Frankreich erhält mit dem 39-jährigen Emmanuel Macron den jüngsten Präsidenten seiner Geschichte. Deutlich entschied er die Stichwahl für sich. Der Anteil der ungültigen Stimmen erreichte mit 12 Prozent einen Rekordwert, die Wahlbeteiligung war so niedrig wie seit 1969 nicht mehr.

Die Abstimmung galt wegen Marine Le Pens Anti-EU-Kurs als Richtungsentscheidung für den ganzen Kontinent. Der Euro legte deutlich zu.

22.50 Uhr: Ausgelassene Party vor dem Pariser Louvre

21.54 Uhr: Bitter für Marine Le Pen: Aus ihrer eigenen Familie hagelt es öffentliche Kritik. Ihre Nichte Marion Maréchal Le Pen wirft der unterlegenen Kandidatin vor, sie habe ihre Position zum Euro zu spät korrigiert. Zuvor hatte ihr Vater Jean-Marie Le Pen erklärt, er halte seine Tochter Marine für nicht geeignet für das Präsidentenamt. Sie habe Charakter, aber nötig seien auch andere Qualitäten. Ihr engster Vertrauter Florian Philippot erklärte, seine Partei werde sich "in eine neue politische Kraft" verwandeln und auch ihren Namen ändern.

21.49 Uhr: Der Anteil der ungültigen Stimmen erreichte mit 12 Prozent einen Rekordwert, wie die Zeitung "Le Monde" berichtete. Niedriger als beim ersten Mal war auch die Beteiligung mit geschätzten 75 Prozent (2012 betrug diese in der Stichwahl noch 80 Prozent).

21.47 Uhr: Der künftige französische Präsident Emmanuel Macron will die tiefe Spaltung des Landes überwinden. "Ich kenne die Wut, die Angst und die Zweifel" der Franzosen, sagte der 39-Jährige bei seiner Siegesrede in Paris. Sein Ziel sei es, "die Einheit der Nation zu sichern" und die Bürger wieder mit Europa auszusöhnen. Macron sagte, er habe "Respekt" gegenüber allen Bürgern, die für die Rechtspopulistin Marine Le Pen gestimmt oder sich enthalten hätten. Macron trat mit ernstem Gesicht vor die Kameras.

"Ich werde Frankreich verteidigen. Ich werde Europa verteidigen", so Macron. Unter seiner Führung werde Frankreich in vorderster Front gegen den Terror kämpfen. "Ein neues Kapitel in unserer langen Geschichte beginnt heute", sagt der Wahlsieger. "Lasst uns Frankreich lieben", sagt Macron.

21.37 Uhr: Der Euro ist nach dem klaren Sieg des Pro-Europäers Macron erstmals seit einem halben Jahr über die Marke von 1,10 Dollar gestiegen. Im asiatischen Handel kletterte der Kurs am Sonntagabend auf 1,1011 Dollar, nachdem der Euro am Freitag noch mit 1,09995 aus dem Handel gegangen war. Das ist der höchste Wert seit dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl im November 2016.

21.23 Uhr: Trost für Marine Le Pen kommt vom niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders. Trotzdem gut gemacht", twittert er. "Du gewinnst das nächste Mal - und ich auch!", so Wilders.

Macron ist vor allem bei den jungen Franzosen beliebt
Macron ist vor allem bei den jungen Franzosen beliebt © Paris

21.20 Uhr: Brüssel atmet auf: EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zeigte sich "glücklich, dass die Franzosen eine europäische Zukunft gewählt haben". Er plädierte dafür, gemeinsam "für ein stärkeres und gerechtes Europa" einzutreten. EU-Ratspräsident Donald Tusk gratulierte "dem französischen Volk", das sich für "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" und nicht für "Tyrannei und Fake News" entschieden habe.

20.35 Uhr: Einen umstrittenen Gratulations-Tweet setzte Außenminister Sebastian Kurz ab: Der ÖVP-Politiker kommentierte den Erfolg des parteilosen Macron über die rechtspopulistische Kandidatin Marine Le Pen mit den Worten "...linke Politik wurde klar abgewählt." Der wirtschaftsliberale Macron ist parteilos, er war aber Wirtschaftsminister im sozialistischen Kabinett von Ministerpräsident Manuel Valls unter Präsident Hollande (ebenfalls Sozialist). "Bub, lass dirs Lehrgeld zrückgeben, Du hast gar nix verstanden!", lautete ein Kommentar eines Twitter-Users.

Komplikationsloser verlief der Glückwunsch des Bundeskanzlers: "Félicitations à Emmanuel Macron!", ließ Christian Kern über Facebook wissen. 

"Die Zukunft der Europäischen Union hat gewonnen. Danke Frankreich! Die Franzosen haben sich gegen Grenzschließungen, Nationalismus und Protektionismus entschieden", schrieb der ÖVP-Europaabgeordnete Othmar Karas.

20.31 Uhr: Mit seinem Sieg in der Stichwahl öffnet sich "ein neues Kapitel - das der Hoffnung und der wiedergewonnenen Zuversicht": Mit diesen Worten jubelte Macron in einer ersten Reaktion über seinen Erfolg und über seine - sicher nicht einfache - künftige Aufgabe.

20.28 Uhr: Marine Le Pen räumt ihre Niederlage ein. Sie habe Sieger Emmanuel Macron angerufen, um ihm zu gratulieren, sagt die Front-National-Politikerin in Paris. Mit ihrer Niederlage ist die Gefahr eines französischen EU-Austritts gebannt.

20.21 Uhr: Schon langen die ersten Gratulationen ein. "Ihr Sieg ist ein Sieg für ein starkes, geeintes Europa und die deutsch-französische Freundschaft", freut sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Le Pen hatte sie im Wahlkampf mehrfach beschimpft.

20.18 Uhr: Das Macron-Lager jubelt. Tausende Anhänger des 39-Jährigen haben sich am Louvre versammelt, um seinen Sieg zu feiern.

20.00 Uhr:  Der neue Staatspräsident Frankreichs heißt Emmanuel Macron:  Ersten Hochrechnungen zufolge gewann der Sozialliberale mit rund 65 Prozent. Marine Le Pen (Front National) mit etwa 35 Prozent schwer geschlagen. Macron wird damit jüngster Präsident in Frankreichs Geschichte.

Der pro-europäische frühere französische Wirtschaftsminister plant sozialliberale Reformen und will die Zusammenarbeit in der EU und in der Eurozone vertiefen. 

19.38 Uhr: Von den 47,6 Millionen Wahlberechtigten, so rechnet die belgische Zeitung "Le Soir" vor, haben mehr als 12 Millionen an diesem Sonntag nicht gewählt. 10 Prozent jener, die zur Wahl gingen, gaben demnach einen weißen Stimmzettel ab bzw. wählten ungültig. 15 bis 16 Millionen Franzosen - ein Drittel der potenziellen Wählerschaft - haben demnach weder für Macron noch für Le Pen gestimmt. Marine Le Pen fuhr allerdings doppelt so viele Stimmen ein wie ihr Vater bei dessen Präsidentschaftskandidatur 2002.

19.11 Uhr: Ob's was geholfen hat? Der französische Astronaut Thomas Pesquet hat trotz seines Aufenthalts im All bei der Präsidentschaftswahl seine Stimme abgegeben - mit Hilfe einer Vollmacht. "Also keine Ausreden!", twitterte Pesquet an die Adresse seiner wahlmüden Landsleute.

19.00 Uhr: In Frankreich schließen die Wahllokale in den ländlichen Regionen, in einigen Städten kann noch bis 20 Uhr die Stimme abgegeben werden. Erste Hochrechnungen soll es um 20 Uhr geben. Laut Exit-Polls (Wählerbefragungen) liegt Macron mit mehr als 60 Prozent vor Le Pen.

18.45 Uhr: Ist Le Pen eine schlechte Verliererin? Der Front National verwehrt offenbar zahlreichen Medien heute den Zugang zur Wahlparty - die, sollte sich das Ergebnis der Exit-Polls bestätigen, ohnehin mäßig fröhlich ausfallen dürfte. Die Partei gibt begrenztes Platzangebot als Grund an.  

18.05 Uhr: Die Justiz nimmt nach den Hackerangriffen auf Macrons Wahlkampf-Team Ermittlungen auf: Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Ermittlerkreise. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete demnach Vorermittlungen wegen betrügerischen Zugriffs auf ein Datenverarbeitungssystem und Verletzung des Briefgeheimnisses ein. Die Daten waren am Freitagabend unmittelbar vor dem Ende des französischen Wahlkampfs ins Internet gestellt worden. Macrons Bewegung "En Marche!" hatte erklärt, die Dokumente seien bei einer "massiven und koordinierten" Hacker-Attacke vor einigen Wochen gestohlen worden. Wer hinter dem Cyberangriff steckt, blieb zunächst unklar.

17.16 Uhr: Noch steht er im Rampenlicht, aber bald ist seine Zeit im Élysée vorüber: Francois Holland posiert noch einmal für Selfies

© APA/AFP/POOL/GEORGES GOBET

17.09 Uhr: Die Wahlbeteiligung liegt derzeit bei 65,30 Prozent. Das waren etwa vier Punkte weniger als bei der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen zu diesem Zeitpunkt. In der Regel nimmt bei Präsidentschaftswahlen in Frankreich die Beteiligung zwischen dem ersten und zweiten Wahlgang zu - ein Absinken in der zweiten Runde wäre eine Premiere seit 1969.

Diesmal lag sie auch niedriger als 2012 und 2007. 2002, als Jacques Chirac gegen Marine Le Pens Vater Jean-Marie Le Pen antrat, lag sie um 17 Uhr bei 67 Prozent.

17.05 Uhr: Macron wäre mit seinen 39 Jahren der jüngste Präsident Frankreichs aller Zeiten, auch jünger als die meisten Präsidenten der anderen Länder. John F. Kennedy war 43 Jahre alt, als er 1961 ins Weiße Haus einzog.

17.00 Uhr: Zwei Stunden vor Wahlschluss scheinen kaum noch Zweifel daran zu bestehen, dass Emmanuel Macron diese Wahl gewonnen hat, auch wenn es weder Ergebnisse noch Hochrechnungen gibt. Exit-Polls, die von belgischen Medien veröffentlicht werden, weisen ihm Ergebnisse von jenseits der 60 Prozent aus. Der belgische Sender RTBF kolportierte 62 - 64 Prozent, nahm diese präzisen Zahlen aber wieder zurück.

16.29 Uhr: Auch solche Geschichten schreibt ein Wahltag: Wegen frisch geschlüpfter Meisen ist in dem kleinen französischen Dorf La Lande-Chasles kurzerhand der Zugang zum Wahllokal verlegt worden. Die fünf Vögelchen kamen in einem Nest im alten Briefkasten des Rathauses der westfranzösischen Gemeinde La Lande-Chasles auf die Welt, wie Bürgermeister Jean-Christophe Rouxel am Sonntag sagte. Um die Küken nicht zu stören, blieb der Haupteingang geschlossen.

Die Wähler mussten das Rathaus über eine kleine Seitentür zum Sekretariat betreten. Über dem Briefkasten wurde zudem ein Schild mit dem Hinweis "Vogelnest im alten Briefkasten. Nicht stören!" angebracht. "Alle lächeln, man hört es im Rathaus piepsen", berichtete Rouxel.

16.27 Uhr: Die Appelle scheinen gefruchtet zu haben: Machen Sie, was Sie wollen, aber wählen Sie Macron!

16.17 Uhr: Wenn dieser Trend hält, dann hätte Macron die Wahl jedenfalls klar für sich entschieden. Allerdings: Eine sehr hohe Zahl an Wählern hat diesmal offenbar "weiß" gestimmt, sich also der Stimme enthalten und leere Stimmzettel abgegeben. Diese Zettel werden nach einer Gesetzesänderung in das Ergebnis einfließen, das heißt, sie werden gewertet wie eine dritte Partei. Der prozentuelle Stimmenanteil der beiden Kandidaten wird dadurch geringer als bei einer Gegenüberstellung nur der Stimmen für den einen gegen die Stimmen für den anderen. Der Sinn der Gesetzesänderung: Die Stimmen jener, die zur Wahl gehen, sich aber nicht für einen der beiden Kandidaten entscheiden können sondern aus Protest weiß wählen, sollen nicht verloren gehen.

16.14 Uhr: Letzte Meldung von "Le Soir", einer belgischen Tageszeitung: Exit-Polls von drei verschiedenen Umfrage-Instituten sähen Emmanuel Macron klar vorne, mit einem Ergebnis von mehr als 60 Prozent der Stimmen.

16.04 Uhr: Zuletzt hatte die Frage, welchen Europa-Kurs Frankreich nach der Wahl verfolgen werde, die politische Debatte bestimmt, aber die Angst vor dem Terror lag wie ein Nebel über dieser Wahl. Jetzt wurde bekannt, dass ein als "Gefährder" bekannter ehemaliger Soldat, der am Freitag in der Nähe der nordfranzösischen Stadt Evreux festgenommen worden war,  im Namen der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) kurz vor der Wahl einen Angriff verüben wollte. 

16.00 Uhr: Drei Stunden vor Wahlende, vier Stunden vor der ersten Hochrechnung. Laut Exit-Polls, die die belgische Zeitung "Le Soir" veröffentlichte,  führt Macrons in Übersee, wo die Wahl wegen der Zeitverschiebung schon am Samstag begann. So komme er in Französisch-Guyana in Südamerika auf 65 Prozent, auf der Karibikinsel Guadeloupe auf 75,1 Prozent, auf Martinique soll er sogar 77,5 Prozent erreicht haben. In diesen Gebieten wird allerdings traditionell eher links gewählt, die Ergebnisse sagen also noch nichts über den Gesamtwahlausgang aus. In New York soll der frühere Wirtschaftsminister übrigens sogar mit 94,7, in Boston mit mehr als 95 Prozent abgeschnitten haben...

15.57 Uhr: Was darf der künftige Präsident ( die künftige Präsidentin in Frankreich? Der französische Staatschef hat viel Macht, manche sprechen von einer "Präsidenten-Monarchie":

  • Der französische Präsident ist Armeechef, er kann über Militäreinsätze und den Gebrauch von Atomwaffen entscheiden. Für längere Einsätze oder eine Kriegserklärung benötigt er dabei das Einverständnis des Parlaments.
  • Er ernennt den Premierminister und auf dessen Vorschlag hin die übrigen Minister. Die Regierung braucht aber eine Mehrheit in der Nationalversammlung - die Abgeordneten können sie per Misstrauensvotum stürzen.
  • Gesetze verabschiedet das Parlament. Der Präsident kann die Nationalversammlung auflösen und Referenden ansetzen. In Gefahrensituationen gewährt die Verfassung ihm nahezu volle Kontrolle über den Staat.
  • Deutlich eingeschränkt wird der Einfluss des Präsidenten, wenn er keine Mehrheit in der Nationalversammlung hinter sich hat und gezwungen ist, einen Premierminister aus einem anderen politischen Lager zu ernennen. Eine solche "Kohabitation" gab es zuletzt von 1997 bis 2002 mit dem konservativen Staatschef Jacques Chirac und dem sozialistischen Premierminister Lionel Jospin.

15.54 Uhr: Nach dem Ende der Wahl wird auch darüber diskutiert werden, ob das Datenleck Auswirkungen auf den Wahlausgang hatte. Macrons Wahlkampfteam war ja Opfer eines massiven Hackerangriffs geworden. Zehntausende interne Dokumente seiner Bewegung "En Marche!" wurden in der Nacht auf Samstag im Internet veröffentlicht. Macrons Bewegung sprach Freitag Nacht von einer "massiven und koordinierten" Destabilisierungskampagne. Danach war sie kraft französischem Wahlgesetz zum Stillschweigen verurteilt.

Die französische Regierung hatte im Vorfeld wiederholt vor einer russischen Einmischung in den Präsidentschaftswahlkampf gewarnt. Sie verdächtigte Moskau, die Wahl zugunsten von Macrons russlandfreundlicher Gegnerin Le Pen beeinflussen zu wollen.

15.30 Uhr: Der Wahltag in Bildern

15.32 Uhr: Erste Trends überraschen nicht: Die belgische Tageszeitung "Le soir" berichtet aus "gewöhnlich gut informierten Kreisen", dass in den Überseeterritorien, die tradiitonellerweise eher links wählen als das Mutterland,  Macron vorne liegt, ebenso bei den Auslandsfranzosen in Kanada und in den USA. Die Informationen beziehen sich auf Exit-Polls.

15.17 Uhr: Ein Wahlsonntag und viele Stunden Warten aufs Ergebnis. Und Zeit, sich noch einmal umzusehen und einzulesen. Staatssekretärin Muna Dozdar hat auf ihrem Blog eine Rückschau auf eineinhalb Jahre leben und arbeiten in Paris verfasst, und zieht ihre Schlüsse für die heutige Wahl.

Ein Zitat:

"Das politische Parteiensystem in Frankreich ist ein Parteiensystem für die Eliten der Gesellschaft und nicht für die breite Bevölkerung. Alle wichtigen Politiker in Frankreich sind AbsolventInnen von Elite-Hochschulen. Ich kann nachempfinden, warum sich die Menschen nicht von den etablierten Parteien angesprochen fühlen. Diese Parteien werden im täglichen Leben gar nicht wahrgenommen, man spürt ihre Existenz nicht, nur im Fernsehen treten Politiker auf – für mich als Wienerin eine seltsame Distanz."

15.02 Uhr: Alles wieder roger vor dem Louvre

© AP

14.47 Uhr: Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy: Ich möchte das beste für mein Land und für die, die das Land zu führen haben, das ich so sehr liebe.

14.43 Uhr: Vor dem Louvre ist alles wieder in Ordnung, die Polizei berichtet, die Überprüfungen aus Sicherheitsgründen sind beendet. Der Alarm war durch eine verdächtige Tasche ausgelöst worden.

14.17 Uhr: So viel Zeit muss sein: Der Dank an den scheidenden Präsidenten Francois Holland.

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FRANCE2017-VOTE © (c) APA/AFP/POOL/GEORGES GOBET (GEORGES GOBET)

13.56 Uhr: Die Uhr tickt, aber es dauert noch sechs Stunden bis zur ersten Hochrechnung. Der Wahlsieger der heutigen Stichwahl zieht als achter Präsident seit Gründung der Fünften Republik 1958 in den Élysée-Palast ein.

13.41 Uhr: "Bild" berichtet: Der Vorplatz des Louvre sei aus Sicherheitsgründen evakuiert worden. Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron hatte vor, dort am Wahlabend seinen Wahlsieg zu feiern. Eine Sprecherin erklärte laut "Bild", der Platz sei aus Vorsicht evakuiert worden.

13.30 Uhr: Die relativ hohe Wahlbeteiligung gibt denjenigen Auftrieb, die fest an einen Wahlsieg Emmanuel Macrons glauben:

13.28 Uhr: Der Terror bestimmte über weite Strecken die Themen dieses Wahlkampfs, aber zuletzt wurde zunehmend klar, dass es um den künftigen Weg Europas geht:

13.20 Uhr: Marine Le Pen mit Bodyguard (links) - beide Kandidaten werden schon jetzt strengstens bewacht

© APA/AFP/DENIS CHARLET

13.00 Uhr: Sechs Stunden noch bis zum Wahlschluss. Diese beiden  ringen um das Präsidentenamt:

  • Emmanuel Macron: 39 Jahre alt, der Favorit. Manche nennen ihn den "französischen Kennedy". Den ersten Wahlgang gewann er mit 24% der Stimmen. Der ehemalige Wirtschaftsminister ist nicht mehr Mitglied der sozialistischen Partei, sondern gründete 2016 "En Marche!", eine Bewegung. Er gilt als Mitte-Links-Politiker, als sozialliberal.  Er tritt für Europa und damit auch für eine enge Partnerschaft mit Deutschland ein. Bis 2012 war der Arzt-Sohn gut bezahlter Investmentbanker bei Rothschild & Cie. Verheiratet ist Emmanuel mit Brigitte (64), seiner ehemaligen Lehrerin. 
  • Marine Le Pen: 48 Jahre alt, die Außenseiterkandidatin hat noch Chancen. Ein Sieg käme einem Erdbeben in der Europäischen Union gleich. Im ersten Wahlgang holte sie 21,3%. Ihre Partei, der Front National (FN) begann 1972 als rechtsextreme Spollittergruppe, inzwischen ist sie eine feste Größe in Frankreich. Le Pen ist die jüngste Tochter des FN-Gründers Jean-Marie Le Pen. Die Juristin arbeitete als Anwältin und leitete später die Rechtsabteilung der FN. 2011 löste sie ihren Vater an der Parteispitze ab. Sie ist Abgeordnete im Europaparlament.  Die EU ist ein Lieblings-Feindbild Le Pens, sie präsentiert sie als Wurzel zentraler Probleme Frankreichs. Le Pen will wieder eine nationale Währung und ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft. Le Pen hat drei Kinder. Zwei Ehen gingen auseinander, inzwischen ist sie mit dem FN-Europaabgeordneten Louis Aliot liiert. 

12.57 Uhr: Ist Macrons attraktive Gattin Brigitte die nächste First Lady im Èlysèe?

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12.54 Uhr: Emmanuel Macron gibt sich beim Verlassen seines Wahllokals gegenüber Anhängern seiner Bewegung "En Marche!"  siegesgewiss.

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12.32 Uhr: In den ersten Stunden haben ähnlich viele Menschen abgestimmt wie im ersten Durchgang vor zwei Wochen. Bei regnerischem Wetter in großen Teilen des Landes lag die Beteiligung bis zu Mittag nach Angaben des Innenministeriums bei 28,2 Prozent der Wähler.

11.57 Uhr: Macron wollte sich im Laufe des Wahltags nach Paris begeben. Im Fall eines Wahlsiegs werden seine Anhänger am Louvre im Herzen der französischen Hauptstadt feiern. Auch Le Pen wollte sich später nach Paris begeben. Den Wahlabend verbringt sie in einem Veranstaltungsort im Bois de Vincennes, einem der beiden Pariser Stadtwälder. 

11.25 Uhr: Und auch Emmanuel Macron hat schon gewählt, mit Frau Brigitte in Le Touquet im Norden Frankreichs.

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11.23 Uhr: Marine Le Pen hat ihre Stimme bereits abgegeben.

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11.10 Uhr: Aktivistinnen der Frauenrechtsorganisation Femen haben mit einem Oben-ohne-Protest vor einem Sieg der Rechtspopulistin Marine Le Pen bei der Präsidentenwahl in Frankreich am Sonntag gewarnt. In der Nähe von Le Pens Wahllokal in Henin-Beaumont entrollten sie ein Banner mit der Aufschrift: "Marine an der Macht - Marianne verzweifelt". Marianne ist die Symbolfigur der französischen Republik.

11.03 Uhr: Noch-Präsident Francois Hollande gab im zentralfranzösischen Tulle seine Stimme ab. Der Sozialist hatte wegen schlechter Umfragewerte auf eine Wiederkandidatur verzichtet. Nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen rief Hollande mehrfach zur Wahl des sozialliberalen Kandidaten Emmanuel Macron auf, um die Rechtspopulistin Marine Le Pen zu verhindern.

11.00 Uhr: Wie man's nimmt: Die Wahlen im Norden Deutschlands und im Zentrum Europas, und ihre Bedeutung sind nicht für alle gleich:

10.49 Uhr: Vielen in Deutschland ist angst und bange angesichts der Perspektiven im Falle eines Sieges von Le Pen und eines Abschieds von Frankreich aus Europa. Man fühlt sich dem Nachbarland eng verbunden, auch wenn man immer wieder Konflikte miteinander austrägt:

10.45 Uhr: Polizei vor dem Eiffelturm - und an vielen anderen Plätzen der Stadt. Ausflugswetter ist es jedenfalls keines, das Wetter hält die Wähler nicht vom Wählen ab.

© AP

10.39 Uhr: Alles hängt - wieder einnmal - ab von der Wahlbeteiligung: Eine schwache Wahlbeteiligung könnte Marine Le Pen im Ergebnis nach oben katapultieren.

10.32 Uhr: Heute wird auch in Schleswig-Holstein gewählt. Ist ganz unter gegangen, aber falls der CDU-Spitzenkandidat der SPD den Ministerpräsidenten abjagt, wird das auch eine kleine Sensation. Und stoppt endgültig den Aufschwung der SPD.

10.27 Uhr: Wer wird die Wahl gewinnen? Die besseren Chancen hat Macron, doch viele erhoffen oder fürchten auch einen Sieg Le Pens. Was meinen Sie?

10.24 Uhr: Am Freitag haben die Kandidaten ihre letzten Appelle vom Stapel gelassen. Am Tag vor der Wahl ist es ihnen verboten, noch einmal in den Wahlkampf einzugreifen.

10.20 Uhr: Es wird ein langer Wahlabend. Um 19 Uhr schließen die Wahllokale. Erst um 20 Uhr dürfen erste Ergebnisse veröffentlicht werden. Dafür gibt es dann schon eine echte Hochrechnung.

10.18 Uhr: Mehr als 50.000 Polizisten sind in ganz Frankreich im Einsatz. Nicht nur wegen diverser Demonstrationen - auch die Terrorgefahr ist allgegenwärtig.

10.08 Uhr: Emmanuel Macron werden 62 Prozent vorausgesagt, doch auch Marine Le Pen hat Außenseiterkandidatin noch Chancen. Alle sind froh, dass der Wahlkampf zu Ende ist. Der letzte Aufruf: Wählt!

10.06 Uhr: Die Stichwahl findet uner schärfsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund 50.000 Polizisten sind im Einsatz.

9.58 Uhr: Es geht los - wir berichten live von der Wahl in Frankreich.

Durch die Bevölkerung Frankreichs geht ein Riss: Viele wollen auf keinen Fall eine Präsidentin Le Pen, wenngleich der Aufschrei des Entsetzens, den der überraschende Einzug von Vater Jean-Marie Le Pen in die Stichwahl 2002 auslöste, dieses Jahr ausgeblieben ist. 

Aber auch gegen Macron gibt es viele Vorbehalte. Bei vielen Arbeitern ist der frühere Investmentbanker als neoliberaler Unternehmerfreund und arroganter Wohlstandsschnösel verschrien.

Beide mussten im Wahlkampf versuchen, ihre Wählerbasis zu vergrößern. Le Pen versuchte, die enttäuschten Wähler des gescheiterten konservativen Kandidaten Francois Fillon für sich zu gewinnen, aber auch die Anhänger von Linksaußen Jean-Luc Mélenchon. Umfragen zufolge könnten 25 Prozent der Fillon-Wähler und 15 Prozent der Melenchon-Wähler in der Stichwahl für die Rechtspopulistin stimmen. Macron dürfte jedoch in beiden Lagern deutlich mehr Wählerstimmen einfahren.

Im Vorfeld hatte es geheißen, dass bei einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung ein Sieg der Rechtspopulistin nicht ausgeschlossen sei. Der Montag nach dem Wahlsonntag ist in Frankreich ein Feiertag. Viele Franzosen könnten das verlängerte Wochenende deswegen fern der Wahllokale verbringen, keine gute Nachricht für Macron.

Das nächste Match beginnt am Tag danach

Europa hofft, dass er die Wahl gewinnt. Doch das wahre Match für ihn und die Weichenstellungen für Europa beginnen erst am Tag danach.

Macron hat die Bewegung "En Marche" initiiert, die ihn innerhalb nur eines Jahres in der Wählergunst ganz nach oben getragen hat. Aber er verfügt über keine gewachsene Partei. Am 11. Juni (erster Wahlgang) und eine Woche darauf (zweiter Wahlgang) wird die Nationalversammlung gewählt. Die Sozialdemokraten erzielten dort vor fünf Jahren mit 48,5 Prozent die Mehrheit.  Über 50 Prozent brachte es der scheidende Präsident Francois Hollande im Parlament nur mit Hilfe der radikalen Linken.

Sollte Macron heute gewinnen, muss er danach trachten, seine Bewegung zu erden, und im Parlament Verbündete für seine Politik zu finden. Le Pen wäre dann geschlagen, aber die Frustration jener, die sie wählen, bliebe. Hauptwurzel der großen Enttäuschung über die Politik sind die Strukturen innerhalb der EU, die man als demokratiefeindlich und gegen den kleinen Mann gerichtet erachtet. Wenn sich daran nichts ändert, ist Le Pen nach den nächsten Wahlen Präsidentin, und auch in anderen Ländern reussieren weiter populistische Politiker, die sich die Emotionen der Menschen zunutze machen.

Letzte Chance für Europa

Die deutsche Politikwissenschaftlerin und Publizistin Ulrike Guérot, sie lehrt auch an der Donau-Universität Krems, betrachtet die EU in ihrer heutigen Form als gescheitert. Frankreich bzw. Frankreichs neuer Präsident ist für sie die letzte Gelegenheit auch für Europa, sich in sich selbst zu erneuern, betonte sie zuletzt im TV-Talk bei Maybrit Illner. "Es ist die letzte Chance für Europa, sich zu parlamentarisieren, sich zu demokratisieren, die Vorschläge liegen alle auf dem Tisch." 

Frankreich habe mehrere Anläufe gemacht, die EU-Strukturen zu erneuern, sei dabei jedoch jedes Mal an Deutschland gescheitert, betonte Guérot bei Illner. Es liege jetzt an Macron - so er denn die Wahl gewinnt - Deutschland für eine Reform zu gewinnen und damit einerseits sich selbst in Hinblick auf die Parlamentswahlen zu stärken und andererseits einen Kurswechsel Europas einzuleiten, der dazu führe, dass sich die Menschen in Europa wieder mit der EU identifizierten.