Norbert Hofer hat trotz seiner deutlichen Niederlage Lust auf mehr: "In mir hat man einen schlafenden Bären geweckt" - das sagte der gescheiterte Präsidentschaftskandidat am Sonntagabend in der FPÖ-Wahlkampfzentrale. Um etwaigen Diskussionen um einen Führungsanspruch in der FPÖ vorzubeugen, legte er allerdings rasch nach: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache habe keinen Konkurrenten, sondern "einen sehr prominenten Wahlhelfer gewonnen".

Von einer Obmanndebatte in der FPÖ will logischerweise auch der Parteichef nichts wissen: "Ich werde als Obmann und Spitzenkandidat in die nächste Nationalratswahl gehen", sagte Strache. Dass sich die FPÖ für die heftigen Angriffe auf Alexander Van der Bellen - Stichwort: Lügen-Vorwurf - entschuldigen sollte, wies Strache zurück: "Natürlich muss man die Fakten ansprechen im Wahlkampf, aber das hat Norbert Hofer immer auf höchstem Niveau gemacht."

"Diese Debatte wird kommen"

Politikexperten erwarten im Falle einer durchaus als wahrscheinlich geltenden Vorverlegung der Nationalratswahl dennoch einen Kampf um die Führung der Freiheitlichen: "Von der Meinungsforschung her hat Hofer die besseren Werte als Strache, weil er einfach in breitere Wählerschichten strahlt", so Meinungsforscher Peter Hajek. Die Ansage, in sechs Jahren wieder als Bundespräsident kandidieren zu wollen, wertet Hajek als erste "Gegenbotschaft an die Keiltreiber". Das Thema werde aber nicht verschwinden. "Diese Debatte wird kommen, und sie wird ganz sicher kommen, wenn Neuwahlen ausgerufen werden und Außenminister Sebastian Kurz für die ÖVP antritt. Dann haben auch die Freiheitlichen eine Personaldebatte."

Hofer sei in der FPÖ in seiner Bedeutung aufgestiegen, findet auch OGM-Chef Wolfgang Bachmayer im Gespräch mit der APA. "Er ist ein Kapital für den nächsten Wahlkampf, und die Frage, wer in der FPÖ der bessere Spitzenkandidat ist, wird auf jeden Fall von den anderen Parteien aufgebracht werden", so Bachmayer. Stainer-Hämmerle geht unterdessen nicht von einer Führungsdiskussion in der FPÖ aus. "Nachdem sich Hofer immer deutlich hinter Strache gestellt hat, glaube ich nicht, dass er das aktiv betreibt."

Strache: Keine Anfechtung

Strache indes geht davon aus, dass die Bundespräsidenten-Stichwahl am Sonntag ordnungsgemäß abgelaufen ist. "Es gibt überhaupt keine Hinweise auf irgendwelche möglichen Manipulationen", sagte Strache in der "ZiB 2-Spezial".