Ganz im Zeichen der Causa Silberstein und des Rücktritts von SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler steht die heutige Elefantenrunde auf ATV. Bundeskanzler Christian Kern wird erstmals ausführlicher Rede und Antwort stehen. Vor allem wird sich der SPÖ-Spitzenkandidat die Frage gefallen lassen müssen, was er über die dubiosen Aktivitäten des in der Zwischenzeit gefeuerten Politikberaters Tal Silberstein wusste. Die von Sylvia Saringer und Meinrad Knapp moderierte Elefantenrunde der Spitzenkandidaten beginnt um 20.15 Uhr.

Kerns Wahlkampfleiter  Niedermühlbichler beteuerte in seiner Rücktrittsrede am Samstag, die SPÖ habe weder Silberstein beauftragt noch finanziert. Insider berichten der Kleinen Zeitung, Silberstein sei „in der SPÖ-Zentrale und im Kanzleramt ein- und ausgegangen“, die beiden von ihm betriebenen Dirty-Campaining-Seiten seien aber nie Thema der Unterredungen gewesen. Silberstein stand auf der Payroll der SPÖ, nach seiner Verhaftung Mitte August in Rumänen wurde er gefeuert.

In Wiener Politikkreisen schließt man nicht aus, dass Silbersteins Schmuddelkampagnen auf Facebook nicht von der Löwelstraße aus gesteuert wurden, um jeden Verdacht, die Partei greife im Wahlkampf in den Schmutzkübel, von sich weisen zu können. Das Profil spricht denn auch in seiner neuesten Ausgabe von einer „kleinen Spezial-Einheit“, die auf ein Budget von 500.000 Euro zurückgreifen konnte. "Das handverlesene Team für verdeckte Operationen bestand aus Österreichern und Israelis und hatte sein Hauptquartier in Wien." Womöglich wurde die Operation von einem eigenen Verein oder einer Runde von Gönnern bezahlt.

In Wien erzählt man sich, spendable und einflussreiche Sozialdemokraten könnten diese Parallelstuktur installiert und finanziert haben. Die entscheidende Frage lautet: Wusste Kern davon? Ein Insider dazu: "Kern lässt sich ja jedes Foto, das in einem Folder erscheint, vorlegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er von den Aktivitäten nichts gewusst hat." Unklar ist, ob Niedermühlbichler davon tatsächlich nichts gewusst hat - er wäre dann ein Bauernopfer - oder ob er darin involviert war.

Eine erste wortkarge Reaktion gab es von Kern am Rande einer Wahlkampfveranstaltung am Samstag in Wien. "Da müssen sie mit dem Herrn Niedermühlbichler sprechen, aber es wird doch kein Mensch glauben, dass wir Dirty-Campaigning gegen uns selbst finanzieren."

Silberstein selbst gab der Zeitung "Österreich" ein Interview, in dem er zu den konkreten Vorwürfen nicht Stellung nahm. Auf die Frage, ob er enttäuscht sei, dass die SPÖ den Vertrag mit ihm gekündigt hatte, erklärte Silberstein, "das war die absolut richtige Entscheidung".

Bei der Elefantenrunde treten neben Kern Sebastian Kurz, Heinz-Christian Strache, Ulrike Lunacek, Matthias Strolz, Peter Pilz auf.