"Liebe Erdogan-Anhänger in Österreich und Deutschland": So beginnt der offene Brief des FPÖ-Chefs an jene Doppelstaatsbürger, die beim türkischen Verfassungsreferendum für den umstrittenen Machthaber Recep Tayyip Erdogan gestimmt haben. Im zynischen Text schreibt Strache, dass es den in Österreich und Deutschland lebenden Erdogan-Fans nicht länger zuzumuten sei, hier zu wohnen. Denn: "Sie dürfen hier ihre Töchter nicht in minderjährigem Alter verheiraten, Sie dürfen Ihrem Wunsch nach Todesstrafe und Presseunfreiheit nicht nachkommen", schreibt Strache an seine rund 600.000 Facebook-Fans.

Besser gesagt: schreibt die deutsche Autorin Gabriele Brinkmann. Der Text stammt nämlich nicht aus der Feder des Freiheitlichen: Der "Kurier" veröffentlichte einen offenen Brief der deutschen Autorin Gabriele Brinkmann, der zu weiten Teilen exakt jenem auf Straches Facebook-Seite gleicht. Eine Quellenangabe des FPÖ-Chefs wurde erst nach dem Bericht über das Plagiat nachgereicht. Und das sorgt nun bei der eigentlichen Autorin mit dem Pseudonym "Paula Begtzon" für Unmut: Nachgefragt habe niemand aus der FPÖ bei ihr, ob man den bereits hier in diesem rechtspopulistischen Blog veröffentlichten Text nutzen dürfe. "Man darf sich nicht fremde Zeilen unter die Nägel reissen", so die Autorin zum "Kurier". 

In einer bearbteiteten Version des Postings schärft der FPÖ-Chef dann allerdings nach: "Wesentliche Teile des offenen Briefes stammen offensichtlich von Paula Bengtzon! Gratulation! HC Strache", so die (neuen) einleitenden Worte. Als Erklärung für seine Vorgehensweise schreibt Strache, dass am Montag nicht ganz klar gewesen sei, von wem der Text tatsächlich stammt. Er wollte den Text "so rasch wie möglich verbreiten, weil er gut und richtig ist", sagte Strache am Dienstag vor Journalisten in Wien. Er habe den Text "geglättet und ergänzt". "Ich habe fast keinen Satz 1:1 übernommen."

Straches Posting: