Die Evangelischen Kirchen Österreichs protestieren gegen die Instrumentalisierung von Gott durch die FPÖ und ihren Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer. Der FPÖ-Kandidat hat für die Präsidentenwahl am 4. Dezember gerade eine Plakat-Kampagne mit dem Zitat "So wahr mir Gott helfe" gestartet. Die Spitzenvertreter der Evangelischen Kirchen kritisieren dieses Vorgehen.

"Gott lässt sich nicht für eigene Absichten oder politische Zwecke instrumentalisieren", hieß es am Montag in einer Stellungnahme von Bischof Michael Bünker (Evangelische Kirche nach Augsburger Bekenntnis), Landessuperintendent Thomas Hennefeld (Evangelische Kirche nach Helvetischem Bekenntnis) und Superintendent Stefan Schröckenfuchs (Evangelisch-methodistische Kirche). Selbstverständlich sei es "gutes Recht eines jeden Christenmenschen", sich öffentlich zum Glauben zu bekennen und sich mit der Bitte um Hilfe an Gott zu wenden. "Wir lehnen es jedoch ab, Gott für Wahlkampagnen zu bemühen", so die Repräsentanten der Evangelischen.

Auch Gott der Flüchtlinge

Der Gott der Bibel sei kein "christlich-abendländischer", sondern ein universaler Gott, der Partei ergreife für schwache, arme und notleidende Menschen. Aus diesem Gottesverständnis resultierten der Einsatz und eine besondere Verantwortung auch für alle Schwachen in der heutigen Gesellschaft. Dazu zählen, so die Evangelischen Kirchen, "heute ganz besonders auch Flüchtlinge und Fremde".

"Gott für die eigenen politischen Interessen einzuspannen und ihn in Verbindung mit dem Hinweis auf das christliche Abendland zumindest indirekt als Kampfansage gegen andere Religionen und Kulturen einzusetzen, erachten wir als Missbrauch seines Namens und der Religion", hieß es in der Stellungnahme weiter.

Auch der steirische Bischofsvikar Hermann Glettler reagierte am Montag in einer Aussendung auf die Plakat-Kampagne. "Staat und Kirche sind in ihrer Autonomie zu respektieren. Die Kirche möchte in keiner Weise in eine politische Kampagne hineingezogen werden", so Glettler. Zudem sei der Gebrauch des Gottesnamens in einem Wahlkampf völlig deplatziert.

Hofer trat 2009 wegen einer seiner Meinung nach von höchsten katholischen Kreisen initiierten Kampagne und "Hexenjagd gegen die FPÖ und ihre Mitglieder" aus der katholischen Kirche aus und später in die Evangelische Kirche ein.

"Auf eigene Gefahr"

Michael Prüller, Kommunikationschef der Erzdiözese Wien, meinte am Wochenende in einem Gastkommentar in der "Presse", dass "Gott" kein Begriff sei, auf den Katholiken oder Christen ein Copyright hätten. Auch Prüller führte das Zweite Gebot ins Treffen. "Es steht der Kirche nicht zu, über die Motive Norbert Hofers zu spekulieren. Aber wenn er Gott ins Spiel bringt, tut er das auf eigene Gefahr", so der Sprecher von Kardinal Christoph Schönborn.

Auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Ibrahim Olgun, kritisiert indes den Gottes-Bezug auf den Wahlplakaten des freiheitlichen Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer. "Jegliche Art der Instrumentalisierung religiöser Inhalte ist für unsere Gesellschaft nicht tragbar. Für die IGGiÖ ist jede Art religiöser Inhalte in einer politischen Kampagne - unabhängig von der jeweiligen Glaubensgemeinschaft - ein "No-Go".

ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka betonte in einer Reaktion auf den Wahlkampfslogan von FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer, dass er die Trennung von Kirche und Staat in Österreich für "sehr gut" halte. Die Plakat-Kampagne mit dem Zitat "So wahr mir Gott helfe" haben Kirchenvertreter bereits "deutlich" kommentiert, so Lopatka am Rande einer Pressekonferenz.

Lopatka, er ist übrigens Theologe, verwies außerdem auf Luther und das zweite Gebot, wonach man den Namen des Herren nicht missbrauchen dürfe: "Das bringt es gut auf den Punkt."

FPÖ weist Kirchen-Kritik zurück

Die FPÖ weist die Kritik der Evangelischen Kirchen am Gottesbezug zurück. "Die Verwendung des Zusatzes zur Gelöbnisformel des Amtseids 'So wahr mir Gott helfe' auch auf dem Plakat ist alles andere als ein Missbrauch des Begriffs Gottes", erklärte FPÖ-Generalsekretär und Hofer-Wahlkampfleiter Herbert Kickl in einer Aussendung.

Genauso wenig wie der Begriff Gott missbraucht werde, wenn man jemanden mit den Worten "Grüß Gott" begrüßt, wenn jemand sich mit "Gott sei Dank" bedankt oder jemand die Worte "Um Gottes Willen" ausspricht, so Kickl. Der Begriff Gott sei tief "in unserer Tradition und im Wertegefüge unserer Leitkultur" verankert. Vorwürfe einer unpassenden oder unangebrachten Verwendung gingen daher ins Leere, so Kickl.

Hofer verwende diesen Zusatz bewusst und aus innerster Überzeugung. "Das ist nicht irgendein Spruch, den man so locker daher sagt, sondern das kommt aus der innersten Überzeugung eines Menschen, das kommt aus dem Herzen und das kann diesem Menschen auch niemand nehmen", meinte der FPÖ-Generalsekretär.