Auf die letzten zehn Jahre blickt Strache mit Wohlgefallen zurück: "Am Anfang hat uns niemand eine Überlebenschance gegeben", verwies er im APA-Interview auf die schlechten Umfragewerte in der Zeit nach seiner Kür zum Parteiobmann im Frühjahr 2005. "Damals stand die Partei bei keinen drei Prozent, jetzt zwischen 25 und 30 Prozent", so Strache. Dies habe seine Partei durch "harte und konsequente Arbeit" erreicht, zeigte sich der FPÖ-Chef überzeugt, der von einem "sehr erfolgreichen Weg" sprach.

"Und 2015 besteht die Chance, weiter Geschichte zu schreiben, das historisch beste Ergebnis einzufahren", hat Strache hohe Erwartungen an die weiteren Wahlgänge in diesem Jahr, vor allem an jenen der Landtagswahl in Wien am 11. Oktober: "Ich will die 30-Prozent-Marke überspringen." Der Parteichef hat hier die Sperrminorität von 33,4 Prozent im Auge, womit seine Fraktion bei Verfassungsmehrheiten mitzureden hätte. "Wünschenswert wäre es, sicherzustellen, dass eine Ausgrenzung nicht mehr möglich wäre" - und die FPÖ zumindest den Vizebürgermeister stellen könnte, so Strache.

Dass er nun zum dritten Mal als "Bürgermeister-Kandidat" ins Rennen geht, ist ihm durchaus ernst, wie er versichert: "Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen (mit Bürgermeister Michael Häupl/SPÖ, Anm.) möglich." Und es könnten sich ja auch Mehrheiten abseits von Rot-Blau ausgehen: "Man soll ja nie etwas ausschließen." Wer die Grünen nicht in der Wiener Stadtregierung wolle, habe ohnehin nur die FPÖ als Wahl-Option, meinte er: "Ich bin der einzige Garant dafür. Nur mit der FPÖ wird man Rot-Grün verhindern können."

Inhaltlich will Strache eine "Veränderung" in Wien. Gefragt nach konkreten Beispielen meinte er, unter ihm würden keine Spekulations-Geschäfte mehr gemacht werden, auch würde die FPÖ Wirtschaftsimpulse setzen. Auch einen Ausbau der Exekutive müsste man vorantreiben - wenn sich der Bund dabei sträube, dann müsste man eben eine eigene "Sicherheitswacht" der Stadt etablieren, um die Polizei-Beamten zu entlasten.

Und auch beim FPÖ-Paradethema Asyl und Zuwanderung sieht Strache Handlungsbedarf in der Bundeshauptstadt: Einmal mehr verwies er auf "21 salafistische Kindergärten", die es in Wien gebe und mehr als 100 muslimische Kindergärten und Schulen. Dies sei nicht der Integration zuträglich, sagte er. Hier gehe es etwa darum, falsch eingesetzte Förderungen zu streichen. Auch das Islam-Gesetz kritisierte Strache einmal mehr als zu schwach. Für österreichische Staatsbürger, die etwa für die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) im Ausland kämpfen und zurückkehren, forderte er erneut die Aberkennung der Staatsbürgerschaft.

Straches stete und scharfe Kritik an den Grünen will er übrigens nicht auf alle linken Parteien umgemünzt sehen: Gefragt nach seiner Einschätzung der griechischen linken Regierungspartei Syriza, fand Strache durchaus lobende Worte: "Tsipras hat viel mehr gemeinsam mit mir, als viele wahrhaben wollen." So verwies der FPÖ-Chef etwa auf die EU- und Euro-kritischen Positionen oder auch auf die positivere Einstellung gegenüber Russland. Natürlich sei er in manchen Fragen anderer Meinung. Parallelen sieht er aber auch insofern, als sich die Parteien gegen das politische Establishment richteten - welches sich "in Wahrheit vor der Auflösung befindet".

Der Wiener Wahltermin im Herbst ist für Strache übrigens auch ein für ihn ganz persönlich wichtiger Termin: Denn ab dann will er dem blauen Zigarettendunst abschwören: "Ich habe vor, am 11. Oktober um Mitternacht aufzuhören", sagte er. Geltend macht der Parteiobmann gesundheitliche Gründe: Bereits im Jahr 2005 hatte er seine Stimme einmal völlig verloren; die Stimmbänder seien seitdem angeschlagen. Daher sei nun die Einsicht gekommen, die Zigaretten endgültig zur Seite zu legen. Warum nicht früher? Das begründet der Parteichef mit der stressigen Situation bis zu der für ihn wichtigen Wahl. Trotz seines Entschlusses bleibt der zukünftige mögliche Nichtraucher Strache aber fix bei seiner Überzeugung, dass Rauchverbote in der Gastronomie nichts verloren hätten.