Die Parteitagsbühne war stets die seine. In einem Saal voller Genossen, genoss es Michael Häupl sichtlich, sich launig über politische Gegner - manchmal auch aus den eigenen Reihen - und das was seiner Meinung nach falsch läuft in der Gesellschaft auszulassen. Nicht selten war er dabei Stimmungskanone und Ideologe in einer Person.

Am Samstag stellt sich Häupl seiner letzten Abstimmung. Wie viele der Parteitagsdelegierten ihm noch ein letztes Mal die Gefolgschaft versprechen, ist dabei allerdings weniger relevant. Die 95,8 Prozent, die es beim letzten Parteitag gab, werden es nicht werden. Für ein letztes Dankeschön in aller Freundschaft sollte es aber reichen.

Dass es das Ergebnis relativ eindeutig zu seinen Gunsten ausfallen könnte, ist auch der gewiften Taktik Häupls geschultet. Als vor einigen Monaten die Nachfolgediskussionen kein Ende nehmen wollten, nahm er selbst das Ruder in die Hand. Statt, wie geplant, 2018 einen Parteitag abzuhalten, zog er ihn einfach vor. Seine potenziellen Nachfolger hat er damit überrascht - und ihnen jede Zeit genommen, sich zu etablieren, oder gar eine nennenswerte Anzahl von Unterstützern zu versammeln.So lautet die Frage nun eher, wie seine Diadochen bei der Abstimmung unter den Delegierten abschneiden werden. Renate Brauner, die sich lange Hoffnungen auf das Häupl Erbe machen durfte, wurde beim letzten Parteitag mit 80 Prozent klar abgestraft. Am Samstag ist es Michael Ludwig, der zwar nicht als Hoffnungsträger aber immerhin hoffnungsvoll in den Parteitag geht. Nationalratspräsidentin Doris Bures, in Wiens SPÖ stark verankert, sieht in ihm schon den Häupl-Nachfolger. Ob das die Delegierten auch so sehen, wird sich am Samstag zeigen.

Laut Partei-Insidern hat Häupl schon die Order ausgegeben, dass seine Vize-Chefs am Parteitag nicht gestrichen werden sollen. Man will Geschlossenheit ausstrahlen. Denn was passiert, wenn diese Geschlossenheit in der Wiener SPÖ bröckelt, hat man vor ziemlich genau einem Jahr gesehen. Da stellten sich Teile der SPÖ beim Mai-Aufmarsch offen gegen Bundeskanzler Werner Faymann. Ein paar Tage später war er Geschichte.