Mehr als zwölf Jahre hatte er mit seinen politischen Ansichten hinter dem Berg gehalten, als enger Vertrauter von Heinz Fischer wollte er dem Bundespräsidenten während dessen Amtszeit nicht durch kantige Formulierungen in die Parade fahren. Seit einem Jahr ist Bruno Aigner wieder Privatmann – Grund genug, sich als einfacher Staatsbürger wieder in politischen Fragen öffentlich zu Wort zu melden.

Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung lässt er klar erkennen, dass er der Öffnung der SPÖ zur FPÖ skeptisch bis ablehnend gegenüber steht. „Ich war immer und bin immer noch gegen eine Koalition mit der FPÖ, weil es sich um eine rechtspopulistische, nationalistische, fremdenfeindliche Partei handelt“, so Aigner, der stets dem linken Flügel der SPÖ angehörte und in der Vergangenheit als Querdenker die  Parteispitze immer wieder zur Weißglut getrieben hatte. „Die SPÖ sollte in die europäische Geschichte nicht als jene Partei eingehen, die sich als Türöffner gegenüber einer Koalition mit der FPÖ betätigt.“

Das auch von Burgenlands SPÖ-Chef Hans Niessl vorgebrachte  Argument, es sei besser, im Schulterschluss mit der FPÖ rote Kernthemen zum Durchbruch zu verhelfen, als in die Opposition gehen, lässt Aigner nicht gelten. „Ich erinnere an den früheren deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der einst meinte, Haltung ist wichtiger als Machterhalt.“
Auf die Frage, ob eine rotblaue Koalition ihn, den ewigen Rebellen, zum Parteiaustritt bewegen würde, meint er: „Das ist eine schwierige Frage, die ich nicht beantworten kann. Ich schließe es nicht aus, aber heute kann man es noch nicht beantworten. Ich hänge an der SPÖ.“

Aigner verweist darauf, dass Rotblau die SPÖ vor eine Zerreißprobe stellen würde. „Ich habe nichts dagegen, wenn man die Basis befragt. Die SPÖ muss allerdings aufpassen. Liebäugeln mit Rotblau kann zum Verlust der Linken in der Partei führen, und da ist nicht auszuschließen, dass die SPÖ nicht auf Platz eins, sondern auf Platz drei landet.“