Erstmals im laufenden Wahlkampf trafen am Freitag Christian Kern (SPÖ), Sebastian Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) aufeinander. 800 Zuschauer waren im Design Center Linz mit dabei. Organisiert wurde die Veranstaltung von den Bundesländerzeitungen, darunter der Kleinen Zeitung.

Wird es Bundeskanzler Kern gelingen eine Aufholjagd zu starten, war eine der Fragen vor der Diskussion. Eher nicht, war die Antwort der meisten Experten nach der Konfrontation. Aber der Reihe nach. Mit dem Sager „Endlich kommen wir einmal zusammen. Ich wollte schon eine Vermisstenanzeige für Herrn Kurz aufgeben“, hat Strache zu Beginn die Lacher auf seiner Seite. Der ÖVP-Chef war ja bis dato möglichst vielen Konfrontationen aus dem Weg gegangen. Die Diskussion blieb über weite Strecken sachlich und fair, heftige Attacken blieben aus. Diskutiert wurde vor allem über das Flüchtlingsthema. Nicht nur dabei waren sich Kurz und Strache in vielen Dingen einig.

Hier können Sie die Diskussion nachschauen:

Zu Beginn wird über das Thema Digitalisierung diskutiert. Eine große Herausforderung, aber auch Chance, sind sich die Diskutanten einig. "Natürlich würde Bruno Kreisky heute Gratis-Tablets in Schulen einführen", sagt SPÖ-Chef Christian Kern. Er will konsequent in Bildung investieren, um jedem Kind Chancen zu geben. "Egal ob sie arm oder reich sind." Kurz will noch früher mit Fremdsprachenunterricht beginnen, technische Berufe fördern. Und er platziert seine Botschaften im Bildungsbereich, Stichwort Sprachförderung. Strache begrüßt diese Pläne und sieht FPÖ-Forderungen übernommen, Stichwort Deutsch vor Schule. "Herr Kurz ist offenbar ein Fan von mir.“

Wo soll gespart werden?

Überhaupt wurde das Thema Migration ein zentrales. "Es sind nicht die Flüchtlinge schuld", sagt Kern in Richtung Kurz. „Sie brauchen jetzt nicht nervös werden, wir werden noch genug über das Thema Migration reden." Einig war man sich, dass in den Herkunftsländern mehr getan werden müsse.

Wo soll in Österreich gespart werden? Kurz nennt die Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger und die Überweisung von Kinderbeihilfe ins Ausland. Kern hinterfragt die von ÖVP und FPÖ versprochenen Milliardenentlastungen. Die SPÖ sei da realistischer. „Wir wollen Steuersenkungen für die Mittelschicht, aber auch einen Beitrag von jenen, die es sich leisten können.“ Wo will Strache sparen? Auch bei der Kinderbeihilfe, die ins Ausland fließt.

Wie geht es nach der Wahl weiter? Strache will sich nicht auf einen Partner festlegen. Er hat sogar einen Notariatsakt für Kern und Kurz mit, der eine Neuauflage von Rot und Schwarz ausschließen soll. Die FPÖ will in die Regierung und ihre Forderungen umsetzen. Kurz betont, wie auch Strache, dass man Umfragen nicht zu ernst nehmen solle. "Der Erste soll einen Regierungsbildungsauftrag bekommen und dann schauen wir was herauskommt." Die Zusammenarbeit in der Regierung sei "herausfordernd" gewesen. "Aber wir schließen niemanden aus." Wie hält es Kern mit möglichen Koalitionsoptionen? "Hier wird jedem alles versprochen", sagt Kern in Richtung ÖVP und FPÖ. "Wir haben nur versprochen, was wir auch halten können." Kern rechnet damit, dass Schwarz-Blau längst ausgemacht sei. Aber auch er betont: "Wir sprechen nach der Wahl mit allen."

Der Liveticker zum Nachlesen:

Die Analyse

Jetzt analysieren die Chefredakteure der Bundesländerzeitungen. Hubert Patterer, Chefredakteur der Kleinen Zeitung, spricht von einer "erstaunlich zurückhaltenden Diskussion".  Direkte Angriffe von Kern auf Kurz seien ausgeblieben. Manfred Perterer von den Salzburger Nachrichten sah Strache als "einzigen Angreifer", der manchmal auf Rot-Schwarz schimpfte. Das Thema Migration sei im Wahlkampf bestimmend, sagte Oliver Pink von der Presse. Gerold Riedmann von der Voralberger Nachrichten sah Szenen einer zerütteten Ehe. "Zwischen Kern und Kurz wird das nicht mehr. Da spricht auch das Lob von Kurz für Doskozil dafür." Alois Vahrner von der Tiroler Tageszeitung hätte sich mehr Aggressivität in der Diskussion erwartet.

Patterer sieht Strache als denjenigen in der Diskussion, der seine Rolle am besten erfüllt hat. "Kern hat sich als einziger Erwachsener in der Diskussion präsentiert", sagt Riedmann. "Kurz war wahrscheinlich überrascht, dass er so wenig angegriffen wurde", meint Vahrner. Oliver Pink über die Wahl aus Wiener Sicht: "Bei der SPÖ scheint es fast wichtiger, wer nächster Bürgermeister in Wien wird." Die Mobilisierung sei bei der ÖVP stärker. Kern sei es in der Diskussion nicht gelungen, eine Aufholjagd zu starken.

Thema Koalitionen nach der Wahl? "Schwarz-blau ist sehr wahrscheinlich. Auch der Bundespräsident wird das nicht ändern", sagt Patterer. Perterer wünscht sich eine "Koalitionsaussage vor der Wahl" wie in anderen Ländern üblich. Oliver Pink schließt eine schwarz-rote Koalition nicht aus, mit Kurz als Kanzler und Doskozil als Vizekanzler. Riedmann schließt eine ganz neue Koalitionsvariante aus. "Die ÖVP wird sich SPÖ oder FPÖ aussuchen können." Kollege Vahrner schließt eine Zusammenarbeit von Kern und Kurz aus.

16.32 Uhr - Was passiert nach der Wahl?

Zum Abschluss wird über die Zeit nach der Wahl geredet. Strache will sich nicht auf einen Partner festlegen. Er will, dass Kern und Kurz einen Notariatsakt unterzeichnen, der eine Neuauflage von Rot und Schwarz ausschließen soll. Die FPÖ will in die Regierung und ihre Forderungen umsetzen.

Kurz betont, wie auch Strache, dass man Umfragen nicht zu ernst nehmen solle. "Der Erste soll einen Regierungsbildungsauftrag bekommen und dann schauen wir was herauskommt." Die Zusammenarbeit in der Regierung sei "herausfordernd" gewesen. "Aber wir schließen niemanden aus."

Wie hält es Kern mit möglichen Koalitionsoptionen? "Hier wird jedem alles versprochen", sagt Kern in Richtung ÖVP und FPÖ. "Wir haben nur versprochen, was wir auch halten können." Kern rechnet damit, dass Schwarz-Blau längst ausgemacht sei. "Wir sprechen nach der Wahl mit allen."

16.19 Uhr - Wo soll gespart werden?

Eine konkrete Sparmaßnahme für Österreich? Kurz nennt die Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger und die Überweisung von Kinderbeihilfe ins Ausland. Kern hinterfragt die von ÖVP und FPÖ versprochenen Milliardenentlastungen. Die SPÖ sei da realistischer, sagt er. "Wir wollen Steuersenkungen für die Mittelschicht, aber auch einen Beitrag von jenen, die es sich leisten können." Wo will Strache sparen? Auch bei der Kinderbeihilfe, die ins Ausland fließt.

16.14 Uhr - Pyramidenspiel?

"Wahlprogramme als Pyramidenspiel?", sagt Moderator Braun in Hinblick auf die Versprechungen in Wahlprogrammen. Strache, der in der Redezeit etwas zurück liegt, holt aus und schimpft auf die ÖVP, die seit Jahrzehnten in der Regierung sitzt. "Leistung muss sich wieder lohnen. Es gibt zu viele Doppelgleisigkeiten", sagt Strache. "Der einzige Kleber, der in dieser Republik, ist der rot-schwarze Proporzkleber."

Wichtiges Thema am Rande. Heute entscheidet sich die Zukunft von ÖFB-Teamchef Marcel Koller.

16.05 Uhr - Strache vs. Kern

Jetzt ist es passiert. Die berühmteste Mauer der Republik wird Thema. Strache kritisiert die "Bonzenschutzmauer" vor dem Bundeskanzleramt, die ja bekanntlich doch nicht gebaut wird. "Danke für die unfreundlichen Hinweise. Sonst hätte ich nach der Diskussion wieder drei Tage erklären müssen, dass ich nicht mit Ihnen koalieren wird", sagt Kern. Strache dazu: "Sie gehen eh in Opposition." Kern führt seine Ideen zum Thema Migration aus. Er kann sich eine Art "Marshall-Plan" für Afrika vorstellen, mit mehr Hilfe vor Ort. "Die Flüchtlingszahlen gehen auch zurück, Grund ist die europäische Kooperation."

15.59 Uhr - "Wunschkonzert" in Flüchtlingskrise?

Und schon wieder Thema Migration. Mehr in den Herkunftsländern zu tun, sei wichtig, löse aber nicht alle Probleme, sagt Kurz. Strache spricht von konkreten Projekten für Bildung etc. in afrikanischen Ländern. "Die EU müsste auch sagen: Bitte probiert es gar nicht, illegal nach Europa zu kommen", sagt Strache. Die Grenzschutzagentur Frotenx habe jetzt ja einen "Schlepperauftrag". Kanzler und Außenminister hätten dem auf EU-Ebene auch zugestimmt. Strache macht rot und schwarz auch für "Versagen in der Flüchtlingskrise" verantwortlich. "Das war ein Wunschkonzert."

© OÖN

15.50 Uhr - Thema Pensionen

SPÖ-Chef Kern will das Pensionssystem erhalten. "Wir geben heuer 600 Millionen Euro weniger aus als im Vorjahr geplant." Grund sei die erfolgreiche Beschäftigung. Strache fordert Reformen des Pensionssystems. Kurz verteidigt den Rückzieher bei der Anhebung des Frauenpensionsalters.

15.43 Uhr - Ehestreit?

Intensive Sprachkurse würden noch immer an "ideologischen Widerständen" scheitern, behauptet Kurz. Strache hält dagegen: "Sie hatten jahrelang Zeit, da etwas zu ändern." Kern fühlt sich an einen Ehestreit erinnert. "Es sind nicht die Flüchtlinge schuld", sagt Kern. "Sie brauchen jetzt nicht nervös werden, wir werden noch genug über das Thema Migration reden." Strache weist auf Verfehlungen der rot-schwarzen Koalition hin.

15.37 Uhr - Kurz ein Strache-Fan?

Ein erster Seitenhieb von FPÖ-Chef Strache: "Endlich kommen wir einmal zusammen. Ich wollte schon eine Vermisstenanzeige für Herrn Kurz aufgeben." Einige Termine davor waren ja geplatzt. Strache sieht "katastrophale Fehlentwicklungen im Schulsystem" und kritisiert SPÖ und ÖVP. Seine Forderung: Quoten an Schulkassen. Die Pläne der ÖVP begrüßt er und sieht FPÖ-Forderungen übernommen. Stichwort Deutsch vor Schule. "Herr Kurz ist offenbar ein Fan von mir", sagt Strache. Kurz

15.33 Uhr - Kreisky und die Tablets

Kurz platziert seine Botschaften im Bildungsbereich, Stichwort Sprachförderung etc. Kern hakt erstmals nach und fordert mehr ins Detail zu gehen. "Natürlich würde Bruno Kreisky heute Gratis-Tablets fordern", fordert er mit Verweis auf dem ehemaligen SPÖ-Kanzler. Kern will Einsparungen im Bereich von Förderstellen. "Effizienter werden, eine Strategie und schauen wohin geht die Welt hin." Bildungspflicht für alle, wie es die ÖVP jetzt fordert? "Ein interessanter Vorschlag, den man diskutieren kann."

15.23 Uhr - Herausforderung Digitalisierung

Thema Digitalisierung. Kern und Kurz sind sich einig, dass Österreich hier noch Nachholbedarf hat. Kurz will noch früher mit Fremdsprachenunterricht beginnen, technische Berufe fördern. Die Digitalisierung biete Chancen und Herausforderungen. Den Neos-Vorschlag zu Englisch als Amtssprache sieht Kurz als überzogen. Aber: "Zu viele Kinder verlassen die Schule und können nicht einmal lesen."

15.17 Uhr -Investieren in Bildung

Kern will konsequent in Bildung investieren, um jedem Kind Chancen zu geben. "Egal ob sie arm oder reich sind." Kern: "Wenn wir erfolgreich sind, wird auch die Frage der Verteilung leichter fallen." Der SPÖ-Chef betont nötige Kooperationen mit Unternehmen, etwa um die Elektromobilität zu forcieren.

15.13 Uhr - Zu schlecht für Austria Wien

Berufspolitiker statt Fußballprofi. Heinz-Christian Strache war nicht gut genug für Austria Wien, für den Wiener Sportklub hat es jedoch gereicht. "Ich habe auch von links Tore geschossen", sagt Strache. Mit seinem Opa habe er gern Schach gespielt. "Vizemeister im Schach und jetzt Vizekanzler?", fragt Moderator Braun. Strache will über den Wahltag hinaus blicken und verweist auf den erfolgreichen Wahlkampf von Norbert Hofer.

15.10 Uhr - Die Schülerfirma

ÖVP-Chef Sebastian Kurz erzählt über die Gründung einer "Schülerfirma", um Lust auf Unternehmertum zu bekommen. Die Zeit der Arbeitslosigkeit seines Vaters sei sehr prägend gewesen, erzählt Kurz und leitet das Gespräch gleich in Richtung Wettbewerbsfähigkeit.

15.06 Uhr - Arbeiterkind Kern

Zum Auftakt eine lockere Runde. Was hat Christian Kern in seiner Zeit als Alleinerzieher gelernt? Der SPÖ-Chef spielt gleich die gewohnte Wahlkampf-Platte und erzählt die Geschichte seines Aufstieges vom Arbeiterkind zum Unternehmenschef.

15.04 Uhr - Es geht los

Die Moderatoren Claudia Gigler (Kleine Zeitung) und Wolfgang Braun (OÖN) eröffnen die Diskussion. Die Kontrahenten wirken sichtlich angespannt. Bundeskanzler Christian Kern und Außenminister Sebastian Kurz treffen überhaupt zum ersten Mal an einer solchen Diskussion aufeinander.

14.54 Uhr - Runde der Chefredakteure

Bei der Linzer Debatte steht viel auf dem Spiel, es ist dies das allererste Mal seit dem Wechsel von Christian Kern in die Politik, dass Kern und Kurz auf offener Bühne vor Kameras miteinander debattieren. Nach der Diskussion werden die Chefredakteure der Bundesländerzeitungen eine erste Analyse abgeben. Parallel dazu wird in einer Blitzumfrage die Meinung der Zuseher abgefragt. Das Probesitzen der Chefredakteure verläuft offensichtlich erfolgreich.

14.45 Uhr - Der Countdown läuft

Das Design Center in Linz füllt sich, 800 Zuschauer werden bei der ersten und bislang einzigen Dreierkoalition dieses Wahlkampfs mit dabei sein. Die Spannung ist bei allen Beteiligten groß. In wenigen Minuten werden die Diskutanten in den alten Abgeordnetensesseln aus dem Plenarsaal des Parlaments Platz nehmen. Kleine-Innenpolitikchef Michael Jungwirth hat schon erste Einblicke.

Die Ausgangslage

Es war kein leichtes Unterfangen, die drei Spitzenkandidaten mit den größten Aussichten auf den Kanzlersessel gemeinsam zu einer Dreierkonfrontation auf die Bühne zu bringen. Auf Einladung der Kleinen Zeitung und den anderen Bundesländerzeitungen werden sich Christian Kern (SPÖ), Sebastian Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) – auf den Tag genau einen Monat vor dem Wahlsonntag – den Fragen der Moderatoren Claudia Gigler (Kleine Zeitung) und Wolfgang Braun (OÖN) stellen. Wir übertragen live in der Kleinen-Zeitung-App sowie unter www.kleinezeitung.at

Für die Veranstaltung hat sich Markus Leodolter, der Chef des Videoteams der Kleinen Zeitung, der für die Übertragung der Debatte auf den Plattformen aller Bundesländerzeitungen sorgt, etwas Originelles einfallen lassen: Die Spitzenkandidaten werden in den Abgeordnetensessel des alten Plenarsaals Platz nehmen, die Parlamentsdirektion stellt die mittlerweile historischen Stühle, die teils ins Museum wandern, zur Verfügung. Der Dreikampf geht im Linzer Design Center über die Bühne, innerhalb von 24 Stunden war die 800 Personen umfassende Halle ausgebucht.

Bei der Linzer Debatte steht viel auf dem Spiel, es ist dies das allererste Mal seit dem Wechsel von Christian Kern in die Politik, dass Kern und Kurz auf offener Bühne vor Kameras miteinander debattieren. Im Kurz-Lager heißt es, der Termin sei „high priority“, genieße höchste Priorität – und das aus gutem Grund: Kern, der in den Umfragen zurückliegt, setzt bekanntlich seine letzten Hoffnung auf die direkte Konfrontation - und auf die Möglichkeit, den ÖVP-Chef, der in den Umfragen überlegen führt, argumentativ, rhetorisch, verbal ins Wanken zu bringen. Das Interesse der anderen österreichischen Medien ist deshalb enorm.

Im Anschluss an die Debatte wird eine Runde der Chefredakteure, darunter Hubert Patterer, die Performance der Kandidaten bewerten, parallel dazu wird in einer Blitzumfrage die Meinung der Zuseher abgefragt.

Wir übertragen live in der Kleinen-Zeitung-App sowie unter www.kleinezeitung.at