Viele Menschen frieren in diesem griechischen Winter. Die Einkommen der meisten Griechen sind um ein Viertel oder mehr geschrumpft, die Zahl der Beschäftigten ist mit 3,7 Millionen um fast eine Million niedriger als vor Beginn der Krise. Griechenland hängt am Tropf der Troika aus EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF). Im alten Jahr musste ein zweiter Hilfskredit von 130 Milliarden Euro gewährt werden, das Land hängt jetzt mit 200 Milliarden am Tropf der drei Gläubiger und ihrer Mitgliedsstaaten.

Der Sirtaki auf dem Schuldenvulkan ist noch nicht zu Ende. Die Griechen sind wütend auf ihre Politiker und die EU. Nur mit Mühe kam nach den Wahlen im Frühsommer eine funktionsfähige Regierung zustande. Die muss den Menschen härteste Sparpakete zumuten, die massive Korruption bekämpfen und die laxe Steuermoral heben. Reiche Griechen brachten hohe Milliardenbeträge auf Schweizer Konten, während Hunderttausende ins existenzielle Nichts abzustürzen drohen und der Staat Gehälter und Pensionen kaum auszahlen kann.

Vorlaute Fekter

Die zweite Rettung Griechenlands hat die ganze EU viel Kraft gekostet, weil die Finanzmärkte auch anderen Euroländern das Vertrauen entzogen. Österreich verlor seine Topposition bei den Rating-Agenturen. In intensiven Verhandlungen versagten manchmal die Nerven. Als die heimische Maria Fekter im Frühjahr nach einer Sitzung der Euro-Finanzminister vorlaut - aber korrekt - die Einigung auf einen Hilfsfonds mit insgesamt 800 Milliarden Euro verkündete, hatte sie gegen die Hackordnung verstoßen. Sie wurde von Luxemburgs Jean-Claude Juncker unwirsch zurechtgewiesen. Dieser seinerseits hat nach diesem turbulenten Jahr genug vom Job als Chef der Euro-Gruppe.

Die Griechen-Krise stürzte fast ganz Europa in eine neue Wirtschaftsflaute und verstärkte damit die Schuldenproblematik gerade der Sorgenländer. Während Irland und Portugal mit zusammengebissenen Zähnen durch harte Sparpakete die 2010 gewährten Hilfskredite rechtfertigen, wehrt sich besonders Spanien verbissen, in eine ähnliche Lage zu kommen. Ende des Jahres mussten aber 40 Milliarden zur Rettung spanischer Banken nach Madrid überwiesen werden.

Zähmung der Banken

2012 war geprägt von einem verbissenen Ringen zwischen den Finanzmärkten, die den Schuldenländern und damit der ganzen Eurozone das Vertrauen entzogen, und den europäischen Politikern, die um eben dieses Vertrauen mit immer neuen Pakten warben.

Zum psychologischen Arsenal in diesem Kampf um Vertrauen gehörte etwa der Besuch Angela Merkels im emotional aufgeheizten Athen.

Entscheidend für die Beruhigung der Lage waren die Zinssenkung durch die EZB im Frühjahr, der Start des ultimativen Hilfsfonds EMS im Herbst und das im Dezember weitgehend fertig geschnürte Paket zur Zähmung der Banken. Zwar gab es auch hier ein Gezerre um Termine und Kompetenzen, aber letztlich war den EU-Spitzen bewusst, worum es geht. Das Geflecht aus gemeinsamer Bankenaufsicht, Trennung von Spekulation und normalem Geldgeschäft sowie die ausreichende Kapitalausstattung des Sektors steht noch am Anfang, aber es ist eine gute Voraussetzung, dass die Eurokrise 2013 nicht wieder aufflammt.