Die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen, doch nur sieben Prozent der österreichischen Gemeinden haben eine Frau als Bürgermeisterin: Der österreichische Gemeindebund ging auf Ursachenforschung und befragte die 146 heimischen Bürgermeisterinnen. Es zeigte sich: Der hohe Zeitaufwand, die fehlende soziale Absicherung und auch mangelndes Selbstbewusstsein der Frauen seien Stolpersteine auf dem Weg in das Bürgermeisteramt.

Schlusslicht Salzburg

„Die Zahl der Bürgermeisterinnen steigt viel zu langsam“, sagt Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. Von insgesamt 2100 Bürgermeistern sind in Österreich nur 146 Frauen. Den höchsten Anteil an Bürgermeisterinnen weißt momentan Niederösterreich mit zehn Prozent auf, Schlusslicht ist Salzburg mit nur drei Prozent. In der Steiermark (17 Bürgermeisterinnen) und in Kärnten (acht Bürgermeisterinnen) liegt der Frauenanteil bei sechs Prozent.

Es stellt sich natürlich die Frage: Warum wollen Frauen nicht Bürgermeisterinnen werden? „Ein großes Problem ist die Vereinbarkeit des Amts mit der Familie“, sagt Sonja Ottenbacher, Bürgermeisterin im Salzburger Stuhlfelden und Organisatorin des jährlichen Bürgermeisterinnen-Treffens. Der Tagesablauf mit Terminen und Sitzungen, die meist am Abend stattfinden, sei gerade für Frauen schwierig mit dem Familienleben zu vereinbaren. Die befragten Bürgermeisterinnen gaben auch an, dass der Termindruck immens sei und Freizeit kaum noch existent.

Öfter hauptberuflich

Auffallend war in der Befragung auch, dass Frauen viel häufiger als Männer das Bürgermeister-Amt hauptberuflich ausüben: „Frauen nehmen das Amt sehr ernst“, sagt auch Mödlhammer. Auch Ottenbacher gab ihren Zivilberuf als Psychotherapeutin auf, weil der Beruf mit dem Bürgermeisterinnen-Amt nicht mehr vereinbar war.

Ein großer Kritikpunkt, der auch in der Umfrage deutlich wurde, ist die fehlende soziale Absicherung: Eine Bürgermeisterin hat keinen Anspruch auf Karenz, auch eine Abfertigung steht ihr nicht zu. „Wir verhandeln diesbezüglich auf Landes- und Bundesebene“, sagt Mödlhammer. Doch hier fehle die einheitliche Regelung – für die Karenz gebe es in neun Bundesländern neun verschiedene Modelle. „Das muss einheitlich geregelt werden“, sagt Mödlhammer.

Selbstbewusstsein stärken

Bürgermeisterin Ottenbacher spricht aber auch einen anderen Aspekt an: „Wir müssen auch das Selbstbewusstsein der Frauen stärken.“ Viele Frauen seien in Gemeinden engagiert, den Schritt in die „erste Reihe“ wagen viele aber nicht, da sie sich die Verantwortung nicht zutrauen würden. Österreichs Bürgermeisterinnen müssten daher Botschafterinnen sein, die für das Amt Werbung machen.