Chronologie - Teil 1

1. Juni 2013: Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer wird verdächtigt, das kasachische Regime mit vertraulichen Dokumenten im Fall Aliyev versorgt zu haben. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittle sowohl gegen Gusenbauer als auch gegen den Wiener Rechtsanwalt Gabriel Lansky wegen des Verdachts nachrichtendienstlicher Tätigkeiten, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil".

14. Juni 2013: Das Vermögen Aliyevs auf Malta wird laut der Zeitung "Malta Today" wegen Verdachts der Geldwäsche eingefroren. Eine Bestätigung seitens der maltesischen Staatsanwaltschaft blieb aus.

11. November 2013: Aliyev wird aufgrund der Übernahme des von Kasachstan gegen ihn eingeleiten Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft Wien der österreichische Fremdenpass entzogen.

März 2014: Ermittlungen gegen Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer wegen des Verdachts nachrichtendienstlicher Tätigkeiten wird eingestellt.

10. April 2014: Gegner von Aliyev erheben schwere Vorwürfe gegen Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP). Er sei nicht nur sein Rechtsanwalt gewesen, sondern "ein Mittäter, ein Assistent von Rakhat Aliyev", so der kasachische Aktivist Serik Medetbekow in Wien. Justizminister Brandstetter weist die Anschuldigungen auf APA-Anfrage zurück.

6. Juni 2014: Aliyev wird am Wiener Flughafen festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Wien hatte am 19. Mai einen Haftbefehl gegen den mord- und folterverdächtigen kasachische Ex-Botschafter in Österreich erlassen. Seinem Anwalt Manfred Ainedter zufolge habe sich Aliyev "freiwillig" gestellt. Der früher kasachische Vizeaußenminister kommt in U-Haft.

16. Juni 2014: Opferanwälte präsentieren ein "neues Beweisstück": Bei einer Hausdurchsuchung des kasachischen Ex-Geheimdienstchefs, Mussayev, soll ein schriftliches Geständnis Aliyevs, das seine Verwicklung in dem Doppelmord bestätigen soll, gefunden worden sein. Der Staatsanwaltschaft Wien zufolge ist das Schriftstück eine Fälschung.

28. Oktober 2014: Das Oberlandesgericht hält den Verein "Tagdyr" der Witwen der angeblich von Aliyev ermordeten Bankmanager für ein Tarnorganisation des kasachischen Geheimdienst. "Tagdyr" soll der Wiener Anwaltskanzlei Lansky zwischen 2009 und 2012 mehr als 14 Millionen Euro gezahlt haben, um gegen Aliyev vorzugehen. Lansky wies dies zurück.

31. Oktober 2014: Staatsanwaltschaft plant Anklage gegen Aliyev wegen Doppelmords.

1. Dezember 2014: Aliyev-Vorhabensbericht der Staatsanwaltschaft liegt im Justizministerium. Der Akt wird von der zuständigen Fachabteilung geprüft und dann dem von Justizminister Brandstetter (ÖVP) eingerichteten Weisenrat vorgelegt.

4. Dezember 2014: Eine PR-Agentur ließ einem Bericht des Magazins "Datum" zufolge jahrelang Negativpostings im Internet gegen Aliyev verfassen. Dies geschah demnach im Auftrag der Wiener Rechtsanwaltskanzlei Lansky, Ganzger und Partner. Zwischen 2011 und 2013 seien tausende Postings auf Deutsch und auf Russisch in verschiedensten Internetforen zu Aliyev veröffentlicht worden.

30. Dezember 2014: Die erwartete Mordanklage gegen Aliyev wird eingebracht. Ende März soll in einem "Monster-Prozess" geklärt werden, ob der Ex-Diplomat, der mitangeklagte Ex-Geheimdienstchef Mussayev sowie ein ehemaliger Leibwächter Aliyevs an der Entführung, Verschleppung und Ermordung zweier kasachischer Banker beteiligt waren.

8. Jänner 2015: Aliyev soll in der Justizanstalt Josefstadt von zwei Mithäftlingen erpresst worden sein. Laut Anklage sollen die beiden dem Ex-Botschafter gedroht haben, wenn er überleben wolle, müsse er 3.000 Euro bezahlen, ansonsten könne ihn jemand während des Waschens im Duschraum umbringen und dies wie einen Selbstmord aussehen lassen. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat bereits am 22. Dezember Anklage gegen die beiden Männer erhoben.

26. Jänner 2015: Ein früherer Mitarbeiter Aliyevs wirft dem Ex-Diplomaten vor, ihm für das Anschwärzen von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer 500.000 Euro geboten zu haben.

24. Februar 2015: Aliyev wird tot in seiner Einzellzelle in der Justizanstalt Josefstadt aufgefunden. Nach Justizangaben erhängte sich der 52-Jährige dort mit Mullbinden an einem Kleiderhaken erhängt. Seine Anwälte zweifeln an dem Suizid des Ex-Diplomaten. Die Staatsanwaltschaft ordnete die Obduktion an.

Aliyew hätte an diesem Tag gegen zwei Mithäftlinge aussagen sollen, die dem Ex-Diplomaten mit dem Tod gedroht haben sollen, wenn er ihnen nicht 3.000 Euro bezahlen würde.