und doch noch von einem Kanzlerbonus zu profitieren. Um 20.15 Uhr geht es unter der Moderation von Claudia Reiterer los.

Auf Puls 4 haben die beiden schon einmal die Klingen gekreuzt. Dass den amtierenden Kanzler Christian Kern mit seinem amtierenden Außenminister Sebastian Kurz nicht viel verbindet, war evident.  Es war ein angespanntes, ja feindseliges Gespräch, das Kern und Kurz am vergangenen Sonntag auf Puls 4 führten. Persönliche Antipathie und inhaltliche Gegnerschaft zeigten sich in Wortwahl und Mimik der beiden Kontrahenten.

Heute moderiert Claudia Reiterer das letzte der nahezu endlosen Reihe von Konfrontationen in diesem Wahlkampf, und noch einmal stehen die beiden erbitterten Gegner einander gegenüber. Arena ist diesmal ein ORF-Studio. In 50 Minuten werden die beiden zu bester Sendezeit versuchen, das Publikum von der Unwählbarkeit des Gegenübers zu überzeugen. Am Tag darauf münden die Konfrontationen in eine letzte "Elefantenrunde", diesmal ohne Peter Pilz, den der ORF ja nicht zu seinen Gesprächsrunden zugelassen hat, da der ehemalige Grüne im Parlament keine eigene Fraktion vertritt.