Erst vor wenigen Wochen herrschte wieder Eiszeit in der rot-schwarzen Koalition: Die ÖVP warf der SPÖ vor, im privaten Umfeld von Außenminister Sebastian Kurz nach "dunklen Stellen" in dessen Vergangenheit zu suchen. Nun steht ein ähnlicher Vorwurf wieder im Raum: allerdings mit verkehrten Vorzeichen. SPÖ-Geschäftsführer Georg Niedermühlbichler wirft der ÖVP vor, eine Plagiatsprüfung von Christian Kerns Diplomarbeit veranlasst zu haben.

Wie die Tiroler Tageszeitung berichtet, nahm sich der Salzburger Plagiatsjäger Stefan Weber Kerns Arbeit aus dem Jahr 1997 vor. Titel der Diplomarbeit, mit der Kern sein Publizistik-Studium abschloss: „Media Monitoring: die innenpolitische Berichterstattung der österreichischen Tages- und Wochenzeitungen 1993“. Laut Tiroler Tageszeitung sei die Arbeit aber "blitzsauber" - was vor allem daran liege, dass es eine nahezu rein empirische Arbeit sei. 

"Null-Toleranz bei Dirty Campaigning"

Er wolle freilich niemanden haltlos beschuldigen, beteuerte Niedermühlbichler, und forderte von ÖVP-Generalsekretär Werner Amon aber eine Erklärung ein, dass nicht dessen Partei hinter dem gescheiterten Dirty-Campaigning-Versuch steht.

Dieser antwortete prompt: "Die ÖVP hat mit Schmutzkübelkampagnen gegenüber dem Bundeskanzler nichts am Hut", betonte er ebenso in einer Aussendung. Die ÖVP lehne Dirty Campaigning zur Gänze ab, "daher gilt das Null-Toleranz-Prinzip sowohl gegenüber politischen Mitbewerbern als auch für die eigenen Funktionäre und Mitarbeiter". Deshalb werde er "sicherheitshalber auch in den eigenen Reihen" Recherchen anstellen. Niedermühlbichler ersuchte er "um konkrete Hinweise, die belegen, was der SPÖ-Bundesgeschäftsführer in den Raum stellt" - um den Verdacht restlos aus der Welt schaffen zu können.

Entscheidung im Fall Buchmann steht an

Wie problematisch Plagiate nicht nur auf akademischer, sondern auch auf politischer Ebene sind, muss dieser Tage der steirische Landesrat Christian Buchmann erfahren. In seinem Fall fordert Weber eine Aberkennung des Doktor-Titels.