Die Misere von Frau O. (Name der Redaktion benannt) begann im vergangenen August: Ihre 89-jährige Stiefmutter, seit einem Schlaganfall halbseitig gelähmt, ist seither auf 24-Stunden-Pflege angewiesen – doch es funktioniert nicht: „Mit Schaudern musste ich feststellen“, erzählt die Krankenschwester aus Wiener Neustadt, „dass die Betreuerinnen offenbar nicht ausgebildet sind.“ Neun verschiedene Pflegerinnen betreuten ihre Stiefmutter in den vergangenen Monaten.

„Viele haben keine Ahnung von Desinfektionsmitteln“, manche hantierten nach der Körperpflege mit denselben Handschuhen in der Küche weiter, klagt sie. Der Großteil der Betreuerinnen, die allesamt aus Rumänien stammten, sei „aufgrund mangelnder Kenntnisse nicht einsetzbar gewesen“. Selber ausbilden möchte sie die Frauen nicht: „Ich zahle ja schließlich 2000 Euro im Monat dafür“, erklärt Frau O. Die Agenturen, so Frau O., schulen die Betreuerinnen nicht.

Am Beispiel der Krankenschwester möchten die Grünen nun ihrer Forderung nach Reformen bei der 24-Stunden-Pflege Nachdruck verleihen. „Es gibt einen Wildwuchs in diesem Bereich“, konstatiert Grünen-Abgeordnete Judith Schwentner. Tatsächlich ist die Zahl der Pflegeagenturen – 421 gibt es derzeit in Österreich – im Steigen begriffen, knapp 22.000 Menschen waren im vergangenen Jahr bereits auf 24-Stunden-Betreuung angewiesen.

Man braucht keinen Gewerbeschein für das Betreiben einer Pflegeagentur, die Betreuerinnen müssen kaum Zeugnisse vorweisen. Deshalb macht sich Schwentner nun für ein geschütztes Pflegegewerbe stark, zudem fordert sie ein Qualitätssiegel und bessere Ausbildungen. „Es mag sein“, sagt sie, dass dann die Kosten für die Betreuung steigen, „aber wir dürfen hier nicht mehr länger wegsehen, dafür ist das Thema zu wichtig".