Nach jahrelangen Vorbereitungen, mehreren Verschiebungen und beinahe endlosen Diskussionen startet die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) nun am 9. Dezember. Den Anfang machen Spitäler in Wien und der Steiermark, gleichzeitig geht das ELGA-Portal in Vollbetrieb. Die Verantwortlichen schließen Kinderkrankheiten nicht aus, erwarten bei der Einführung des Systems aber keine größeren Probleme.

Fast flächendeckend in der Steiermark

In der Steiermark werden ab 9. Dezember alle Landeskrankenhäuser der Krankenanstaltengesellschaft (KAGes), das Krankenhaus der Elisabethinen, die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz, das Marienkrankenhaus Vorau sowie das Neurologische Therapiezentrum Kapfenberg die Entlassbriefe, Labor- und Radiologiebefunde der Patienten im ELGA-System speichern. Damit sind in der Steiermark bereits 90 Prozent der stationären Fälle und über 93 Prozent der ambulanten Frequenzen abgedeckt.

In Wien geht man es etwas vorsichtiger an. In der Bundeshauptstadt können ab 9. Dezember nur fünf Abteilungen des Spitals Hietzing mit ELGA arbeiten. Anfang des nächsten Jahres werden die anderen Spitäler und Abteillungen des KAV folgen, das AKH als größtes Spital Österreichs dann im Frühjahr. Der zuständige KAV-Manager Michael Binder begründet diese "kontrollierte Inbetriebnahme" damit, dass man noch organisatorische Optimierungen vornehmen und etwaige technische Probleme leichter lösen könne.

Die anderen Spitäler und Bundesländer sollen im Laufe des nächsten Jahres an ELGA angeschlossen werden. Die niedergelassenen Ärzte arbeiten ab Mitte 2016 freiwillig und ab Mitte 2017 verpflichtend mit ELGA.

Keine Röntgenbilder

Gespeichert werden von jedem Patienten die ärztlichen und pflegerischen Entlassungsbriefe aus dem Spital, die Labor- und die Radiologiebefunde, Röntgenbilder allerdings nicht. Rückwirkend werden keine Befunde gespeichert. Deshalb wird sich am 9. Dezember für die Bürger noch nicht viel ändern. Erst im Laufe der Zeit werden sich die Befunde im System sammeln, und die Bürger müssen sie dann nicht mehr selbst zum Arzt mitnehmen. Gespeichert werden die Daten nicht zentral, sondern sie werden vernetzt. Die E-Card dient als Zugangskarte, gespeichert werden auf ihr allerdings weiterhin keine Gesundheitsdaten.

Mit der sogenannten E-Medikation, die im zweiten Quartal 2016 in der steirischen Region Deutschlandsberg den Probebetrieb aufnehmen soll, werden auch die von Ärzten verschriebenen und von Apotheken abgegebenen Arzneimittel gespeichert. Eine automatische Wechselwirkungsprüfung gibt es zwar nach einem Pilotversuch nun nicht, Ärzte können aber anhand der für den Patienten einsehbaren Liste Wechselwirkungen überprüfen und Doppelverschreibungen vermeiden.

130 Millionen Euro Kosten

Ebenfalls am 9. Dezember geht das ELGA-Portal in Vollbetrieb. Nachdem bereits seit Anfang 2014 die Abmeldung von ELGA möglich ist, können die Bürger über dieses Portal nun auch ihre eigenen Gesundheitsdaten einsehen, ausdrucken oder abspeichern. Im Protokoll ist für jedermann auch genau nachvollziehbar, wer seine Daten aufgerufen oder eingesehen hat. Der Zugang zur persönlichen ELGA erfolgt über das Gesundheitsportal mittels Handysignatur oder Bürgerkarte.

Die Patienten müssen für ELGA nicht zusätzlich zahlen, kostenlos ist sie aber natürlich nicht. Rund 130 Mio. Euro haben Bund, Länder und Sozialversicherung seit 2010 und noch bis 2017 in das System gesteckt. Die laufenden Kosten pro Jahr werden ab 2018 rund 18 Mio. Euro betragen, wird geschätzt. Gleichzeitig erwartet man sich ab 2017 eine Kostendämpfung von 129 Mio. Euro pro Jahr (durch die Vermeidung von Mehrfachmedikation, Doppelbefunden etc.). Die Ärztekammer pocht auf eine Abgeltung der in den Ordinationen nötigen Investitionen, die sie vom früheren Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) erhalten habe. Details und die Höhe sind noch nicht geklärt, Verhandlungen dazu laufen noch.