In der Gedenkstätte Mauthausen wird heute, Sonntag, der Befreiung des Konzentrationslagers und seiner 49 Außenlager zu Kriegsende gedacht. Die diesjährige Gedenkfeier steht unter dem Motto "Internationalität verbindet". Rund 7.000 Besucher, heimische Spitzenpolitiker vom Bundespräsidenten abwärts sowie ausländische Staatsgäste und Überlebende nehmen an der Veranstaltung teil.

"Wir müssen gemeinsam an einer Welt arbeiten, in der Menschenrechte, Freiheit und Respekt gewährleistet sind", erklärte  Bundespräsident Alexander Van der Bellen. "Mit Nationalismus, mit der Verletzung der Würde des Menschen, mit der Ablehnung gegenüber allem Fremden löst man kein einziges Problem. Man schafft neue."

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) betonte, "das Gedenken ist uns Verpflichtung und Auftrag". Nationalismus, Chauvinismus und Rassismus, "die auch heute wieder ihre hässlichen Fratzen zeigen, müssen wir mit unseren stärksten Waffen entgegentreten", meinte Kern: "Der Solidarität, der Toleranz und der Zivilcourage, diese Werte stolz zu leben."

"Der Holocaust hat nicht in den Konzentrationslagern begonnen, sondern in der Mitte der Gesellschaft", mahnte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ). "Deshalb müssen wir dort die Widerstandskräfte stärken und für Hoffnung und Zuversicht sorgen, damit so etwas nie wieder passiert."

"Das Gedenken in Mauthausen ermahnt uns alljährlich an unsere Verantwortung, alles dafür zu tun, damit sich das dunkelste Kapitel unserer Geschichte nicht wiederholt", erklärte auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP). "'Niemals wieder' muss unsere gemeinsame Devise sein." Man müsse wachsam bleiben und dafür brauche man auch eine aktive Erinnerungskultur.

90.000 Tote klagen an

Das seit 2006 jährlich wechselnde Motto soll vor allem für junge Menschen durch die Auseinandersetzung mit der Zeit und Ideologie des Nationalsozialismus einen Bezug zu ihrer Erfahrungswelt herstellen. Heuer werden im Rahmen der Befreiungsfeier an der sogenannten Klagemauer eine Reihe von neuen Gedenktafeln enthüllt. In Mauthausen und seinen Nebenlagern waren rund 200.000 Personen interniert, mindestens 90.000 davon starben. Am 5. Mai 1945 trafen erstmals Einheiten der US-Armee ein und befreiten die Überlebenden.

Vorwurf: Österreich behindere Gedenken

Polen wirft Österreich vor, die Bemühungen um das Andenken an das ehemalige Konzentrationslager Gusen zu behindern. Die Bemühungen Polens und der Einwohner von Gusen, die Reste des Nebenlagers des Konzentrationslagers Mauthausen zu erhalten, würden von Österreich behindert, sagte die polnische Vize-Kulturministerin Magdalena Gawin am Samstag. Polen wolle ein europäisches Bildungszentrum errichten, österreichische Behörden hätten auf das Privateigentum des Geländes verwiesen.